Er entschied sich gegen Argentinien und wird beim BVB gehandelt: Santiago Giménez wandelt auf den Spuren von Luis Suárez

Erst vor einem Monat behauptete der Australo-Italiener Morris Pagniello, dass er mit Giménez' Vater Christian die Interessen dessen Sohnes vertritt und seit fast 18 Monaten als Berater an seiner Seite arbeitet. Pagniello meinte auch, dass mehrere Mitglieder der europäischen Elite an der Verpflichtung von Gimenez interessiert seien.

"Wir haben bereits mit Atlético Madrid gesprochen", sagte er gegenüber dem italienischen Portal Tuttomercato. "Wir haben auch mit Inter, AC Mailand, Lazio und Napoli über ihn gesprochen. Für mich könnte er sowohl für Inter als auch für Juventus perfekt sein. Sie wären die besten Optionen für ihn. Ich habe verschiedenen Vereinen gesagt, dass sie an ihn glauben sollen. Sein Wert ist in knapp zwölf Monaten von 10 auf 40 Millionen Euro gestiegen. Die Mannschaften, die ihm am nächsten stehen, sind Real Madrid und Tottenham Hotspur."

Die Äußerungen von Pagniello sorgten verständlicherweise für Aufregung. Aber Giménez, der schon früher seine Vorliebe für Real und die Serie A zum Ausdruck gebracht hatte, hat sich umgehend in den sozialen Medien zu Wort gemeldet, um einige Dinge richtigzustellen.

"In den letzten Stunden sind Aussagen über meine Zukunft gemacht worden, die aus Quellen stammen, die nicht zu meinem Umfeld gehören", schrieb er. "Angesichts dieser Situation möchte ich klarstellen, dass ich keinen Berater habe und dass die Person, die für meine Karriere verantwortlich ist, mein Vater mit der Hilfe von Mariel ist."

Giménez weiter: "Es ist wichtig, keine Behauptungen in Betracht zu ziehen, die weder von ihnen noch von mir aufgestellt wurden. Ich bin sehr dankbar für das Verständnis und die Unterstützung, die mir alle jeden Tag entgegenbringen. Wir waren immer sehr offen mit Informationen und werden Euch informieren, sobald es etwas Neues zu berichten gibt."

Die Spekulationen um seine Zukunft reißen natürlich nicht ab und ironischerweise ist Giménez selbst daran schuld. Denn wenn ein Spieler auf so hohem Niveau spielt, sind Transfergerüchte unvermeidlich. Auch der BVB wurde bereits als Interessent genannt.

Giménez mischt die Eredivisie derart auf wie seit Luis Suárez niemand mehr. Der uruguayische Stürmerstar erzielte einst 30 Eredivisie-Tore in einem einzigen Kalenderjahr; Gimenez hat 2023 bereits 29 erzielt - und noch drei Spiele vor sich. Nicht schlecht für einen Spieler, der bei seinem Wechsel von Cruz Azul zu Feyenoord im Sommer 2022 nur sechs Millionen Euro gekostet hatte.

Man darf auch nicht vergessen, dass er zunächst langsam losgelegt hat. Er brauchte einige Zeit, um sich mit den Anforderungen von Feyenoords hochgeschätztem Trainer Arne Slot anzufreunden, vor allem gegen den Ball. In der ersten Hälfte der Eredivisie-Saison 2022/23 traf der Italo-Mexikaner nur zweimal.

Zu diesem Zeitpunkt wurde er hauptsächlich als Einwechselspieler eingesetzt, da Slot es oft vorzog, mit Danilo im Sturm zu beginnen. Giménez zeigte jedoch sein enormes Potenzial, vor allem bei der Niederlage in der Europa League gegen Lazio, als er in einem 27-minütigen Einsatz zwei Tore erzielte.

Und je länger die Saison dauerte, desto wohler fühlte er sich und desto sicherer wurde er als Mittelstürmer. Giménez avancierte im Februar 2023 zum Angreifer Nummer eins von Feyenoord und war maßgeblich am Titelgewinn in der Eredivisie beteiligt, da er im Frühjahr 2023 in acht aufeinanderfolgenden Ligaspielen traf.

Er beendete die Saison mit einer Bilanz von 23 Toren in 45 Einsätzen (von denen er nur 27 in der Startelf stand). Seine gute Form führte dazu, dass er in den Kader Mexikos für den Gold Cup 2023 berufen wurde, nachdem er die WM in Katar 2022 noch verpasst hatte.

Gimenez wurde vom neuen Mexiko-Trainer Jaime Lozano zum Edeljoker auserkoren - und da er mit dieser Rolle aus dem Verein vertraut ist, spielte er sie perfekt. In einem engen und hart umkämpften CONACACAF Gold-Cup-Finale 2023 gegen Panama wurde Giménez erst in der 85. Minute eingewechselt. Aber das spielte keine Rolle. Nur drei Minuten später entschied er das Spiel - und das Turnier - für Mexiko, indem er den Ball in der eigenen Hälfte eroberte, seine Gegenspieler umkurvte und dann mit einem flachen Linksschuss einnetzte.

Es war die perfekte Demonstration all dessen, was er in seinem Repertoire hat: hervorragende Technik, Stärke, Schnelligkeit und einen kühlen Kopf. Für Gimenez war es ein wunderschöner Moment, der sich auch wie eine Rechtfertigung dafür anfühlte, dass er sich für Mexiko und nicht für Argentinien entschieden hatte.

Die Leute hatten ihm gesagt, er sei verrückt - und noch mehr - weil er seinem Geburtsland abgesagt hatte. Doch für Giménez war Mexiko immer seine Heimat. Er verbrachte fast sein ganzes Leben dort, denn sein Vater war 2004, als Giménez erst drei Jahre alt war, von Independiente nach Veracruz gewechselt und hatte dann die restlichen 14 Jahre seiner Profikarriere für mexikanische Vereinen gespielt.

Cruz Azul war einer dieser Vereine, bei dem Giménez seine ersten Schritte in Richtung Ruhm machte. Er begann als Mittelfeldspieler, doch obwohl er anfangs als etwas schüchtern und unbeholfen galt, entwickelte er sich zu einem torgefährlichen Spieler, der auf Junioren-Ebene innerhalb von vier Spielzeiten 100-mal traf. Sein Debüt bei den Profis gab er im Alter von nur 16 Jahren und es wurde schon seit einiger Zeit gemunkelt, dass der Junge eines Tages in Europa spielen würde.

Der Wechsel zu Feyenoord kam dennoch etwas überraschend und Giménez war zunächst nicht überzeugt. Es war sein Vater, der der Meinung war, dass die Niederlande der perfekte Ort für ihn wären, um sich als Spieler zu entwickeln - und er hatte Recht damit.

Giménez' Spiel weist aber auch noch einige Schwächen auf - was bei einem so jungen Spieler verständlich ist. Slot wünscht sich noch mehr von ihm in der Defensive. Der Trainer ist der Meinung, dass Giménez gelegentlich unkonzentriert ist und bei gegnerischem Ballbesitz seine Position nicht hält. "Er will dem Ball manchmal noch hinterherlaufen", sagte Slot erst am vergangenen Wochenende. Der Niederländer glaubt aber auch, dass Giménez auch seinen Abschluss noch verbessern kann.

Doch die Fortschritte, die Giménez seit seiner Ankunft in Rotterdam gemacht hat, sind erstaunlich. "Man braucht immer Zeit, um sich anzupassen, wenn man auf die andere Seite der Welt wechselt", sagte Dirk Kuyt, ehemaliger Stürmer von Feyenoord. "Er hat sich sehr schnell angepasst und sich nicht darüber aufgeregt, dass er anfangs nicht jedes Spiel gespielt hat."

Der frühere niederländische Nationalspieler lobte außerdem: "Er hat Arne Slot sehr genau zugehört und sich gefragt: 'Hey, was erwartet der Trainer von mir?' Bei Ballbesitz wissen die Spieler normalerweise, was sie zu tun haben, aber er ist auch sehr wichtig für die Mannschaft geworden, wenn er den Ball verliert. Er hat sich unglaublich gut entwickelt, aber es gibt noch viel mehr zu tun."

Giménez ist bereits der Dreh- und Angelpunkt des Feyenoord-Angriffs. Wie Klublegende Giovanni van Bronckhorst betont hat, ist die Mannschaft ohne ihn in der Startformation eine völlig andere. Giménez' Tore sind mittlerweile so normal wie der Anblick seiner Verlobten Fer Serrano, die in De Kuip mit den Fans singt und tanzt.

Mit seinem Hattrick am Samstag gegen Excelsior - seinem zweiten in dieser Saison nach seinem historischen Dreierpack bei Ajax im September - hat er nun 16 Tore in nur 13 Ligaspielen erzielt. In den Niederlanden wird bereits gemunkelt, dass er den Saisonrekord (43 Treffer) brechen könnte.

Der Hype bezieht sich aber nicht nur auf seine Trefferquote. Der ehemalige Feyenoord-Verteidiger Rinus Israel hat ihn sogar mit der schwedischen Stürmerikone Ove Kindvall verglichen. Giménez hat in dieser Saison schon eine Vorlage mehr gegeben (drei) als in der gesamten Spielzeit 2022/23 (zwei). Slot ist zuversichtlich, dass Giménez ein kompletter Mittelstürmer werden kann, der beinahe genau so viele Tore vorbereitet wie er selbst schießt.

Natürlich befürchten die Fans, dass Giménez im Januar 2024 verkauft werden könnte, wenn einer der reichsten Klubs Europas Feyenoord ein Angebot macht, das man nicht ablehnen kann. Die Absicht ist jedoch, den wertvollsten Spieler bis zum Ende der Saison zu behalten.

Giménez wird wohl eher ein Volltreffer als einer jener Stürmer, die nur in den Niederlanden funktionieren - und damit eher in die Fußstapfen von van Persie als in die von Kezman treten.