Bayern-Star Leroy Sané wäre der perfekte Spieler, um Mohamed Salah beim FC Liverpool zu ersetzen

Liverpool weiß genau, wie gefährlich Sané sein kann. Während seiner Zeit bei Manchester City traf er viermal gegen die Reds, denen er in der Premier-League-Saison 2018/19 die einzige Niederlage beibrachte. Das spielte natürlich eine entscheidende Rolle im größten und am umkämpftesten Titelrennen der Geschichte.

Die Fans werden sich aber auch daran erinnern, dass Sané zum Zeitpunkt dieses epischen Spiels im Etihad Stadium nicht in der Startelf stand. Zwar erzielte er in jener Saison mit 16 Toren die meisten seiner Karriere. Aber schon damals kursierten Wechselgerüchte.

Citys Teammanager Pep Guardiola machte keinen Hehl daraus, dass er mit dem PFA Young Player of the Year 2017/18 nicht mehr ganz zufrieden war. Das Problem war Sanés Einstellung. Guardiola war der Meinung, dass der Youngster seine defensiven Aufgaben nicht erfüllte, wenn City nicht im Ballbesitz war. Er gab zu, dass er von Sanés lässiger Einstellung frustriert war: "Ich bin sehr anspruchsvoll bei ihm und manchmal bin ich gerne kritisch mit ihm", gestand er im April 2019. "Wir kennen sein Potenzial und wollen ihm helfen, in seinem Spiel konstanter zu werden."

Guardiola scheiterte daran jedoch und so wechselte der deutsche Nationalspieler im Jahr 2020 verspätet zu den Bayern. Eigentlich hätte der Deal schon 2019 unter Dach und Fach gebracht werden sollen - doch Sané zog sich im Community Shield gegen den FC Liverpool (1:1, 5:4 n. E.) eine schwere Knieverletzung zu.

Der Tapetenwechsel half Sané aber nicht dabei, die Zweifel an ihm zu beseitigen. Im Gegenteil, sie wurden sogar noch schlimmer, weil viele in München das Gefühl hatten, dass der Angreifer einfach nicht zu den Bayern passte. Ihm fehle die Verbissenheit, die Entschlossenheit und die Siegermentalität, die man in der Allianz Arena brauche.

Sané schoss zwar auch in der Bundesliga weiterhin Tore und traf in seinen ersten drei Spielzeiten wettbewerbsübergreifend jeweils zweistellig, aber er glänzte nur sporadisch.

Bei seiner Ankunft schwärmte er davon, unter Hansi Flick zu spielen, den er noch aus der Zeit kannte, als dieser Sportdirektor beim DFB war, auch verantwortlich für die U21. Als Trainer lernte Sané ihn jedoch nicht vor der gemeinsamen Zeit beim FC Bayern kennen. Als der Außenstürmer im November 2015 Nationalspieler wurde, war Flick nicht mehr Co-Trainer Joachim Löws.

Später stellte sich jedoch heraus, dass Flick eigentlich darauf gedrängt hatte, dass die Bayern Timo Werner statt ihn verpflichten sollten. Vor allem Sportdirektor Hasan Salihamidzic war also für den Sané-Deal verantwortlich. Das bestätigte sogar der Spieler, Salihamidzic habe "vom ersten Moment an hinter dem Transfer gestanden".

Vor diesem Hintergrund ist es vielleicht nicht überraschend, dass Sané sich unter dem späteren Bundestrainer schwertat. Flick stellte seine Arbeitsmoral regelmäßig in Frage und gab ihm selten volle 90 Minuten.

Die Ankunft von Trainer Julian Nagelsmann, später ebenfalls Bundestrainer, schien der Wendepunkt in Sanés Zeit beim FC Bayern zu sein. Der neue, junge Trainer übertrug ihm die Rolle des linken Außenstürmers, der immer wieder in die Mitte ziehen sollte. Sané genoss diese flexible Position. In der ersten Hälfte der Saison 2021/22 sah es sogar aus, als könnte Sané in die Weltklasse vordringen. Bis zur Winterpause erzielte er zehn Tore, die Hälfte davon in einer fantastischen Champions-League-Gruppenphase.

Doch wie er selbst zugab, geriet die Saison der Bayern dann ins Stocken. In der Champions League war sensationell schon gegen den FC Villarreal im Viertelfinale Schluss. Viele Experten machten Nagelsmann dafür verantwortlich, der von einem 4-2-3-1 auf ein 3-4-3 umgestellt hatte. Sané wechselte so auf den rechten Flügel und performte dort nicht. Nach Weihnachten erzielte er nur noch vier Tore und war plötzlich ein Schatten seiner selbst.

Sané selbst war unzufrieden - und seine resignierende Art verärgerte die Fans. Die Gerüchte über einen Abgang wurden immer lauter - auch, als sein Mentor Nagelsmann Ende März 2023 in München entlassen wurde. Es hieß, ab 60 Millionen Euro Ablöse seien die Münchener bereit, ihn ziehen zu lassen.

Anfangs war nicht klar, ob Thomas Tuchel eine positive oder negative Neuerung für Sané bedeutete. Der frühere Trainer von Borussia Dortmund, Chelsea und Paris Saint-Germain ist dafür bekannt, seinen Stürmern defensiv viel abzuverlangen - doch gleichzeitig gelang es ihm, aus schillernden Figuren wie Neymar und Pierre-Emerick Aubameyang Top-Leistungen herauszukitzeln.

Auch Tuchel setzte Sané in den ersten Wochen seiner Amtszeit hauptsächlich auf der rechten Seite ein, ohne dass sich dessen Leistungen merklich verbesserten.

Trotz der anhaltenden Transfergerüchte war Tuchel fest davon überzeugt, dass Sané eine Schlüsselrolle in seiner Mannschaft einnehmen könnte.

Sané wieder auf die linke Seite zu stellen, war dafür sicherlich hilfreich - aber es war auch klar, dass weitere Sachen geändert werden mussten. Es herrschte, wie Tuchel es ausdrückte, "eine gute Chemie" zwischen den beiden, als er Sané anstachelte.

Aktuell ist er bereits auf dem besten Weg, seine bisherige Bestmarke von acht Toren in einer Bundesligasaison zu übertreffen. Bisher hat er in der Saison 2023/24 in sieben Spielen schon sechsmal getroffen. Tuchel schwärmte nach dem 3:0-Sieg gegen Freiburg kurz vor der Länderspielpause: "Wenn er mit der Freiheit, der Lust und der positiven Körpersprache spielt, dann macht er den Unterschied."

Für Sané gibt es keinen Zweifel daran, dass Tuchel nicht nur "die richtige Person für Bayern" sei, sondern auch für ihn als Spieler. "Ich spreche viel mit ihm", gab er kürzlich zu. "Er gibt mir ein sehr gutes Gefühl und ich spüre viel Vertrauen."

Es ist klar, dass Sané auch von Tuchels taktischer Vorliebe, die Bayern tiefer stehen zu lassen, um den schnelleren Spielern der Mannschaft mehr Raum hinter der gegnerischen Abwehr zu geben, profitiert. Es ist nicht zu leugnen, dass die Ankunft von Harry Kane im Sommer ebenfalls ein Schlüssel zur Topform Sanés war.

Da Sané fließend Englisch spricht, hat er eine wichtige Rolle bei der Integration des ehemaligen Tottenham-Stürmers in die Bayern-Kabine gespielt. Die beiden haben Berichten zufolge eine enge Freundschaft geschlossen. Aber auch auf dem Spielfeld verstehen sie sich hervorragend. Kane ist einer der intelligentesten und flexibelsten Stürmer, die es derzeit gibt. Seine Läufe sind ein Geschenk des Himmels für Sané, denn der englische Nationalspieler zieht die Innenverteidiger oft von der Mitte auf die Flanken und bietet seinen Stürmerkollegen so große Räume.

"Für unseren Spielstil ist es wichtig, dass wir eine echte Nummer 9 haben, aber Harry lässt sich auch tief fallen, so dass wir gut rotieren können", erklärte Sané kürzlich. "Ich liebe es, mich aus dem offensiven Mittelfeld mit Tempo nach vorne zu bewegen - das hat mit Harry schon ein paar Mal gut funktioniert und mit mehr Spielen und Trainingseinheiten kann es definitiv besser werden."

Das Ergebnis ist, dass Sané die wohl effektivste Phase seiner bisherigen Karriere erlebt. Das liegt nicht nur daran, dass er gut mit Neuzugang Harry Kane zusammenspielt.

Er hat auch die Freude an seinem Spiel wiederentdeckt und lässt seine Gegner mit derselben Finesse und demselben Drive wie der Sané von 2017/18 stehen. In der Tat gibt es derzeit keinen besseren Dribbler auf höchstem Niveau. Der 27-Jährige hat in dieser Saison bereits satte 45 Dribblings in der Liga absolviert - zwölf mehr als der Zweitplatzierte. "Es ist beeindruckend zu sehen, wie er es schafft, konstant starke Leistungen zu bringen", sagte Joshua Kimmich. "Es ist eine angemessene Belohnung für all die harte Arbeit, die er leistet. Man merkt ihm an, dass er Spaß hat. Das wirkt sich auch auf den Rest von uns aus."

Aber ist Sané auch der richtige Mann, um Salah in Liverpool zu ersetzen? Die Reds sind angeblich bereit, ihren Transferrekord zu brechen, um ihn im nächsten Sommer zu verpflichten.

Es gibt natürlich auch einige Bedenken, die mit der Art und Weise zusammenhängen, wie seine Karriere bei City aus den Fugen geriet. Und in München hielten sich diese Schwierigkeiten bekanntlich zunächst an.

Bei den Bayern heißt es jedoch, dass Sané gereift sei. Dass er nun in der Lage sei, sein Potenzial in seinen besten Jahren auszuschöpfen. Das Talent hatte er immer, jetzt scheint er auch die nötige Einstellung zu haben. Seine Defensivarbeit hat sich so sehr verbessert, dass er unter Klopp gut gedeihen könnte.

Natürlich gibt es auch taktische Überlegungen, weil er eindeutig eine Rolle mit mehr Freiheiten braucht. Er kann nicht immer nur an der Seitenaus-Linie spielen. Bei den Bayern tauscht er regelmäßig mit Kingsley Coman die Flügel, während er sich gleichzeitig auch mal ins Zentrum treiben lässt. Aber obwohl Salah die meiste Zeit auf der rechten Seite verbringt, ist er nicht an die Seitenlinie gebunden. Er kann sich frei bewegen und es ist auch erwähnenswert, dass Liverpool eine der flexibelsten Sturmreihen in Europa besitzt - jeder kann auf verschiedenen Positionen spielen.

Letztlich wird es aber auf Sané selbst ankommen - darauf, ob er die Konstanz erreicht, die ihm so lange gefehlt hat. Wenn ihm das gelingt, gibt es keinen Grund, warum Liverpool ihn nicht zur Priorität auf dem Transfermarkt machen sollte.

Die Fans träumen vielleicht immer noch davon, Kylian Mbappé zu verpflichten. Aber die Realität ist, dass der aktuelle Sané noch besser geeignet ist, Salah in Anfield zu ersetzen.