El Khannouss wuchs in der belgischen Provinz Strombeek-Bever auf. Schon im frühen Kindesalter landete er beim wenige Kilometer entfernten RSC Anderlecht, in der Freizeit waren Käfig- und Hallenplätze seine zweite Heimat.
"Das Spielen auf diesen kleinen Flächen lehrt dich, intelligenter zu laufen. Das hat mir definitiv geholfen", erzählte er einst. Mit 15 Jahren war die unbeschwerte Zeit jedoch vorbei.
Trotz seines violetten Anderlecht-Herzens wechselte er nach Genk. Ein durchaus brisanter Wechsel, der in den belgischen Zeitungen für Aufsehen sorgte. Einige Jugendtrainer bezeichneten ihn gar als "Verräter", verriet EL Khannouss: "Die sagten es mit einem Lächeln, aber man spürte, dass sie es ernst meinten." Eine Entscheidung für die sportliche Perspektive, gegen seine Heimat - und bei dieser einen blieb es nicht.
Nachdem El Khannouss in der Saison 2021/22 seinen Durchbruch in Genk geschafft hatte, entschied er sich nach zahlreichen Länderspielen für den belgischen Nachwuchs im WM-Jahr 2022 künftig für Marokko aufzulaufen. "Ich bin Belgien sehr dankbar für all die Möglichkeiten, die ich hier hatte, aber ich wusste schon früh, dass ich mich für Marokko entscheiden würde", erklärte er damals: "Meine Großeltern sind aus Marokko nach Belgien gekommen, und ich habe das Gefühl, dass ich ihnen auf diese Weise etwas zurückgeben kann. Sie sind nicht mehr unter uns, aber ich bin sicher, dass sie stolz auf mich sind."
Während die lokale Presse mal wieder Kritik übte, erreichte Marokko bei der Endrunde in Katar sensationell bis ins Halbfinale. Für den damals 18-Jährigen sprang zwar nur ein Einsatz heraus, in diesem traf er im Spiel um Platz drei gegen Kroatien aber auf sein großes Idol Luka Modric. Die Popularität von El Khannouss stieg wie seine Leistungskurve bei Genk an, ehe 2024 Leicester City 22,5 Millionen Euro auf den Tisch legte. Auch Bayer Leverkusen, Atletico Madrid und der FC Liverpool sollen Interesse gezeigt haben.
Als einer der wenigen Lichtblicke einer ansonsten düsteren Saison der Foxes, die unter Trainer Ruud van Nistelrooy im Abstieg in die Championship mündete, galt ein Verbleib bei Leicester im Sommer stets als höchstunwahrscheinlich. "Ich denke, Sie werden noch viel von ihm sehen und hören", betonte die niederländische Stürmerlegende, die nach dem Gang in die Zweitklassigkeit ihren Hut nehmen musste, einmal: "Er kann es sehr weit bringen. Er hat das Potenzial, ein Top-Spieler in der Champions League zu werden."
Doch es tat sich lange nichts, erst am Deadline Day fand sich eine zufriedenstellende Lösung. Nach dem kurzfristigen Wechsel von Nick Woltemade zu Newcastle United und der weiterhin nicht zielführenden Suche nach einem Nachfolger für Enzo Millot war der VfB Stuttgart gewissermaßen in Handlungsnot. Der amtierende Pokalsieger erzielte für drei Millionen Euro Leihgebühr eine Einigung, die El Khannouss zumindest in die Nähe der von van Nistelrooy prophezeiten Königsklasse brachte. Stattdessen heißt es Europa League. Werden bestimmte Bedingungen erfüllt, greift am Saisonende eine Kaufverpflichtung in Höhe von 25 Millionen Euro.