RIDLE BAKU LEIPZIG Getty Images

"Er kann die Tabelle lesen": Ein formstarker Rechtsverteidiger könnte nach vier Jahren Pause Nagelsmanns großes Problem im DFB-Team lösen

Es war eines der großen Themen der vergangenen Länderspielpause: Nach zwei bedenklichen Auftritten der deutschen Nationalmannschaft zum Auftakt der WM-Qualifikation stellte - mal wieder - die Position des Rechtsverteidigers einen Gefahrenherd dar. Es kam, wie es kommen musste - es begann eine unendliche Debatte von neuem. 

Mit jener hatten sich schon Julian Nagelsmanns Vorgänger Hansi Flick und Joachim Löw herumschlagen müssen. Nun hat die Diskussion auch den aktuellen Bundestrainer eingeholt - mit dem feinen Unterschied, dass er sie sich gewissermaßen selbst eingebrockt hat. Schließlich war es seine Entscheidung, Kapitän Joshua Kimmich nach der vergeigten Nations-League-Endrunde zurück ins Mittelfeld zu beordern. Ein beinahe schon vergessener Nationalspieler könnte sein Problem aber lösen, sollte er an der Idee festhalten. 

  • Schwache Spiele deuten auf Rückkehr zur Viererkette hin

    Nagelsmann begründete seine Entscheidung in der Personalie Kimmich im Juli damit, dass der 30-Jährige "in der Zentrale mehr Einfluss aufs Spiel nehmen" könne und so kurz vor der WM in den USA, Mexiko und Kanada keine Zeit mehr für Experimente im "Herzstück" wäre. Stattdessen experimentierte Nagelsmann auf der rechten Abwehrseite.

    Beim historischen 0:2-Debakel in der Slowakei feierte kurzerhand Eintracht Frankfurts Nnamdi Collins sein Debüt im DFB-Trikot und ging in der ersten Hälfte sang- und klanglos unter. Wohlgemerkt gegen einen Gegner, für den eine Teilnahme an der Weltmeisterschaft nach drei verpassten Qualifikationen ein riesiger Erfolg wäre. Doch auch nach der Pause entschied sich Nagelsmann nicht für die bewährte Kimmich-Variante, sondern funktionierte den eigentlichen Linksverteidiger Maxi Mittelstädt um. Beim bei weitem nicht zufriedenstellenden 3:1-Sieg über das noch schwächere Nordirland setzte er hingegen auf eine Dreierkette mit Jamie Leweling als rechten Schienenspieler.

    Die Defensive um einen wackligen Antonio Rüdiger, der zu allem Überfluss nun auch monatelang verletzt fehlt, wirkte aber auch nach der Systemänderung nicht immer sattelfest. Eine Rückkehr zur Viererkette scheint auch deshalb notwendig zu sein. Dass Nagelsmann die Kimmich-Entscheidung revidiert, wäre dennoch eine große Überraschung. Zumal eine Analyse ergeben habe, dass die DFB-Elf mit den offensiv ausgerichteten Außenverteidigern zu viele Großchancen zulassen würde. Doch welcher Rechtsverteidiger soll künftig die Kohlen aus dem Feuer holen? Die Auswahl ist schließlich chronisch begrenzt. 

    Einen auf dieser Position gestandenen Kandidaten, der sich derzeit fast schon still und heimlich in den Fokus spielt, gibt es aber: Ridle Baku. Der 27-Jährige überzeugt - das 0:6 gegen den FC Bayern München beim Eröffnungsspiel ausgenommen - bei RB Leipzig in der neuen Saison mit guten Leistungen in der Viererkette von Trainer Ole Werner und verpasste bislang noch keine Minute. 

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  • Ridle BakuGetty

    Ridle Baku machte bereits Länderspiele für Deutschland

    Was viele vergessen haben dürften: Baku hat bereits vier Länderspiele auf dem Buckel, zuletzt trug er den Adler im November 2021 (4:1 gegen Armenien) auf der Brust. Erst unter der Woche sprach er über ein mögliches Comeback. "Ich bekomme das Thema in den letzten Tagen und Wochen immer wieder zu hören. Wenn der Bundestrainer der Auffassung ist, mich berufen zu müssen, dann kann er das gerne machen. Aber, ich kann mich da nur wiederholen: Reinreden bringt nichts, sondern man muss Leistung auf den Platz bringen und dann qualifiziert sich jeder Spieler für die Nationalmannschaft", sagte er zunächst etwas zurückhaltend.

    Kurz darauf ging er aber doch noch in die Offensive. "Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, ich würde nicht darüber nachdenken. Aber ich mache mir da jetzt keinen Druck. Wir als Verein sind erfolgreich und der Bundestrainer kann die Tabelle lesen und wer alles bei RB Leipzig spielt. Das liegt dann bei ihm", stellte Baku klar.

    In Anbetracht dessen, dass Nagelsmann nicht müde wird zu betonen, wie wichtig ihm regelmäßige Spielzeit ist und seine Nominierungen immer wieder mit dem Leistungsprinzip begründet, darf sich Baku tatsächlich ernsthafte Hoffnungen auf eine Rückkehr in die Nationalmannschaft machen. Klarheit herrscht schon bald. Am 10. und 13. Oktober stehen bereits die nächsten Quali-Spiele an, wenn es zum Duell mit Luxemburg und Rückspiel gegen Nordirland kommt. 

  • Nagelsmann kann sich keinen weiteren Fehlgriff erlauben

    Als deutlich unwahrscheinlichere Alternativen zu Baku in einer Viererkette gelten neben Collins, sollte der 21-Jährige nochmals die Chance bekommen, Josha Vagnoman (VfB Stuttgart), Marius Wolf (FC Augsburg) und Mittelfeldspieler Pascal Groß (BVB). Andernfalls ist die Rückkehr zur "Ochsenabwehr" - wie teilweise auf dem Weg zum WM-Titel 2014 - eine Option, von der Nagelsmann zuletzt häufiger sprach. 

    Ein Profil, das eigentlich auch Collins erfüllt. Der 1,88 Meter große Frankfurter ist ebenso ausgebildeter Innenverteidiger wie der damals beim Auftakt gegen Portugal hinten rechts eingesetzte Jerome Boateng. Durch die rasche Rückkehr von Nico Schlotterbeck könnten trotz Rüdigers Ausfall beispielsweise auch Waldemar Anton oder Robin Koch in ungewohnter Rolle aushelfen. 

    In beiden Fällen würde Nagelsmann ob der fehlenden Automatismen jedoch ein großes Risiko eingehen - und einen weiteren Fehlgriff kann er sich momentan nicht leisten. Der Königsweg dürfte deshalb Baku sein, sofern eine weitere Kimmich-Wende ausbleibt. 

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    Deutschland in der WM-Qualifikation: Der Spielplan

    DatumGegner
    10.10.2025Luxemburg
    13.10.2025Nordirland
    14.11.2025Luxemburg
    17.11.2025Slowakei