"Es war nicht einfach, Barcelona abzusagen": Barça ging der perfekte Nachfolger von Frenkie de Jong durch die Lappen

Zu Beginn des Januar-Transferfensters 2024 war der FC Barcelona auf der Suche nach einem neuen zentralen Mittelfeldspieler. Viele Fans gingen davon aus, dass es sich dabei um einen Spieler handeln würde, der Trainer Xavi sofort helfen könnte. Aber Barças finanzielle Mittel sind begrenzt und so fiel die Wahl schnell auf ein verhältnismäßig günstiges Talent.

Die Spur führte sie zu Lucas Bergvall, einem schwedischen Teenager, der in den letzten Jahren in seinem Heimatland für Furore gesorgt hatte. Barça konnte sich jedoch nicht auf einen Vertrag mit dem 18-Jährigen einigen, weil der sich zum allgemeinen Erstaunen für Tottenham Hotspur entschied.

Aber wer ist Bergvall? GOAL stellt eines der größten Talente Skandinaviens vor.

  • Die ersten Schritte

    Bergvall wurde am 2. Februar 2006 in Stockholm (Schweden) geboren und spielte in seiner Jugend für die Akademie von IF Brommapojkarna. Obwohl der Verein international unbekannt ist, hat er eine Reihe von Spitzenspielern hervorgebracht - zum Beispiels Tottenhams Dejan Kulusevski.

    Bergvall wurde schon früh als Talent in den schwedischen U-Nationalmannschaften ausgemacht und spielte dort regelmäßig. Sein älterer Bruder Theo ist ein vielversprechender Rechtsverteidiger, der ebenfalls die Akademie Brommapojkarnas durchlaufen hat.

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  • Der große Durchbruch

    Bergvall war um die 15, als er erstmals mit dem Wechsel zu einem namhaften Klub flirtete. Er absolvierte Probetrainings bei Manchester United und Feyenoord Rotterdam, entschied sich aber für einen Verbleib bei Brommapojkarna.

    Diese Entscheidung erwies sich als klug. Bergvall trug maßgeblich dazu bei, dass sein Heimatverein 2022 in die Allsvenskan (Schwedens höchste Spielklasse) aufstieg. Dann wurde er mit einem Wechsel zum zwölfmaligen schwedischen Meister Djurgardens belohnt, der knapp eine Million Euro für den Mittelfeldspieler ausgab - eine Rekordablöse für einen schwedischen Teenager.

  • Lucas Bergvall Getty Images

    So läuft's gerade

    Das war im Dezember 2022, und seitdem ist Bergvall ein Star. In seinen ersten Tagen bei Djurgardens bewies er, dass er ein Stammspieler sein kann - und schaffte es bereits nach sechs Wochen im Verein in die erste Elf. Mit damals 17 stand er auch in den wichtigen Spielen in der Startformation.

    Er beendete seine erste Saison in der höchsten Spielklasse Schwedens mit 29 Einsätzen und steuerte drei Tore bei.

  • Seine Stärken

    Wer Bergvall beobachte, dem fällt sofort seine Beweglichkeit am Ball auf. Der 18-Jährige lässt das Spiel leicht aussehen, gleitet durch das Mittelfeld und durchbricht die Linien mit seinen Dribblings. Außerdem ist er für sein Alter physisch schon erstaunlich stark und weiß, sich im Zweikampf zu behaupten.

    Im System von Djurgardens' Trainern Kim Bergstrand und Thomas Lagerlöf ist Bergvall der offensivste Mittelfeldakteur Er sprintet regelmäßig das Feld hoch und runter, ist ein Box-to-Box-Mittelfeldspieler. Aber im Gegensatz zu vielen jungen Mittelfeldakteuren weiß Bergvall, wann er mit nach vorne geht, und wann er besser hinten bleibt. Er wird nie ein großer Torjäger werden, aber er beherrscht den späten Vorstoß in den Strafraum, wie ihn der ehemalige Chelsea-Star Frank Lampard einst perfektionierte.

  • Woran er arbeiten muss

    Bergvall hat zwar ein durchaus intelligentes Stellungsspiel, muss sich aber noch an die modernen Anforderungen an hochklassige Mittelfeldspieler anpassen und sein Defensivspiel verbessern. Manchmal lässt er noch einige Lücken offen, statt sie zu stopfen.

    Er ist kein geborener Torjäger, an seiner Kaltschnäuzigkeit sollte er noch arbeiten und so mehr Torgefahr ausstrahlen.

  • Frenkie de Jong Barcelona 2023-24Getty

    Der neue ... Frenkie de Jong?

    Es gibt eine Reihe interessanter Vorbilder für Bergvall. Ein beliebtes Beispiel, vor allem in den spanischen Medien, ist Andrés Iniesta. Beide haben eine tolle Ballbeherrschung, sind fleißige Läufer und es ist eine Freude, ihnen zuzusehen.

    Aber Iniesta könnte ein zu hochgestecktes Ziel für einen 18-Jährigen sein, der noch kein Spiel in einer der fünf großen europäischen Ligen bestritten hat. Ein passenderer Vergleich ist vielleicht Barcelonas Frenkie de Jong. Es ist verblüffend, wie ähnlich sich die beiden beim Dribbling sind. Beide sind schlaksige Gestalten, die scheinbar mühelos über das Spielfeld schweben, den Ball erobern und dabei immer den Kopf oben haben. Sie decken den Raum dabei klug ab.

    Bergvall wird sich natürlich noch steigern müssen, um das Niveau von De Jong zu erreichen. Er ist noch kein metronomischer Passgeber im Mittelfeld wie der Barça-Star. Aber das Potenzial ist vorhanden.

  • Wie geht es weiter?

    Der Beginn des Jahres 2024 war für den umworbenen Bergvall sehr ereignisreich. Nachdem es zunächst so aussah, als hätte Eintracht Frankfurt das Rennen um seine Unterschrift gewonnen, wurden er und sein Gefolge am Mittwoch bei einem Treffen mit Barças Sportdirektor Deco in Spanien gesichtet. Der Transfer zu den Blaugrana stand kurz bevor, ehe es doch noch eine spektakuläre Wende gab: Tottenham grätschte in den letzten Stunden der Transferperiode dazwischen und bot eine Ablösesumme von zehn Millionen Euro im Voraus - inklusive möglicher Boni. Der Deal war damit gelaufen.

    Dem Sport Bladet erklärte Bergvall, wie es zu seiner Kehrtwende kam: "Es war das bessere Bauchgefühl. Beides sind unglaubliche Vereine. Die Chance war sehr schwierig, lange stand es 50/50. Mein Gefühl aber sagte mir, dass Tottenham der nächste Schritt sein muss. Es war nicht einfach, Barcelona abzusagen und ich brauchte viel Zeit für meine Entscheidung."

    Mit seiner Wahl ist er zunächst sehr zufrieden. "Ich wurde unglaublich aufgenommen. Es ist ein familiärer Klub mit tollen Menschen", so Bergvall.

    Bergvall wird noch die Saison 2024 mit Djurgardens beginnen, bevor er im Sommer nach England wechselt. Spurs-Trainer Ange Postecoglou mangelt es nicht an Optionen im Mittelfeld, deshalb wäre es eine Überraschung, wenn Bergvall sofort in die erste Mannschaft aufrücken würde.

    Wenn er es aber tut, dürfte es nicht lange dauern, bis er zeigt, warum Barcelona ihn unbedingt verpflichten wollte.