Robert Lewandowski Znicz Pruszkow 2008IMAGO / Forum

"Einer der schlimmsten Momente meines Lebens": Als Robert Lewandowski bei Legia Warschau rausgeworfen wird und über Polens 3. Liga zum Star avanciert

Dieser Artikel erschien zuerst im Juli 2020.

Robert Lewandowskis Mutter wartet im Auto vor dem Trainingsgelände von Legia Warschau. Sie will ihren Sohn abholen, der nur diesen einen ganz großen Traum hat: Profi werden. "In den großen Stadien vor 80.000 Fans spielen", wie er es selbst einmal im Interview mit der BBC formulierte. Doch an diesem Tag scheint dieser Traum für immer zu zerplatzen.

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    Bei Legia Warschau hält man Robert Lewandowski für körperlich zu schwach

    "Bei Legia Warschau rausgeworfen zu werden, war einer der schlimmsten Momente meines Lebens", erinnert sich Lewandowski, heute ein Weltstar der unter anderem beim BVB und dem FC Bayern zahlreiche Rekorde aufgestellt hat und aktuell für den FC Barcelona noch immer Tore am Fließband schießt. "Das war extrem schwierig. Ich war 17 und meine Mutter wartete im Auto, um mich vom Training abzuholen, weil ich noch keinen Führerschein hatte. Als sie meinen Gesichtsausdruck sah, wusste sie gleich, was passiert war."

    Ein Jahr zuvor war Lewandowski von Delta Warschau zum großen Legia gewechselt, hatte in der zweiten Mannschaft gespielt. Kaum zu glauben: Bei Legia glaubt man nicht an den mittlerweile 37-jährigen Weltklassestürmer. Er sei zu schmächtig, körperlich zu schwach für eine Profikarriere, sagt der Mannschaftsarzt und rät den Verantwortlichen, ihm keinen neuen Vertrag zu geben.

    "Mir hatte zuvor niemand gesagt, woran ich bin. Ich ging ins Sekretariat, sie gaben mir meinen Spielerpass und sagten mir, dass ich nun ablösefrei wäre", erzählt Lewandowski. Für ihn bricht eine Welt zusammen. Unbedingt wollte er es nach oben schaffen. Erst recht, nachdem eineinhalb Jahre zuvor sein Vater verstorben war: "Ich war alleine mit meiner Mutter und meiner Schwester, ich musste ein Mann sein."

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    Robert Lewandowski: Über Polens 3. Liga in die Weltspitze

    Doch bei Legia ging es für ihn nicht mehr weiter. "Meine Mutter fragte: 'Was nun?'", blickt Lewandowski zurück. "Wir mussten uns den nächsten Schritt überlegen. Sollte ich den Fußball aufgeben? Das war für mich nicht wirklich eine Option, denn Warschau konnte auch einen Fehler gemacht haben. Meine Mutter meinte, wir sollten einen neuen Klub suchen, ich würde mich erholen, auf den Platz zurückkehren und meine Form wiederfinden."

    Lewandowski war in den Monaten vor Legias Entscheidung, ihn gehen zu lassen, verletzt gewesen, fiel länger aus. "Der Arzt machte einen Fehler", sagt er heute. "Ich hätte nur Zeit gebraucht, vielleicht zwei Monate, um wieder gesund und in Form zu sein. Aber der Arzt sagte einfach nur: 'Er wird nicht bereit sein'."

    Nur zwei Wochen später hatte Lewandowski einen neuen Klub gefunden, kam beim polnischen Drittligisten Znicz Pruszkow unter. Hochmotiviert ging er die neue Aufgabe an, wollte Legia beweisen, dass er sehr wohl das Zeug zum Top-Stürmer hat: "Niemand kann dir sagen, dass du etwas nicht machen kannst. Denn ich hatte diese Situation häufig in meinem Leben. Das ist alles Quatsch."

    Nie habe er als junger Spieler einen Trainer gehabt, der ihm eine Karriere, wie er sie später hinlegte, voraussagen wollte. "Kein Trainer sagte mir, dass ich einmal ein Top-Spieler werden würde. Ich erzielte zwar viele Tore, aber ich hörte nie von einem Coach: 'Wenn du dies oder das machst, wirst du mal ein hohes Niveau erreichen'", erklärte der Pole.

    Der Wechsel nach Pruszkow erwies sich indes als goldrichtige Entscheidung. Gleich im ersten Jahr wurde er Torschützenkönig, führte den Verein in die zweite Liga. Und dort wiederholte er das Kunststück in der Saison 2007/08, wurde mit 21 Treffern Top-Torjäger.

    Ob Legia Lewandowski danach zurückholen wollte, ist nicht überliefert. Er wechselte im Sommer 2008, kurz vor seinem 20. Geburtstag, jedenfalls zum Top-Klub Lech Posen, wurde wenig später Nationalspieler - und der Rest, wie man so schön sagt, ist Geschichte.

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