"Das ging mehr in die Richtung Bodybuilder als Fußballer": Fokus von Jonathan Tah lag früher "mehr auf gutem Aussehen"

"Ich war deutlich schwerer als heute", erklärte Tah und ergänzte: "Seit fünf, sechs Jahren habe ich das Training umgestellt, achte viel mehr darauf, beweglich zu sein: Als großer Spieler ist es extrem schwierig, in der Hüfte beweglich zu sein. Gegen kleine, wendige Spieler zu agieren ist die größte Herausforderung. Daran habe ich viel gearbeitet: schnelle Füße zu haben, schneller in den Drehungen zu sein. Als ich jünger war, war ich deutlich schwerfälliger. Da lag der Fokus vielleicht mehr auf gutem Aussehen."

Schon als Jugendspieler im Alter von 19 habe er auf privates Zusatztraining gesetzt. Allerdings mit dem Fokus auf Kraft. In seinen zehn Jahren bei Bayer Leverkusen habe sich sein Gewicht drastisch verändert. "Aktuell liegt mein Gewicht bei 93 Kilo. Damals waren es 98 Kilo. Ich habe auch meine Ernährung angepasst, aber vor allem ging es um eine Trainingsumstellung. Ich habe damals viel gepumpt: Das ging mehr in die Richtung Bodybuilder als Fußballer. Das habe ich angepasst. Diesen Unterschied merke ich extrem auf dem Platz", sagte Tah.

Der inzwischen 29-Jährige avancierte rund um die Heim-EM im vergangenen Jahr sogar zum Stammspieler bei der deutschen Nationalmannschaft, nachdem er sich angesichts der großen Konkurrenz in der Abwehr des DFB-Teams lange hinten anstellen musste. Von dem langjährigen Duo Jerome Boateng und Mats Hummels habe er aber "extrem profitiert", erklärte Tah: "Jerome war im Tempo stark, Mats im Stellungsspiel. Da konnte ich sehr viel für mich mitnehmen und meinen Stil finden."

Dementsprechend groß ist das Verlangen bei Tah nach dem ersten großen Titel im DFB-Trikot, den er im Zuge des Final Four der Nations League mit seinen Teamkollegen gewinnen kann. "Unsere Generation musste beim DFB viel leiden, viel Dreck fressen. Jetzt das Gefühl zu spüren wäre sehr wichtig für unsere Mannschaft", sagte er und ergänzte: "Auch das Wissen, dass wir vor der WM etwas gewonnen hätten, würde uns als Nationalmannschaft einen Extra-Boost geben. Dieses Selbstverständnis müssen wir bekommen."

Die DFB-Auswahl trifft am Mittwoch in München im Halbfinale auf Portugal. Bei einem Sieg würde die Mannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann am kommenden Sonntag im Finale an gleicher Stelle gegen Spanien oder Frankreich um den Titel spielen.

Zuvor hatte bereits Nagelsmann die Nations League als wichtigen Schritt auf dem Weg zur WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko bezeichnet. Nach den verpatzten Turnieren 2018 in Russland und 2022 in Katar, bei denen Deutschland jeweils in der Vorrunde gescheitert war, soll in Nordamerika endlich wieder ein Erfolgserlebnis gelingen.

Kurz nach der Nations League wird sich wohl auch entscheiden, wann sich Tah den Bayern anschließt. Derzeit laufen dem Vernehmen nach noch Verhandlungen zwischen den Münchenern und Bayer Leverkusen, ob der ablösefreie Transfer zum Start der Klub-WM vorgezogen werden kann. Die Werkself soll dafür allerdings eine Summe im einstelligen Millionenbereich fordern.