Thomas MüllerImago

Es könnte sogar noch trauriger werden! Viele schöne Aussichten beim FC Bayern München - aber auch eine "Gefahr"

Generell ist es eigentlich immer besser, wenn man Gläser halbvoll sieht und nicht halbleer. Spricht schließlich für eine positive Grundeinstellung. Bei Partys gilt jedoch das exakte Gegenteil! Da stehen leere Gläser für Freude, Jubel, ausgelassene Stimmung - und beim Fußball gerne für Titel.

Bekommt ein siegreicher Bajuware nach einem neuerlichen Titelgewinn ein riesiges Weißbierglas ausgehändigt, dann leert er es für gewöhnlich dem nächstbesten Kollegen über den Kopf. Oder notfalls sich selbst in den Schlund. Besser halbleer als halbvoll, am besten ganz leer.

Insofern entbehrte es nicht einer gewissen Komik, dass Sportvorstand Max Eberl nach diesem 3:3 gegen RB Leipzig sagte: "Wir sehen das Glas halbvoll." Gemeint war das natürlich positiv. Auf der Meta-Ebene unterstrich diese Aussage aber wunderbar die diffuse Gefühlslage, in der sich der FC Bayern an diesem Samstagabend befand. War das Remis ein Erfolg oder nicht? Sind die Münchner jetzt Meister oder nicht?

"No title yet", twitterte der FC Bayern. Thomas Müller, um den sich aufgrund seines bevorstehenden Abschieds bei den Münchnern aktuell alles dreht, fühlte sich dagegen schon "ganz als Meister". Joshua Kimmich sagte: "Ja, wir sind deutscher Meister, wenn wir ehrlich sind." Eberl erklärte dagegen nur: "Das Spiel ist ein weiterer Schritt in Richtung Meisterschaft."

  • FC Bayern: Später Ausgleich, verhaltener Jubel

    Man ist zum 34. Mal Meister, aber nicht ganz - "Verfolger" Bayer Leverkusen müsste in den drei verbliebenen Spielen neun Punkte und 30 Tore aufholen. Man hatte in Leipzig nach 0:2-Rückstand zwischenzeitlich mit 2:2 geführt und dann nach 3:2-Führung mit 3:3 verloren. Kompliziert. Als Yussuf Poulsen tief in der Nachspielzeit zum Leipziger Ausgleich traf, sanken die Münchner geschlagen zu Boden oder gestikulierten wütend herum. Wenig meisterlich sahen sie aus.

    "Wenn wir kurz vor Schluss das 3:3 gemacht hätten, würden wir heute die Meisterschaft feiern. So ist es emotional nicht ganz so einfach zu feiern", sagte Kimmich.

    Weil ihm und seinen Kollegen der Titel aber praktisch nicht mehr zu nehmen ist, jubelten sie nach Abpfiff dennoch mit dem mitgereisten Anhang. Jedoch eher verhalten. Sie klatschten ein bisschen und warfen die Hände ein paar Mal nach oben, einige wenige Fans hielten Papp-Meisterschalen hoch. Nach wenigen Minuten verschwanden die einen in die Kabine und die anderen in den grauen, verregneten Leipziger Abend.

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  • EberlGetty Images

    FC Bayern: Max Eberl verbietet Ibiza-Trip

    Diese wohl traurigste Meisterparty der Geschichte stand schon unter keinen guten Vorzeichen. Und zwar, weil Eberl der Mannschaft vorab im Falle des Titels den eigentlich angedachten Trip nach Ibiza untersagte. "Du möchtest ja auch nicht, dass andere Vereine das machen", erklärte der Sportvorstand. "Wenn das woke wird und irgendwann machen es nach dem drittletzten Spieltag sechs Vereine, dann ist der Wettbewerb irgendwann nicht mehr richtig."

    Weitere eher halbleere Rahmenbedingungen: Wegen ihrer Abneigung gegen das Konstrukt RB verzichtete die aktive Fanszene des FC Bayern auf die gewohnten Anfeuerungen, im Auswärtsblock blieb es abgesehen von einem Feuerwerk in der Schlussphase ungewohnt ruhig; Müller wurde beim Stand von 0:2 ausgewechselt; der so titelsehnsüchtige Harry Kane fehlte Gelb-gesperrt.

    Insgeheim hatte dieser späte Ausgleich also auch seine positiven Seiten. Weil alles noch nicht ganz fixiert ist, gibt es kommenden Samstag gegen Borussia Mönchengladbach eine zweite Party-Chance - und zwar mit grundsätzlich deutlich vielversprechenderen Rahmenbedingungen.

  • RB Leipzig v FC Bayern München - BundesligaGetty Images Sport

    FC Bayern: Schöne Aussichten für Müller, Kane, Eberl und die Arena

    Das Spiel steigt in der Allianz Arena, wo die Münchner bis dato überhaupt erst einmal Meister wurden. 2019 war das, als Franck Ribéry und Arjen Robben gleichzeitig ihre emotionalen Abschiede feierten. Ähnlich rührende Szenen winken am Samstag bei Müller. Da Kane wieder spielberechtigt sein wird, dürfte Müller eingewechselt werden und somit beim Abpfiff auf dem Platz stehen. Wohl schöner für ihn, als beim Stand von 0:2 ausgewechselt zu werden.

    Und Kane selbst darf dann beim allerersten großen Titel seiner Karriere tatkräftig mitwirken. Aufgrund seiner Sperre hätten in Leipzig ohnehin "zwei Herzen in Harrys Brust geschlagen“, verriet Präsident Herbert Hainer. "Auf der einen Seite freut er sich für die Mannschaft, wenn sie Meister wird. Auf der anderen Seite wäre er ganz gern dabei."

    Eine besondere Geschichte winkt zudem Eberl, geht es doch gegen Gladbach. Ausgerechnet im Duell mit seinem langjährigen Arbeitgeber Meister zu werden, "hätte Charme", betonte der Sportvorstand. Und wie wird dann intern gefeiert? Kimmich hat die Ibiza-Pläne der Mannschaft noch nicht aufgegeben. "Wir reisen alle einzeln an, damit es keiner merkt", scherzte er.

    Zerstören kann all diese schönen Geschichten: Bayer Leverkusen. Und zwar, indem die Werkself am Sonntag beim SC Freiburg nicht gewinnt und den FC Bayern somit in Abwesenheit des FC Bayern zum Meister macht. Das will keiner, betonten explizit auch Eberl und Kimmich, und würde der Traurigkeit der Vorkommnisse an diesem Samstag in Leipzig sogar noch eine neue Dimension geben.

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