Er schockte einst Jürgen Klopp: Die Wiederauferstehung von Arsenals "Jahrhunderttalent" vor dem PSG-Kracher

Wenn Arsenal tatsächlich Favorit PSG schlagen will, um zum ersten Mal seit 2006 wieder ins Champions-League-Finale einzuziehen, braucht man einen Martinelli in Topform. Schließlich war er es, der Real Madrid im Rückspiel des Viertelfinals im Santiago Bernabeu in Bedrängnis brachte, Lucas Vazquez alt aussehen ließ und schließlich mit einem klugen Lauf und einem Tor in der Nachspielzeit den 2:1-Sieg für die Gunners sicherte.

Es war derselbe Martinelli, der Klopp vor fast sechs Jahren so beeindruckt hatte. Dabei war es erst sein zweites Tor in der Champions League in dieser Saison und sein erstes überhaupt seit dem 2:2-Unentschieden von Arsenal gegen Aston Villa in der Premier League am 18. Januar.

Das liegt zum Teil an einer Oberschenkelverletzung, die ihn einen Monat lang außer Gefecht setzte, und daran, dass er regelmäßig für den verletzten Bukayo Saka auf der rechten Seite einspringen musste - wo er sich nicht allzu wohl fühlt. Der Hauptgrund war jedoch schlichtweg sein angeschlagenes Selbstvertrauen.

Martinellis Einsatzbereitschaft hatte sich nicht verändert, es schien nur, als würde ihm der Funke fehlen. So wie zwischen März und September 2024, als er in 17 Spielen in Folge kein Tor schoss. In Madrid hat der Brasilianer endlich zu seiner Form zurückgefunden. Die Fans von Arsenal hoffen, dass dieser Abend ein Wendepunkt in seiner Karriere sein wird.

"Ich kann nicht sagen, dass es meine beste Saison für Arsenal ist. Aber ich bin wirklich glücklich. Ich denke, es ist der größte Abend meiner Karriere, denn im Bernabeu zu treffen ist unglaublich, und ich bin auch mit der Leistung der Mannschaft und dem Tor sehr glücklich", sagte er bei i.

Arteta widerstand der Versuchung, Martinelli für das Premier-League-Spiel am vergangenen Sonntag bei Ipswich Town (4:0) zu schonen, obwohl das Titelrennen bereits zu Gunsten des FC Liverpool entschieden ist. Der spanische Trainer scheint genau zu wissen, wie wichtig es für Martinelli ist, in Form zu bleiben.

Martinelli war eine ständige Gefahr, Gegenspieler Axel Tuanzebe musste häufig zurückweichen, um nicht ausgespielt zu werden. Es war zwar keine Leistung auf dem Niveau des Bernabeu, doch dank seines Treffers dürfte er noch mehr Selbstvertrauen getankt haben.

Martinelli brachte Arsenal mit einem schönen Volleytreffer mit 2:0 in Führung, nachdem er von Mikel Merino geschickt in Szene gesetzt worden war. Er sprintete zum zweiten Pfosten und verwandelte dann eiskalt. Damit ist er der viertjüngste Spieler, der 50 Tore für die Gunners erzielt hat (nach Saka, Cesc Fabregas und Theo Walcott).

Der Brasilianer kommt zum perfekten Zeitpunkt in Topform.

Arteta ist zufrieden mit Martinellis kleinem Comeback, wie er auf der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Ipswich erklärte: "Ich denke, er ist derzeit in sehr guter Form, voller Selbstvertrauen, spielt sehr stark und kommt mit sehr gutem Timing in gefährliche Situationen, was schön zu sehen ist."

Arsenal braucht Martinelli derzeit nicht nur, um Tore vorzubereiten, sondern auch, um sie selbst zu erzielen. Denn mit Kai Havertz und Gabriel Jesus fehlen die beiden Mittelstürmer weiterhin verletzt.

Martinelli sucht endlich wieder den direktesten Weg zum Tor. Vor zwei Jahren kam der Brasilianer auf 21 Torbeteiligungen, in der aktuellen Saison steht er bei deren 16. Wenn er in der Schlussphase der Saison so weitermacht, dürfte er eine neue Bestmarke aufstellen.

Arteta wird bisher dafür belohnt, dass er an den Flügelspieler geglaubt hat. Die wahre Bewährungsprobe kommt, wenn Arsenal am 29. April PSG im Emirates Stadium empfängt und am 7. Mai in den Prinzenpark fährt.

Den amtierenden Champions-League-Sieger mit 5:1 in der Endabrechnung zu schlagen, ist eine beeindruckende Leistung. Arsenal legte die Schwächen eines unsortierten Teams aus Madrid schonungslos offen.

PSG wird jedoch eine viel größere Herausforderung darstellen. Seit Kylian Mbappé zu Real gewechselt ist, hat sich der französische Meister unter Luis Enrique zur komplettesten Mannschaft des Kontinents entwickelt, die atemberaubendes Flair mit unermüdlichem Einsatz in allen Bereichen des Spielfelds kombiniert.

Angeführt von Ousmane Dembélé, Khvicha Kvaratskhelia und Désiré Doué verfügt der französische Meister über eine enorme Durchschlagskraft.

Die Gunners wirken in der Abwehr trotz des verletzungsbedingten Ausfalls von Gabriel Magalhaes ihrerseits weiterhin sehr solide. In der Offensive wird vieles von Saka und Martinelli abhängen. Sein Gegenspieler Achraf Hakimi wird in beiden Duellen auf der Lauer sein - der Marokkaner ist ebenso schnell wie der Brasilianer und wagt gerne Ausflüge in die Offensive.

Sollte Martinelli die Saison nicht mit weiteren starken Leistungen beenden, ist es deutlich wahrscheinlicher, dass er in der nächsten Spielzeit seinen Stammplatz verliert. Denn Arsenal ist nach wie vor an Nico Williams interessiert, der ein weiteres erfolgreiches Jahr beim Athletic Club aus Bilbao erlebt.

Mit 22 Jahren ist Williams bereits ein versierter Dribbler mit einem Blick für tödliche Pässe. Seine Genialität verhalf Spanien bei der EM 2024 dazu, alle Gegner mit einer tiefen Abwehr zu knacken – eine Taktik, mit der die meisten Teams gegen Arsenal spielen.

Im Gegensatz dazu braucht Martinelli in der Regel Raum und Zeit am Ball, um zu glänzen. Martinelli täte zudem ein noch besseres Zusammenspiel mit seinen Mitstreitern auf der auf der linken Außenbahn gut. Auf der anderen Seite hat Saka Spielzüge mit Ödegaard und Ben White einstudiert, die ihm weiterhelfen.

Martinellis Schicksal liegt noch immer weitgehend in seinen eigenen Händen. Er hat das Zeug dazu, dem "Jahrhunderttalent" näher zu kommen. Martinelli wurde nie etwas geschenkt. Trotz gleich vier Probetrainings wollte Manchester United ihn einst nicht.

Viele Jugendspieler zerbrechen daran, Martinelli nahm dies jedoch als Motivation. "Das hat mir einen Vorgeschmack gegeben und mir die Eingewöhnung etwas erleichtert, weil ich bereits Erfahrungen mit dem Fußball in England gesammelt hatte", sagte er The Athletic. "Auch nach diesen Probetrainings habe ich immer an mich geglaubt. Ich denke immer: 'Ich kann das schaffen.'"