Mathys Tel Bayern 2025Getty Images

"Es passiert ehrlicherweise ganz selten, dass sich so viele Vereine melden": Angreifer vom FC Bayern ist unglaublich begehrt

All seine Kollegen waren nach der obligatorischen Ehrenrunde schon längst in die Katakomben verschwunden. Aber Mathys Tel hatte noch nicht genug. Alleine lief der 19-jährige Franzose über den Rasen der Allianz Arena. Klatschte, winkte, klatschte. Dann marschierte er nochmal Richtung Südkurve. Schlug dort mit einigen Anhängern ein, posierte für Fotos, plauderte kurz. Seine Jacke übergab er einem Fan, der an diesem kalten Januarabend oben ohne am Zaun hing.

Es waren rührende Szenen, die sich nach dem 3:1-Sieg des FC Bayern gegen Slovan Bratislava zutrugen. Szenen aber, die nach Abschied rochen. Aufgrund mangelnder Einsatzzeiten wird Publikumsliebling Mathys Tel seit Wochen mit einem Winterwechsel in Verbindung gebracht - nun könnte es kurz vor Ende der Transferphase tatsächlich noch passieren. Womöglich war sein Auftritt gegen Slovan der (vorerst) letzte für den FC Bayern.

Lange nach seinen Kollegen begab sich Tel schließlich doch noch in die Kabine, die er erstaunlicherweise als Erster auch schon wieder verließ. Wie es mit ihm weitergeht? "Ich weiß es nicht", sagte Tel in der Mixed Zone und verschwand in die Münchner Nacht. Kurz darauf kam Sportvorstand Max Eberl vorbei. Er war deutlich mitteilungsfreudiger. Freimütig berichtete er von den Gesprächen mit Tel - und von dessen Sinneswandel.

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    FC Bayern: Max Eberl erzählt die Geschichte von Mathys Tel

    "Wir haben uns im Dezember mit ihm hingesetzt und die Hinrunde revue passieren lassen. Vinnie (Trainer Kompany), Christoph (Sportdirektor Freund), sein Berater und er saßen mit am Tisch. Wir haben über alles gesprochen, auch da schon über die Möglichkeit einer Leihe", berichtete Eberl.

    Das habe bei einer Pressekonferenz vor zwei Wochen aber ganz anders geklungen, warf ein Reporter ein. Tel sei "bei uns voll eingeplant", hatte der Sportvorstand damals betont. "Lass' mich doch fertig erzählen, die Geschichte", erwiderte Eberl nun harsch. Also, zurück zur Geschichte: "Mathys hat damals entschieden, er möchte bleiben und sich durchsetzen. Deshalb haben wir gesagt, es gibt keine Leihe. Jetzt kommt Mathys und sagt, er kann sich doch vorstellen, was zu tun. Jetzt müssen wir überlegen, was wir tun."

    Am Montag habe Tel diese Entscheidung kommuniziert, nachdem er zuvor dreimal hintereinander über die volle Spielzeit auf der Bank gesessen hatte. Das Transferfenster ist noch bis Montag geöffnet. Ob für den FC Bayern prinzipiell nur eine Leihe in Frage kommt oder auch ein fester Transfer, ließ Eberl offen.

    "Wir werden schauen, ob wir eine Lösung hinkriegen. Die Zeit drängt", sagte der Sportvorstand - und haderte mit Tels Sinneswandel. Hätte er seinen Wechselwunsch im Dezember hinterlegt, hätte sich der FC Bayern in aller Ruhe nach Ersatz umschauen können. "Jetzt sind wir Ende Januar und jetzt ist es für alle Beteiligten ein bisschen schwierig. Wir hätten es gerne gehabt, dass er sich weiter durchbeißt, wie er es im Grunde auch gesagt hat."

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  • Max Eberl HIC 2:3Getty Images

    FC Bayern: Max Eberl bestätigt reges Interesse an Mathys Tel

    Für Tels persönliche Entwicklung erscheint eine Leihe durchaus sinnvoll - so sieht es übrigens auch Kapitän Manuel Neuer: "Es ist definitiv wichtig für junge Spieler, Matchpraxis zu bekommen. Er hat bei uns nicht genügend bekommen. Vielleicht ist es der richtige Schritt für ihn."

    An Interessenten mangelt es jedenfalls nicht. Eberls Telefon klingelt ohne Pause. "Es passiert ehrlicherweise ganz selten, dass sich so viele Vereine melden", berichtete er. Inländische und ausländische Nummern seien dabei. Angeblich bemühen sich aktuell vor allem der FC Chelsea, Tottenham Hotspur, der FC Arsenal, Manchester United und Olympique Marseille um Tel, zudem wurden auch schon Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt gehandelt.

    Der FC Bayern wird Tel aber wohl nur abgeben, wenn gleichzeitig Ersatz kommt. Gerüchte gibt es unter anderem über Christopher Nkunku vom FC Chelsea und Rayan Cherki von Olympique Lyon. Ohne Tel würden die Münchner über keinen nominellen Ersatzmann für Stürmer Harry Kane verfügen. Wobei er anders als in seinen ersten beiden Jahren beim FC Bayern in dieser Saison ohnehin keine Hilfe für das Torkonto darstellt.

  • FC Bayern München v VfL Wolfsburg - BundesligaGetty Images Sport

    Mathys Tel stand gegen Slovan überraschend in der Startelf

    2022 im Alter von 17 Jahren für 20 Millionen Euro von Stade Rennes nach München gewechselt, entpuppte sich Tel schnell als brandgefährlicher Joker. Mit seinen Toren, seiner unbekümmerten Spielweise und nahbaren Art avancierte er zum Publikumsliebling. Eberl verlängerte als eine seiner ersten Amtshandlungen als neuer Sportvorstand im März Tels Vertrag vorzeitig bis 2029 und nannte ihn ein "Gesicht der Bayern-Zukunft".

    Seitdem stagniert Tels Entwicklung. In dieser Saison kam er bis dato erst auf 458 Einsatzminuten. 62 davon überraschend gegen Slovan als linker Schienenspieler in einem ungewohnten 3-1-5-1-System. "Er hat es verdient", erklärte Trainer Vincent Kompany vorab. "Hoffentlich zeigt er, wie gut er ist." Sein folgender Auftritt war dann ein Sinnbild seiner ganzen Saison. Sehr engagiert, aber auch unglücklich. Sieben Schüsse gab Tel ab, verpasste dabei aber erneut seinen ersten Treffer dieser Spielzeit.

    Wie bei seinen vorherigen Einsätzen sei Tel laut Eberl "bemüht und fleißig" gewesen, habe jedoch "Esprit, Leichtigkeit und Freiheit" vermissen lassen. "Unsere Meinung über Mathys hat sich dennoch nicht geändert", erklärte Eberl und attestierte ihm einmal mehr "extrem großes Potenzial" und eine "unfassbar große Perspektive". Womöglich liegt diese Perspektive nun (zumindest vorerst) außerhalb Münchens.

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