Ein Balldieb, der Sergio Ramos liebt und Bayern Münchens vielversprechendste Lösung sein könnte: Was Dean Huijsen so besonders macht

Es war eine Szene, die eine der großen Stärken des 20-jährigen Innenverteidigers perfekt veranschaulichte: Huijsen kann dem Spiel von hinten heraus wichtige Impulse verleihen, weil er über ein so präzises, kreatives, mutiges und variantenreiches Passspiel verfügt. Gepaart mit seiner herausragenden Antizipation beim Verteidigen von brenzligen Situation und seiner bereits erstaunlich reifen Zweikampfführung macht ihn das zu einem der gefragtesten Innenverteidiger.

Nicht nur wegen seines Zuspiels auf Yamal und nicht nur, weil Spanien letztlich im Elfmeterschießen der Einzug ins Final Four der Nations League gelang, war das Duell mit Oranje Ende März ein vorläufiger Höhepunkt in Huijsens Karriere. Denn nachdem er sich im Verein beim AFC Bournemouth, der ihn vergangenen Sommer von Juventus Turin nach England holte, in den ersten Monaten zunächst hinten anstellen musste, war er im März überhaupt das erste Mal in Spaniens A-Nationalmannschaft berufen worden. Und dann traf er bei seinen ersten Einsätzen auch noch auf sein Geburtsland Niederlande, das Land seiner Eltern.

"Meine Familie ist niederländisch, aber ich fühle mich spanisch", sagte Huijsen kurz vor seiner Länderspielpremiere der Marca. Als Fünfjähriger war er mit seiner Familie nach Spanien gezogen, verbrachte also den Großteil seiner Kindheit und Jugend dort und spielte im Nachwuchs des FC Malaga. Aber es ist nicht seine bemerkenswerte Geschichte, die Huijsen derzeit so gefragt sein lässt, sondern seine sportlichen Qualitäten. Seit Anfang Dezember ist er bei Bournemouth gesetzt und hat sich noch mehr in den Fokus der großen Klubs gespielt, in dem er ohnehin schon seit einigen Jahren stand. Der FC Chelsea, der FC Liverpool, Real Madrid - sie alle sollen laut an seine Tür klopfen. Und auch der FC Bayern München meldet wohl Interesse an, wie Sky jüngst wieder berichtete.

In der herausragenden bisherigen Debütsaison in der Premier League mit Bournemouth hat Huijsen zahlreiche Eigenschaften unter Beweis gestellt, die einer Mannschaft, die immer den Ball haben will, dienlich sein können: Pressingresistenz, Passsicherheit und das Selbstvertrauen, linienüberspielende Pässe anzubringen, wenn es die Situation her gibt. Der Traumpass auf Yamal lässt grüßen.

Aber auch in der Defensive lässt der Youngster nichts vermissen. Er ist stark in Zweikämpfen am Boden und in der Luft (seine Größe von 1,97 Meter kommt ihm dabei zugute) und geht keinem Tackling aus dem Weg. Huijsen hat 2025 mehr Balleroberungen als jeder andere Premier-League-Spieler und liegt auch bei den Klärungsaktionen und geblockten Schüssen pro 90 Minuten ganz vorne. Laut den Statistiken von WhoScored ist er in dieser Saison der bestbewertete Innenverteidiger unter 21 Jahren in den fünf besten Ligen Europas.

Zahlen, die deutlich machen: Huijsen wäre für interessierte Vereine wie die Bayern nicht nur eine Übergangslösung, sondern auch ob seines Alters ein Neuzugang, der potenziell eine Ära in der Münchener Abwehr prägen könnte. Und: Hujisen ist beidfüßig, kann daher variabel sowohl als linker als auch als rechter Innenverteidiger eingesetzt werden.

Es ist trotz allem verständlich, dass manch einer skeptisch ist: Kann ein derart junger Innenverteidiger wirklich auf Anhieb die Abwehr eines Klubs der Größe von Bayern München führen? Vielleicht kann diese Skepsis gelindert werden, wenn man sich Hujisens jüngere Vergangenheit anschaut. Als er Anfang 2024 von Juventus an die AS Rom verliehen wurde, war dort noch José Mourinho Trainer.

Und der warf Huijsen sofort ins kalte Wasser: "Wir alle wissen, wer er ist", sagte Mourinho vor dessen Debüt. "Er ist ein 18-jähriger Junge, der 10 Minuten in der Serie A gespielt hat, aber er ist eines der vielversprechendsten Talente im europäischen Fußball in dieser Altersklasse. Er wird in Zukunft ein großartiger Fußballer sein." Huijsen habe "großes Vertrauen in sich selbst". Das Selbstvertrauen des Jungspunds sei "typisch für einen Spieler mit großem Potenzial", erkannte Mourinho.

Huijsen arbeitete nur sehr kurz mit The Special One zusammen, da jener kurz darauf entlassen wurde. Und auch Huijsen selbst blieb nur ein halbes Jahr in Italiens Hauptstadt, die Erfahrung mit Mourinho war für ihn dennoch prägend. "Er hat an mich geglaubt, und ich denke, dass es etwas ganz Besonderes ist, wenn jemand so Großes an dich glaubt, besonders für einen jungen Spieler, der gerade erst anfängt. Wenn jemand so Großes so etwas sagt, ist das wirklich etwas Besonderes und gibt dir als Spieler Selbstvertrauen", sagte er dem Guardian über Mourinhos Anerkennung.

Nachdem die Roma sich gegen eine feste Verpflichtung von Huijsen entschieden hatte, erscheint der "nur" 15,2 Millionen Euro teure Transfer des damals 19-Jährigen nach Bournemouth im vergangenen Sommer nun als unglaublich kluger Schachzug. Selbst wenn er nur eine einzige Saison an der englischen Südküste verbringen sollte, würden die Cherries immerhin einen stattlichen Gewinn erzielen.

Cheftrainer Andoni Iraola erkannte Huijsens Talent sofort. "Ich glaube, das spürt man schon in den ersten Trainingseinheiten", sagte er. "Man spürt den Spieler, man sieht sofort seine Qualitäten. Ich wusste nichts über seine Mentalität, denn wenn man einen 19-Jährigen verpflichtet, denkt man: 'Okay, er sieht aus wie ein guter Spieler'. Aber man ist sich nicht sicher, ob er bereit ist, sofort gegen die besten Gegner zu spielen. Das ist es, was ihn in der Premier League erwartet. Und er hat seit dem ersten Tag gezeigt, dass er bereit ist", lobte Iraola.

Der Spanier beschreibt die größte Stärke Huijsens wie folgt: "Ich denke, es ist seine Mentalität, sein Kopf. Ich finde, er ist selbstbewusst. Er hat keine Angst, egal auf welchen Stürmer er trifft. Und ich finde, er ist ruhig am Ball. Er weiß, was er tut, er hat alles unter Kontrolle. Manchmal macht er Fehler, wie alle anderen auch, aber hinter dem, was er auf dem Platz tut, steckt immer etwas Handfestes." Dies bei einem derart jungen Spieler schon auf diesem hohen Niveau vorzufinden, sei "wirklich außergewöhnlich".

Huijsen steht in Bournemouth zwar noch bis 2030 unter Vertrag, besitzt jedoch eine Ausstiegsklausel. Diese liegt bei vergleichsweise niedrigen 58 Millionen Euro - eine Stange Geld natürlich, aber der FCB hat schon mehr für Verteidiger ausgegeben.

Da Eric Dier gehen wird, könnte Bayern diesen Sommer im Abwehrzentrum nachlegen. Der deutsche Rekordmeister hat zwar auch noch andere Kandidaten im Blick, aber Huijsen ist möglicherweise die vielversprechendste Option. Kontakt zwischen den Bayern und dem Management des spanischen Nationalspielers soll es schon gegeben haben, allerdings ist die Konkurrenz enorm.

Allen voran Chelsea und Real werden ebenfalls heftig mit Hujisen in Verbindung gebracht. Und speziell die Madrilenen dürften für den Spieler persönlich noch etwas attraktiver sein als der FCB. Als Huijsen bei El Chiringuito TV vor kurzem auf einen möglichen Wechsel zu den Königlichen angesprochen wurde, sagte er: "Ich weiß es nicht, wir werden sehen. Es ist ein großes Team." Eine Real-Ikone verehrt er jedenfalls schon lange und es könnte durchaus ein Traum von ihm sein, mal in dessen Fußstapfen zu treten: "Sergio Ramos war schon immer mein Idol, seit ich klein war", verriet Huijsen.

Dennoch ist es Chelsea, das Berichten zufolge in dieser frühen Phase des Transferpokers die Nase vorn zu haben scheint. Huijsen ziehe das Angebot, angeblich ein XXL-Vertrag über sieben Jahre, "ernsthaft" in Betracht, heißt es. Laut The Telegraph könnte er sogar bereit sein, auf die Champions League zu verzichten, sollte sich Chelsea für den Wettbewerb nicht qualifizieren.

Dass Chelsea ihn schon sehr lange umgarnt und die gute Beziehung seines Beraters zu den Londonern sorgen wohl für die guten Karten der Blues. Zudem wäre er dort mit ziemlicher Sicherheit auf Anhieb Stammspieler. Und: Huijsen soll einen Verbleib in der Premier League präferieren.

Dass Chelsea einen Umbau in der Abwehr anstrebt, macht den aktuellen Vorteil für die Engländer rund. Umso intensiver dürfte man sich an der Stamford Bridge um Huijsen bemühen.