Der Niedergang ist eingeläutet: Schafft es Cristiano Ronaldo noch einmal zurück an die Weltspitze?

Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi? Luis Figo sagte einmal, es sei, als müsse man sich zwischen Trüffeln und Kaviar entscheiden. Für den ehemaligen portugiesischen Nationalmannschaftskapitän war es also eine Frage des Geschmacks.

Bevorzugt man den physisch besseren Ronaldo, eine unermüdliche Tormaschine, die aussieht, als wäre sie in einem Labor konstruiert worden, und doch ein lebendiger, atmender Beweis für die Vorzüge menschlichen Strebens ist?

Oder Messi, der mit einer himmlischen Begabung gesegnet ist, die es ihm ermöglicht, das schöne Spiel nicht nur zu spielen, sondern auch zu kontrollieren. Was bedeutet, dass jedes Mal, wenn er einen Fuß auf das Spielfeld setzt, scheinbar unmögliche Leistungen nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich werden?

Diese Debatte, spaltet die viele Fußballfans seit fast zwei Jahrzehnten. Aber ist das Ende einer Ära in Sicht? Neigt sich Ronaldos Zeit an der Spitze endgültig dem Ende zu?

  • Cristiano Ronaldo Manchester United 2022-23Getty Images

    Kein Platz für Cristiano Ronaldo bei GOAL50 2023

    Mitte Dezember wurde Messi als Gewinner bei GOAL50 2023 verkündet. Es war der siebte Erfolg für den Argentinier, der damit einen neuen Rekord aufstellte - was angesichts seiner heldenhaften und historischen Leistungen bei der Weltmeisterschaft in Katar in der vergangenen Saison keine Überraschung war.

    Schockierend war jedoch die Tatsache, dass Ronaldo nicht einmal im Rennen war. Nachdem er im vergangenen Jahr den elften Platz belegt hatte, schaffte es der fünfmalige Weltfußballer nicht einmal auf die Longlist für 2023 - was verdeutlicht, wie weit sein Ansehen in den letzten zwölf Monaten gesunken ist.

    Ist Ronaldo also am Ende seines Schaffens? Werden wir ihn nie wieder um die wichtigsten Mannschaftstitel und prestigeträchtigsten Einzelauszeichnungen kämpfen sehen? Oder hält das Jahr 2024 ein sensationelles Ronaldo-Comeback bereit?

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  • Cristiano Ronaldo Portugal 2022 World Cup HIC 16:9Getty

    Bei der WM 2022 scheiterte Cristiano Ronaldo bitterlich

    Klar ist, dass Ronaldos Saison 2022/23 in jenem Maß schrecklich war, wie jene Messis triumphal endete. Ein PR-Desaster, das seinem Ruf schadete.

    Nachdem der Stürmer sein Vermächtnis in Manchester beschmutzt hatte, indem er sich unter höchst unwürdigen Umständen (einem Interview mit Piers Morgan) aus dem Old Trafford verabschiedete, wollte er seine Kritiker bei der Weltmeisterschaft 2022 zum Schweigen bringen.

    Unmittelbar vor dem Eröffnungsspiel gegen Portugal sagte er, dass er überzeugt von sich sei. Doch während des Turniers wurde er im Sturm von Gonçalo Ramos abgelöst, der direkt einen Dreierpack gegen die Schweiz schnürte. Als Portugal danach gegen Marokko ausschied, war CR7 am Boden zerstört. Er ging, ohne sich von der Weltbühne gebührend zu verabschieden.

  • Cristiano Ronaldo Al-NassrAl-Nassr

    Kein Spitzenteam wollte Cristiano Ronaldo

    Ronaldos miserable Leistungen und seine Wutausbrüche an der Seitenlinie in Katar erhöhten seine Chancen auf einen Wechsel zu einem Spitzenteam nicht zwingend.

    Das Morgan-Debakel war der letzte Strohhalm für den Superstar, während sein langjähriger Berater Jorge Mendes das unüberlegte Interview als "riesigen Mist" bezeichnet haben soll. Die Spannungen zwischen den beiden Parteien hatten bereits zugenommen, weil Mendes - wohl verständlicherweise - nicht in der Lage war, Ronaldo im Sommer 2022 den gewünschten Wechsel zu einem Spitzenteam zu sichern.

    Die exorbitanten Gehaltsforderungen waren offensichtlich abschreckend. Die meisten europäischen Vereine schienen der Ansicht, dass Ronaldo mehr Ärger machte, als er wert war.

    Schließlich sah er sich gezwungen, Europa zu verlassen. In Saudi-Arabien lockte das große Geld.

  • Neymar(C)Getty Images

    In Saudi-Arabien ist Ronaldo wieder der Star

    Es ist leicht zu verstehen, warum Saudi-Arabien bereit war, so viel Geld in Ronaldo zu investieren. Die Fähigkeiten des Portugiesen auf dem Spielfeld mögen abnehmen, aber die Marke CR7 ist so stark wie eh und je.

    Sein Wechsel in den Nahen Osten inspirierte mehrere andere hochkarätige Spieler, diesem Beispiel zu folgen. Wie Neymar kürzlich sagte: "Cristiano Ronaldo hat das alles ausgelöst".

    Natürlich ist Ronaldo nach wie vor davon besessen davon, Titel zu gewinnen. Und da dies seit langem sein Maßstab für Erfolg ist, können seine ersten sechs Monate in Saudi-Arabien aus sportlicher Sicht mit der Mannschaft nur als Misserfolg gewertet werden.

    Man bedenke, dass Al-Nassr Tabellenführer war, als er im Januar 2023 kam, und am Ende Zweiter hinter Al-Ittihad wurde. Eine weitere Vizemeisterschaft droht auch in dieser Saison. Tabellenführer Al-Hilal hat Al-Nassr zuletzt im direkten Duell (3:0) gezeigt, wer der Herr im Haus ist.

  • Cristiano Ronaldo Al-Nassr 2023Getty

    Cristiano Ronaldo: Tolle Torquote in Saudi-Arabien

    Aber es ist noch nicht alles verloren. Vielleicht kehrt Ronaldo 2024 in die GOAL50 zurück.

    Erstens hat sich die Wahrnehmung der saudischen Liga nach einer sommerlichen Kauforgie dramatisch verändert. Das Niveau stieg natürlich rapide. Es ist auch nicht so, dass das Geld in nächster Zeit im saudischen Treibsand versiegen wird.

    In diesem Jahr schaffte es der 38-Jährige nicht auf die Liste der Nominierten - WEIL er nicht für einen Topklub spielt. Wenn Saudi-Arabien seine Mannschaften so solchen macht, hat CR7 im Jahr 2024 eine gute Chance, wieder dabei zu sein. Denn seine Einzelleistungen sind beeindruckend. In 32 Spielen schoss er 31 Tore - aber eben gegen sehr schwache Defensivreihen.

    Wenn man bedenkt, dass es sich um einen der professionellsten Spieler der Welt handelt, der sehr stolz darauf ist, sich in Topform zu halten, ist es sehr wahrscheinlich, dass Ronaldo auch für den Rest der Saison 2023/24 überzeugen wird.

    Entscheidend ist jedoch, was unmittelbar nach der Spielzeit passieren wird - auf deutschem Boden.

  • Cristiano Ronaldo Portugal 2023-24Getty Images

    Bei der EURO 2024 in Deutschland könnte sich Cristiano Ronaldo doch würdig verabschieden

    Ronaldos Status als einer der größten Spieler aller Zeiten ist längst gesichert. Nichts, was zwischen dem Jetzt und dem Ende seiner Karriere passiert, kann daran etwas ändern. Seine Rekorde und Medaillen sprechen für sich selbst.

    Seine Hoffnungen auf ein angemessenes, fantastisches Finale hängen jedoch davon ab, wie er bei der EURO 2024 in Deutschland abschneidet, die wahrscheinlich sein letztes großes Turnier auf internationaler Ebene sein wird (auch wenn eine Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2026 nicht ausgeschlossen werden kann).

    Wenn Ronaldo und Portugal in Deutschland glänzen, kann man sicher sein, dass er bei GOAL50, dem Ballon d'Or, The Best und jeder anderen Auszeichnung, die nächstes Jahr vergeben wird, im Rennen ist.

    Und die Sache ist die, dass es nicht außerhalb des Bereichs des Möglichen liegt. Zehn der 51 Tore, die Ronaldo 2023 erzielte, erzielte er für Portugals Nationalmannschaft, die sich mit einer perfekten Bilanz von zehn Siegen aus zehn Spielen für die Europameisterschaft qualifizierte. In Anbetracht der vielen Topspieler, die Trainer Roberto Martínez zur Verfügung stehen, ist die Mannschaft zweifellos einer der Turnierfavoriten.

    Die Auslosung war dabei schonmal vielversprechend. Portugal wurde in eine der wohl schwächeren Gruppen gelost (Türkei, Tschechische Republik und ein Play-off-Sieger: Griechenland, Georgien, Kasachstan oder Luxemburg) und würde, sofern es den ersten Platz belegt, erst im Halbfinale auf einen anderen Gruppensieger treffen.

    In diesem Sinne ist es nicht schwer, sich einen wiedererstarkten Ronaldo vorzustellen, der im nächsten Sommer in Deutschland glänzt - und uns alle dazu zwingt, uns wieder einmal zu fragen, ob wir Trüffel oder Kaviar bevorzugen.