Motta wurde im Stadio Renato Dall'Ara vom FC Bologna jedoch nicht mit uneingeschränkter Zuneigung empfangen. Die Fans hatten zwar Respekt vor der Arbeit, die er in Spezia geleistet hatte, aber mit Sinisa Mihajlovic löste er einen geliebten Trainer ab, eine legendäre Figur, die den Verein während ihres tapferen Kampfes gegen den Krebs weiterentwickelt hatte.
Roberto De Zerbi (Brighton & Hove Albion) lehnte den Job damals ab, weil er nicht der Nachfolger eines verstorbenen Trainers werden wollte.
Auch Motta hatte großen Respekt vor Mihajlovic. "Sinisa wird immer Teil der Geschichte Bolognas sein", sagte er.
Sein Start war dann denkbar schwach, er konnte keines seiner ersten vier Spiele in der Serie A gewinnen. Aber das war kaum überraschend, seine gewagte Taktik stellte "eine große Veränderung" dar, wie der offensive Mittelfeldspieler Lewis Ferguson gegenüber Sky Sport Italia erklärte.
Motta klingt oft wie der große Johan Cruyff, wenn er Dinge sagt wie: "Das Schwierigste, was man tun kann, ist, einfachen Fußball zu spielen". "Einfach" sind allerdings seine Anforderungen und Vorgaben nicht wirklich. Giulio Maggiore erklärt, Motta unterscheide sich "darin von anderen Trainern, dass er keine präzise Formation vorgibt. Er ist der Meinung, dass jeder Spieler mehrere Rollen interpretieren kann." Stürmer Gyasi bekräftigt: "Ich habe gelernt, nicht nur auf dem Flügel zu spielen, sondern auch im Mittelfeld und sogar als linker Verteidiger."
Diese Vielseitigkeit und Fluidität spiegelt Mottas Abneigung gegen bestimmte Formationen wider, da er der Meinung ist, dass Zahlen irreführend sein können. "Man kann in einem 5-3-2 sehr offensiv und in einem 4-3-3 sehr defensiv spielen", sagte er einmal der Gazzetta dello Sport.
Bei Bologna wollte Motta jedoch noch offensiver spielen als beim klammen Spezia, da er der Meinung war, dass seine Spieler noch besser in der Lage waren, sein ballbesitzorientiertes Spiel umzusetzen.
Der Italiener will langsam aufbauen statt zu kontern. Damit verhindert er, dass der Gegner sich nur hinten reinstellt - so zumindest der Plan. Nach Ballverlusten lässt Motta derweil zunächst pressen, ehe sich seine Schützlinge blitzschnell kollektiv zurückziehen.
"Er hat seine Ideen, seine Spielweise und seine Vorstellung von Fußball klar dargelegt", sagte Ferguson. "Wir haben uns schnell darauf eingelassen, und ich denke, das sieht man nicht nur an den Ergebnissen, sondern auch an den Leistungen, sowie an der Art, wie wir für ihn laufen, an der Art, wie wir alle zusammen verteidigen."