Sergio Ramos Real Madrid 2020Getty Images

Drei Stars aus der Bundesliga, ein Verteidiger vom FC Liverpool und Sergio Ramos: Real Madrids Optionen nach dem Carvajal-Schock

Der Schock bei Real Madrid sitzt tief: Dani Carvajal, absolutes Muster an Beständigkeit, zog sich am Samstagabend gegen den FC Villarreal (2:0) bei einem unglücklichen Zweikampf mit Yeremy Pino in der vierten Minute der Nachspielzeit eine schlimme Knieverletzung zu. Neben dem Kreuzband rissen im rechten Knie auch eine Sehne und das Außenband.

Carvajal kündigte zwar noch in der Nacht zum Sonntag an, seine Reha kaum erwarten zu können und als "Biest" zurückzukommen, jedoch ist angesichts des Totalschadens in seinem Gelenk von einer langen Zwangspause auszugehen.

Für Real ist das in so ziemlich jeder Hinsicht eine miese Nachricht. Zum einen ist Carvajal Identifikationsfigur und Anführer der Mannschaft. Kaum jemand verkörpert die Sieger- und "Uns-kann-keiner-was"-Mentalität des Klubs so sehr wie der sechsmalige Champions-League-Sieger.

Daneben ist auch die sportliche Komponente ein Problem: Carvajal ist auch mit 32 noch unangefochtener Stammspieler und Leistungsträger. Er hat gute Karten, bei der Wahl zum Ballon d'Or in wenigen Wochen eine Top-Platzierung zu erreichen. Den Ausfall eines Spielers seines Kalibers kompensiert man nicht mal so nebenbei.

Carvajals Ausfall wiegt darüber hinaus schwer, weil Reals Defensive ohnehin schon auf Kante genäht war. David Alaba ist nach seinem Kreuzbandriss aus dem vergangenen Jahr noch immer nicht fit. Er kann frühestens im November wieder spielen.

Der Abgang Nachos im Sommer wurde nicht durch einen Transfer kompensiert, sodass im Grunde für das Zentrum nur Antonio Rüdiger, Éder Militão (auch er erlitt vor nicht allzu langer Zeit einen Kreuzbandriss) sowie der wenig überzeugende Jesús Vallejo zur Verfügung stehen.

Wie also kann Real auf die neuerliche Hiobsbotschaft reagieren?

  • Die interne Lösung

    Es besteht kein Zweifel daran, dass zunächst Carvajals etatmäßiger Ersatz Lucas Vázquez auf der rechten Abwehrseite randarf. Der Routinier ist ein verlässlicher Außenverteidiger mit Kernkompetenzen in der Offensive. Allerdings ist auch er bereits 33 Jahre alt. Eine Blessur oder Verschnaufpause des Blancos-Urgesteins wären bereits mit Improvisationen von Trainer Carlo Ancelotti verbunden.

    Kein Wunder also, dass der Italiener bereits mahnte: "Wir müssen den Kader gut einteilen und uns überlegen, wen wir auf dieser Position einsetzen, wenn mit Lucas Vázquez unser einziger Außenverteidiger ausfällt."

    Käme es dazu, könnten Rüdiger und Militão auf rechts aushelfen. Beide bekleideten diese Position bereits in ihrer Karriere, der Brasilianer lief dort mehrfach in der Selecão auf. Aber: Damit entstünde im Defensivzentrum die nächste Lücke und die Offensivkraft über außen wäre deutlich geschwächt. Immerhin sammelte Carvajal dort in der Vorsaison 11 Scorerpunkte in 41 Partien.

    Auch ein Blick in die Jugend verspricht keine wirklich annehmbare Lösung: In der Castilla bekleidet U20-Nationalspieler David Jiménez (20) die Position des Rechtsverteidigers. Er hat aber bislang ebenso keine Profierfahrung wie der 17 Jahre alte Jésus Fortea aus der U19.

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  • HIC 16:9 Sergio Ramos Real MadridGOAL

    Verpflichtet Real Madrid sofort einen neuen Verteidiger?

    Das Transferfenster ist dicht. "Es gibt nicht viele Möglichkeiten", weiß auch Ancelotti. Kurzfristig könnte der Champions-League-Sieger allenfalls vereinslose Spieler verpflichten. Da gibt es zwar einige, die verfügbar sind, aber ob sie den Ansprüchen genügen und mehr wären als nur ein Schnellschuss, ist fraglich.

    Diese Kandidaten gäbe es (Auswahl):

    • Serge Aurier (31)
    • Cédric Soares (33)
    • Bouna Sarr (32)
    • Mario Fernándes (34)
    • Timothy Fosu-Mensah (26)

    Eine Idee, die einen gewissen Charme hätte: Sergio Ramos zurückholen. Der 38-Jährige ist nach seinem Abschied aus Sevilla im Sommer ohne Klub. Zwar feierte der langjährige Kapitän seine größten Erfolge als Innenverteidiger, jedoch spielte er zu Beginn seiner Laufbahn auf der rechten Außenbahn. Gerüchte in diese Richtung gibt es allerdings nicht. Dafür soll sich Italiens Rekordmeister Juventus mit seiner Verpflichtung beschäftigen. Dort wird ein Vertreter für Abwehrchef Gleison Bremer gesucht. Er zog sich in der vergangenen Woche gegen RB Leipzig einen Kreuzbandriss zu ...

  • Castello Lukeba Leipzig 2024Getty Images

    Was macht Real Madrid im Januar?

    Deutlich wahrscheinlicher ist es, dass die Madrilenen die Zeit bis zum Jahreswechsel überbrücken und dann Geld in die Hand nehmen, um einen neuen Rechtsverteidiger zu kaufen. Interessant dabei: Seit Monaten hält sich das Gerücht, Real wolle im Sommer Liverpools Trent-Alexander Arnold ablösefrei verpflichten, wenn dessen Vertrag an der Anfield Road ausläuft. Ein solcher Transfer könnte vorgezogen werden, dies berichtet Sport. Allerdings ist es schwer vorstellbar, dass die Reds ihren Stammspieler mitten in der Saison abgeben.

    Die Online-Zeitung Independent meldete zudem bereits Anfang August, der junge Chelsea-Verteidiger Josh Acheampong (18) habe grundsätzlich das Interesse des spanischen Rekordmeisters geweckt.

    Die Marca schreibt nach der Carvajal-Verletzung, Real werde nun im Januar gleich auf zwei Positionen nachlegen - eben auf der rechten Seite und auch im Abwehrzentrum. Neben dem zuletzt bereits gehandelten Castello Lukeba (21) von RB Leipzig nennt die spanische Sportzeitung auch Jorrel Hato (18) von Ajax als Kandidaten. Im Sommer gab es lose Gerüchte um die beiden Bundesligaspieler Piero Hincapié (22, Bayer Leverkusen) und Nico Schlotterbeck (24, BVB).

    Was man auch im Hinterkopf haben sollte: Der Independentberichtete vor einigen Wochen, Real habe vier Spieler aus der Premier League für die nächste Saison im Visier und sei bereit, für sie viel Geld hinzublättern. Darunter befanden sich zwei Innenverteidiger: William Saliba (23) vom FC Arsenal und Tottenhams Cristian Romero (26).

    Die Personaldecke in der Abwehr ist aktuell übrigens auch deshalb so dünn, weil Real im Sommer Wunschspieler Leny Yoro durch die Lappen ging. Der junge Franzose, der mit einer schweren Verletzung nun lange ausfällt, entschied sich gegen den LaLiga-Meister und für ein lukratives Angebot von Manchester United. Florentino Pérez und Co. stellten damals ihre Bemühungen für die Defensive ein. Das dürften sie diesmal nicht tun.

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