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Er träumt von Manchester United - und kassiert Abreibungen in der zweiten Liga: Wayne Rooney ist dabei, seine Trainerkarriere in den Sand zu setzen

Beim FC Everton wurde er mit 16 über Nacht zum Star, bei Manchester United prägte er eine erfolgreiche Ära mit, war 13 Jahre lang eines der Gesichter des Weltklubs. Man kann gut nachvollziehen, dass Wayne Rooney auch als Trainer von einem Engagement bei einem seiner beiden Herzensvereine träumt.

"Es ist das Ziel, eines Tages Manchester United oder Everton zu trainieren. Diese großen Jobs sind das, wo man hin will", formulierte Rooney im Februar bei BBC Sport seinen eindeutigen Wunsch für die Zukunft. Daran zu arbeiten sei "ein Prozess, den ich Schritt für Schritt durchlaufen muss", betonte der ehemalige Weltklassestürmer, der hofft, innerhalb der nächsten zehn Jahre einen jener großen Jobs zu bekommen.

Aktuell, so ehrlich muss man sein, ist Rooney davon aber noch sehr weit entfernt. Mehr noch: Als Trainer droht Rooney das Verschwinden in einer Schublade. Einer Schublade, die für Erfolglosigkeit steht und aus der ihn - sollte er tatsächlich darin versinken - nicht einmal sein großer Name mehr herausholen könnte.

Mit großen Hoffnungen und viel Elan hatte Rooney im vergangenen Sommer den englischen Zweitligisten Plymouth Argyle übernommen. Letzte Saison war der Verein nur knapp dem Abstieg in die dritte Liga entronnen, unter Rooney sollte alles besser werden. Doch die Realität heißt auch in dieser Spielzeit: erbitterter Abstiegskampf.

  • Bristol Rovers v Plymouth Argyle - Pre-Season FriendlyGetty Images Sport

    Wayne Rooney: Seine Anfänge als Trainer

    Plymouth ist Rooneys vierte Station als Cheftrainer. So richtig rund lief es noch nirgends. Im November 2020 hatte er Derby County zunächst als Spielertrainer übernommen. Phillip Cocu war entlassen worden, Derby drohte der Abstieg aus der Championship. Rooney, damals 35 und ohnehin eine Trainerkarriere anpeilend, ergriff die sich bietende Chance, wechselte im Januar 2021 dann ganz auf die Trainerbank.

    Und wenngleich nicht alles glatt lief, gelang es Rooney, Derby gerade so vor dem Abstieg zu bewahren. Möglicherweise hätte der frühere englische Nationalspieler hier etwas Nachhaltiges aufbauen können, doch äußere Umstände machten ihm einen Strich durch die Rechnung. Die EFL zog Derby in der Saison 2021/22, Rooneys erster kompletter Spielzeit als Chefcoach, satte 21 Punkte ab. Man mühte sich nach Kräften, doch die Hypothek war letztlich zu groß und nach dem Abstieg in Liga drei verließ Rooney Derby.

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  • Wayne Rooney: Nach guten Ansätzen in Derby kam nicht mehr viel

    Rooney fand schnell einen neuen Job, heuerte im Sommer 2022 bei D.C. United in den USA an. Bei dem MLS-Klub hatte er einst schon zum Ende seiner Spielerkarriere hin gekickt, er fand also ein bereits bekanntes Umfeld vor. Doch es lief überhaupt nicht rund.

    Sein allererstes Spiel als D.C.-Trainer gewann Rooney zwar, von den weiteren 13 Partien bis Jahresende 2022 konnte sein Team aber nur noch eine einzige siegreich gestalten. Man wurde Letzter in der Eastern Conference der MLS, verpasste unter Rooney dann auch im darauffolgenden Jahr die Playoffs. Der strahlende Name aus England musste daher im Oktober 2023 gehen und hatte die nächste abschreckende Episode zu seiner Visitenkarte als Trainer hinzugefügt.

    Umso erpichter war Rooney darauf, die Dinge schnell in eine bessere Richtung zu lenken. Nur wenige Tage nach seinem Aus in den USA kehrte er nach England zurück und unterschrieb beim damaligen Zweitligisten Birmingham City. Der hatte kurz zuvor seinen Trainer John Eustace entlassen, obwohl man auf Platz sechs lag und sogar vom Aufstieg in die Premier League träumen durfte. Im Nachhinein eine sehr unglückliche Entscheidung Rooneys, in dieser Situation zu übernehmen.

    Denn in nur 15 Spielen, von denen lediglich zwei gewonnen wurden, rutschte Birmingham unter Rooney von Platz sechs auf Rang 20 ab und fand sich zu Jahresbeginn 2024 im Abstiegskampf wieder. Ein 0:3 in Leeds am Neujahrstag sollte Rooneys letztes Spiel als Birmingham-Coach werden, danach musste er gehen - nach lediglich gut zweieinhalb Monaten im Amt.

    Noch bitterer für Rooney: Aus der Negativspirale, die unter ihm entstand, kam Birmingham bis Saisonende nicht mehr heraus, stieg ab und spielt nun erstmals seit fast 30 Jahren wieder dritte Liga. Rooney musste in der öffentlichen Wahrnehmung die Hauptschuld dafür auf seine Schultern laden. Nicht die Art Publicity, mit der man seine Trainerkarriere wieder in ein besseres Licht rückt ...

  • Disney+ Screening of "Coleen Rooney: The Real Wagatha Story" in LiverpoolGetty Images Entertainment

    Wayne Rooney in Plymouth: Das nächste Kapitel in der Abwärtsspirale?

    Nachdem er einige Monate Zeit hatte, das Debakel Birmingham zu verdauen, war Rooney im vergangenen Sommer wieder voller Tatendrang. Schon während seiner Pause hatte er angekündigt, "ein Kämpfer" zu sein und "zurückschlagen" zu wollen. Plymouth gab ihm die Gelegenheit dazu, stattete den 39-Jährigen mit einem Dreijahresvertrag bis 2027 aus. Geschäftsführer Andrew Parkinson sprach bei der Installation Rooneys von einem "Perfect Match". Doch schon seit dem Start ist der Wurm drin.

    Am 1. Spieltag kassierte Rooneys Truppe eine 0:4-Abreibung von Sheffield Wednesday. 31 Torschüsse für den Gegner veranschaulichen, wie deutlich Plymouths Unterlegenheit dabei war.

    In der Folge ging es auf und ab, nach 18 Spieltagen stehen aber erst vier Siege zu Buche. Als Tabellen-21. steht Plymouth zwar noch ganz knapp vor dem ersten Abstiegsplatz. Doch wie bedrohlich die Lage ist, untermauerten vor allem die beiden jüngsten Spiele: Zunächst ging Plymouth bei Norwich mit 1:6 unter, dann setzte es ein 0:4 bei Bristol City. Zwei derart deftige Niederlagen gegen Teams, die derzeit jeweils im Tabellenmittelfeld notiert sind, können schon einmal die Alarmglocken schrillen lassen. Und dürften Coach Rooney mehr und mehr zusetzen.

    Zumal der ehemalige Kapitän der englischen Nationalmannschaft auf privater Ebene für den Job bei Plymouth einschneidende Abstriche in Kauf nahm. Denn nach einiger Überlegung entschied sich Rooneys Familie - seine vier Söhne und Frau Coleen - dazu, nicht mit an die Südküste Englands zu kommen. Stattdessen blieben sie zuhause in Cheshire, in der Nähe von Rooneys Heimatstadt Liverpool im Nordwesten Englands gelegen. So trennen Rooney derzeit fünf Autostunden von seinen Liebsten.

    "Es erschien uns nicht fair gegenüber den Kindern, sie jetzt aus ihrem gewohnten Umfeld herauszureißen und an einen gänzlich neuen Ort zu bringen", erklärte Coleen Rooney im September dem Daily Mirror. "Man kann es managen, so ist das Leben eben."

    Rooney sieht seine Familie so oft es geht, verbringt allerdings natürlich viel Zeit alleine in seiner Wohnung in Plymouth. Seine Frau soll sich Sorgen darum machen, ob das ihrem Ehemann gut tut. "Coleen war ein wenig geschockt, als sie Wayne kürzlich sah", sagte eine Quelle dem Heat Magazine im September. "Sie sorgt sich, ob er genügend auf sich selbst achtet, wenn er alleine wohnt."

    Dass die Familie bald wieder vereint ist, weil Plymouth Rooney vor die Tür setzt, darüber wurde zuletzt bereits spekuliert. Es wäre die nächste bittere Erfahrung als Trainer, der nächste Schritt in Richtung der Schublade mit der Aufschrift Erfolglosigkeit. Doch noch scheint Rooney eine Chance auf die Wende zu bekommen. Zumindest, wenn man den Worten von Klubbesitzer Simon Hallett glauben darf: "Die Fans spüren den Druck, ebenso wie Wayne und alle Verantwortlichen. Aber wir denken nicht darüber nach, ihn los zu werden und zu ersetzen. Stattdessen versuchen wir, Wege zu finden, um ihn zu unterstützen", sagte er jüngst.

    So oder so: Klubs der Kragenweite von Everton oder gar Manchester United zu übernehmen, davon hat sich Rooney auch in Plymouth bisher eher entfernt als dass er sich hätte annähern können.

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