Die Abhängigkeit des FC Bayern ist bedenklich! Was Kompanys erste Bundesliga-Pleite ungewöhnlich macht

Klar wie wohl nie zuvor offenbarte sich in Mainz die Münchner Abhängigkeit von ihren beiden besten Offensivspielern: Wenn Jamal Musiala und Harry Kane entweder unpässlich oder aus dem Spiel genommen sind, schwächelt das Angriffsspiel akut. Gemeinsam sammelten die beiden in den bisherigen 23 Pflichtspielen 47 Scorerpunkte - oftmals waren es absolut entscheidende.

Kane fehlt seit Ende November wegen eines Muskelfaserrisses verletzt, insofern trat zuletzt vor allem Musiala als Münchener Lebensversicherung auf. In Dortmund traf er zum späten Ausgleich, gegen den 1. FC Heidenheim sorgte er nach seiner Einwechslung per Doppelpack für den Sieg und auch gegen Shakhtar Donetsk verzeichnete er zwei Scorerpunkte. Mit seinen überraschenden Dribblings reißt Musiala zudem Löcher in gegnerische Abwehrreihen wie kein anderer Münchner.

Diesmal blieb Musiala überraschend wirkungslos - auch wegen der bissigen Mainzer Gangart, fünfmal wurde er gefoult. Plötzlich lief vorne fast nichts mehr zusammen. Thomas Müller war im Sturm abgemeldet. Aufkommende Debatten über die Notwendigkeit einer Winter-Verpflichtung eines neuen Stürmers konterte Eberl aber direkt. Die Flügelspieler Michael Olise und Leroy Sané setzten gegen Mainz kaum Akzente. Sanés spätes Anschlusstor hübschte seinen nächsten schwachen Auftritt nur marginal auf. Kein Flügelspieler überzeugte in den vergangenen Wochen konstant.

Auffällig außerdem: Die im Herbst wochenlang so stabile Abwehr wankt wieder. Nachdem die Münchner sieben Pflichtspiele in Folge ohne Gegentor geblieben waren, kassierten sie in den vergangenen fünf immer mindestens eines und insgesamt sieben. In Mainz patzte sogar Min-Jae Kim, einer der solidesten Münchner dieser Saison.

Weil Leverkusen am Samstag zeitgleich gewann, beträgt der Vorsprung des FC Bayern an der Tabellenspitze nur noch vier Punkte. Frankfurt kann mit einem Sieg am Sonntag beim viertplatzierten RB Leipzig sogar auf drei verkürzen. Jene Leipziger empfängt der FC Bayern zum Hinrunden-Abschluss am Freitag in München.

"Es ist ein gefährlicher, aber auch sehr entscheidender Moment in dieser Saison", analysierte Joshua Kimmich. Die Mannschaft müsse jetzt "zusammenstehen" und gegen Leipzig "unbedingt gewinnen". Hoffnung macht vor allem die bevorstehende Rückkehr Kanes. Bei der Pressekonferenz nach dem Spiel zeigte sich Kompany optimistisch mit Blick auf einen Einsatz des Torjägers gegen Leipzig.

Bei einer weiteren Niederlage wäre der Titelkampf plötzlich wieder völlig offen und die über weite Strecken der Hinrunde positive Grundstimmung wohl erstmal dahin. Auch wenn fußballerisch unter Kompany eine deutliche Weiterentwicklung erkennbar ist, steht der FC Bayern statistisch aktuell schlechter da als zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison unter Thomas Tuchel. Damals wie heute waren die Münchner im DFB-Pokal bereits ausgeschieden. Sowohl in der Bundesliga als auch in der Champions League hatten sie unter Tuchel aber mehr Punkte.