Florentino PerezGetty Images

"Es ist sogar möglich, dass ein Verein aufgrund des Negreira-Falls abgestiegen ist": Rundumschlag von Real-Präsident gegen Schiedsrichter, Verbände und Barca

Real Madrids Präsident Florentino Perez ist nach den Gerichtsvorladungen am vergangenen Donnerstag im Negreira-Fall und dem ausgebliebenen Elfmeter-Pfiff gegen Vinicius Junior am Sonntag bei einer Veranstaltung der Kragen geplatzt. Das spanische Schiedsrichterwesen, die Verbände und auch Erzfeind FC Barcelona bekamen ihr Fett weg.

  • "Wie sollen wir den größten Skandal in der Geschichte des Weltfußballs vergessen?"

    "Weihnachten ist eine Zeit, um über die Dinge nachzudenken, die uns beschäftigen. Und in unserem Fall sage ich Ihnen ganz klar, dass die größte Sorge von Real Madrid die Situation des Schiedsrichterwesens in Spanien ist", sagte Perez auf dem traditionellen Weihnachtsessen mit den Medien, bei dem es alles andere als besinnlich zuging.

    Der 78-Jährige bemängelte unabhängig von der strittigen Elfmeter-Szene am Wochenende, woraufhin die Königlichen aus allen Rohren gegen die Schiedsrichter in Spanien hetzten, die Gesamtsituation. Im Mittelpunkt stand mal wieder der Negreira-Fall, wie schon in seiner 78 Minuten langen Wutrede auf der Jahreshauptversammlung vor wenigen Wochen. 

    "Ein Problem, das unsere Grenzen überschritten hat und der Glaubwürdigkeit und dem Ruf unseres Wettbewerbs schadet. Es ist völlig unverständlich, dass die Fußballinstitution Real Madrid in diesem Kampf allein gelassen wird. Wie ist es möglich, dass wir in diesem Strafverfahren (Negreira-Fall; Anm. d. Red.) die Einzigen sind, die für Gerechtigkeit kämpfen? Wie ist es möglich, dass der Präsident der Schiedsrichter (Fran Soto, Anm. d. red.) uns auffordert, die Sache zu vergessen und ein neues Kapitel aufzuschlagen? Aber wie sollen wir den größten Skandal in der Geschichte des Weltfußballs vergessen? Das werden wir niemals tun", betonte Perez auf dem Weihnachtsbankett.

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  • Florentino PerezGetty

    Wollen Spaniens Verbände den Negreira-Fall unter den Teppich kehren?

    Auslöser für Perez' erneute Wutrede dürften auch die neusten Entwicklungen in dem viel diskutierten Fall sein. In der Affäre wird dem einstigen Vizepräsident des spanischen Schiedsrichter-Ausschusses, Jose Maria Enriquez Negreira, vorgeworfen, zwischen 2001 und 2018 über sieben Millionen Euro an Zahlungen vom FC Barcelona erhalten zu haben. Am Donnerstag war unter anderem Barca-Präsident Joan Laporta vor Gericht geladen, allerdings stellte ihm die RFEF-Anwältin gar keine und die LaLiga-Anwältin nur eine Frage. Der Verdacht: Neben Soto wollen offenbar auch der Fußball- und Liga-Verband den Skandal unter den Teppich kehren. 

    "Wie ist es möglich, dass sich der Verband und die Liga, die für die Integrität des Wettbewerbs sorgen und Gerechtigkeit verfolgen müssen, so verhalten? Woher kommt ihre Passivität? Ich vertraue darauf, dass wir das eines Tages auch erfahren werden. Der Verband und die Liga haben die Pflicht, für die Integrität des Wettbewerbs zu sorgen, um nicht als Komplizen in einem so schwerwiegenden Fall zu erscheinen", sagte Perez über die Zurückhaltung der Verbände und betonte: "Der Negreira-Fall ist zweifellos das gravierendste Problem, mit dem der Fußball derzeit zu kämpfen hat, sogar auf internationaler Ebene. Wie in den letzten Tagen veröffentlicht wurde, wissen wir heute, dass mehr als acht Millionen Euro für technische Berichte über Schiedsrichter gezahlt wurden, die teuersten Berichte der Welt, und dass diese Berichte darüber hinaus den Trainern selbst, den Adressaten der Berichte, nie bekannt waren."

    Eine klare Anspielung auf die ehemaligen Barca-Trainer Luis Enrique und Ernesto Valverde, die im Negreira-Zeitraum (2001 bis 2018) das Traineramt bei den Katalanen bekleideten, am Donnerstag vor Gericht aber erklärten, nichts von den Berichten gewusst zu haben. Ein damaliger Assistent von Quique Setien gab ebenfalls den Unwissenden, obwohl der Fall bereits seit zweieinhalb Jahren offenliegt. 

    Laporta gab sogar an, weder Negreira Senior noch dessen Sohn, der die Schiedsrichterberichte erstellte, gekannt zu haben. Dabei wurde die Vergütung durch dubiose Zahlungen in seiner ersten Amtszeit vervierfacht, wie das Finanzamt im Frühjahr 2023 aufgedeckt hatte. "Wer kann glauben, dass Millionen Euro für technische Berichte gezahlt wurden, die offenbar nutzlos waren, da sie nicht einmal den Trainern zur Verfügung gestellt wurden, die offenbar nicht einmal von ihrer Existenz wussten?", fragte Perez daher und ergänzte: "Wir leiden noch heute unter den Folgen eines Falls, der das Image unseres Sports beschädigt und die Notwendigkeit einer radikalen Veränderung der Strukturen des spanischen Schiedsrichterwesens deutlich macht."

  • Negreira-Fall? Perez fordert Gerechtigkeit und appelliert an Medien

    Die Königlichen fordern zum Wohle des Ansehens schon länger radikale Veränderungen. Wie schlecht es um das Schiedsrichter-Image in Spanien steht, zeigen zwei Beispiele: Bei der EM 2024 wurde lediglich eine Partie von einem spanischen Unparteiischen geleitet, bei der Klub-WM im vergangenen Sommer sogar gar keine. Daher konnte sich Perez auch nicht verkneifen, doch noch noch über die Vinicius-Szene zu sprechen. "Ohne weit auszuholen: Gestern war der VAR ein Schiedsrichter, der uns am Tag vor einem Pokalfinale mit Maßnahmen gegen unseren Verein gedroht hatte (Pablo Gonzalez Fuertes). Können Sie sich eine solche Situation in einem anderen Land vorstellen?", merkte er an und fuhr fort: "Und wie Sie gestern oder in unserem letzten Spiel in Girona gesehen haben, scheinen die Fouls gegen Vinicius oder Rodrygo in unseren letzten beiden Auswärtsspielen keine Elfmeter zu sein, das ist die Neuerung in der Schiedsrichterpraxis dieser Saison. Wir sind sicher, dass wir nicht der einzige Verein sind, der durch diesen Fall benachteiligt wird. Es ist sogar möglich, dass ein Verein aufgrund des Negreira-Falls abgestiegen ist."

    Daher fordert Perez nun Gerechtigkeit, "denn nur so können wir den spanischen Fußball wiederbeleben". Die "Integrität und Anständigkeit" würden auf dem Spiel stehen, da das "Image unseres Fußballs schwer beschädigt wurde". Der Real-Präsident ergänzte: "Vergessen Sie nicht, dass der Untersuchungsrichter (Joaquin Aguirre) den Fall als systemische Korruption eingestuft hat. Und Sie alle wissen, dass ehemalige Führungskräfte von Barcelona in öffentlichen Interviews offen zugegeben haben, dass diese Zahlungen geleistet wurden, weil sie für ihren Verein von Vorteil waren. Von Vorteil, warum? Und wozu? Ihre Trainer haben jedenfalls erklärt, dass sie diese Berichte weder kannten noch brauchten."

    Deshalb werde Real Madrid "weiterhin darauf insistieren", Licht ins Dunkel zu bringen. "Und Sie, die Medien, spielen eine entscheidende Rolle dabei, dass 2026 endlich das Jahr sein kann, in dem Gerechtigkeit herrscht und die echte Wiederbelebung des spanischen Fußballs beginnt", appellierte Perez. 

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  • Die wichtigsten Titel von Real Madrid im Überblick

    • LaLiga: 36 
    • Copa del Rey: 20 
    • Champions League: 15 
    • Europa League:
    • UEFA-Supercup:
    • Klub-WM: 5
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