Zidane war nicht der erste Trainer, der mit dem ständig mehr fordernden Real-Präsidenten Florentino Pérez nicht mehr zurechtkam. Wenn er sich von seiner zweiten anstrengenden Amtszeit in Madrid nun in der langen Pause gut erholt hat, wird es in diesem Sommer jede Menge Angebote für ihn geben. Ein Verein, der angeblich an ihm interessiert ist, ist Bayern München. Denn dort verkündeten die Bosse zuletzt, dass Thomas Tuchel am Ende der Saison gehen wird.
Die Nachricht vom Aus des Ex-Chelsea-Bosses beim FCB kam nicht überraschend. Die Roten liegen im Rennen um den Bundesliga-Titel acht Punkte hinter Xabi Alonsos Bayer Leverkusen. Und die Aussichten in der Champions League sind nach dem enttäuschenden 0:1 im Achtelfinal-Hinspiel bei Lazio auch nicht gerade rosig.
In typischer Bayern-Manier, interessante Spieler und Trainer erst einmal der nationalen Konkurrenz wegzuschnappen, gilt Alonso als erste Wahl des Vereins. Da aber auch Liverpool seinen Ex-Spieler unbedingt haben will, ist Zidane als weitere Option in der Bayern-Gerüchteküche aufgetaucht.
Seine Verpflichtung würde sehr viel Sinn ergeben. In der Bayern-Kabine geht es angeblich gerade drunter und drüber, denn es sollen sich sowohl ein Pro-Tuchel- als auch ein Anti-Tuchel-Lager formiert haben. Dies passt zu den internen Streitigkeiten in der Mannschaft, die schon in der vergangenen Saison bei der handgreiflichen Auseinandersetzung zwischen Leroy Sané und Sadio Mané deutlich wurden. Die große Befürchtung in München war und ist, dass der berühmt-berüchtigte "FC Hollywood" bald wieder entsprechende Schlagzeilen produziert.
Zidane hat in in Madrid jedoch gezeigt, dass eine seiner größten Stärken der Umgang mit großen Spieler-Egos ist. Cristiano Ronaldo, Karim Benzema und zahlreiche andere Top-Stars sagen nur Gutes über den Franzosen. Wenn diese Top-Stars bei Real in einer Top-Verfassung waren, dann strahlten die Zidane-Teams das auch immer auf dem Platz aus.
Es war die von Zidane geförderte Mentalität, die die Madrilenen zu den meisten ihrer Erfolge verhalf. Er ist kein Trainer mit einer speziellen Spiel-Philosophie wie Pep Guardiola oder Roberto De Zerbi. Er ist taktisch flexibel; seine größte Stärke ist es, mit psychologischen Kniffen die Eigen-Dynamik einer Mannschaft zu fördern.
Da die Bayern in der jüngeren Vergangenheit mit Tuchel und Julian Nagelsmann bereits Probleme mit zwei Trainern hatten, die alles völlig neu aufstellen und erfinden wollten, erscheint eine Verpflichtung des pragmatischen Zidane aus Münchner Sicht als durchaus sinnvoll.