MoukokoGetty Images

"Alle sehr traurig", aber ein Mega-Flop als Vorbild: So kann BVB-Wunderkind Youssoufa Moukoko seine Karriere noch retten

Einst galt Youssoufa Moukoko als Wunderkind des deutschen Fußballs. Nun prasseln regelmäßig nur noch Tiefschläge auf den Angreifer ein. Im Sommer steht eine wichtige Entscheidung für den 20-Jährigen an, der zwingend Erfolgserlebnisse braucht.

  • "Wir sind alle sehr traurig über die Entwicklung in Nizza." Nüchtern und stoisch verkündete Antonio Di Salvo sein Mitleid gegenüber Moukoko. Das einstige Supertalent des deutschen Fußballs wird nicht im Kader des U21-Nationaltrainers für die kommende Europameisterschaft stehen.

    Es ist der vorläufige Tiefpunkt in der Karriere des jüngsten Torschützen der Bundesliga-Geschichte. Bei der Qualifikation für das Turnier in Slowenien war der Stürmer mit sechs Treffern noch Deutschlands bester Torjäger gewesen.

    Doch während Derry Scherhant (Hertha BSC), Nicolo Tresoldi (Hannover 96), Nelson Weiper (FSV Mainz 05) und Nick Woltemade (VfB Stuttgart) im Juni auf Torejagd gehen, muss Moukoko auf der Couch Platz nehmen.

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  • Youssoufa Moukoko Nice 2024Imago

    "Nicht verdient": Di Salvo mit knallharter Ansage

    Dass er nicht im DFB-Dress auflaufen würde, dürfte er jedoch schon geahnt haben. Bereits bei den vorherigen Länderspielen gehörte er nicht mehr zum Kader von Di Salvo.

    Im Frühling hätten der Coach und sein Schützling bereits telefoniert und Di Salvo den 20-Jährigen informiert, dass er eine Teilnahme ohne mehr Einsätze "nicht verdient hat und auch nicht damit rechnen kann, eingeladen zu werden".

    Mehr Einsätze wurden es für Moukoko auch nach dem Telefonat nicht. "20 Minuten, das ist einfach zu wenig, und das ist ihm auch bewusst", rechnete Di Salvo auf der Pressekonferenz noch einmal die Ligaspielzeit des Angreifers seit Jahresbeginn schonungslos vor.

    Mitte Januar durfte Moukoko im Pokal für knapp mehr als eine Stunde im Sturmzentrum für OGC Nizza auflaufen. Doch seit Februar kommt er auf genau eine Minute auf dem Spielfeld. Davon abgesehen pendelt er zwischen Bank- und Tribünenplatz.

  • "Kennen seine Situation": Keine Zukunft in Nizza

    Zu Beginn seiner Leihe hatte sich ein Missverständnis in dieser Schwere noch nicht angedeutet. Bei seinem ersten Startelfeinsatz lieferte Moukoko gleich drei Scorerpunkte. Beim 8:0-Kantersieg gegen AS St. Etienne traf er doppelt und legte einen weiteren Treffer auf.

    Doch nur fünf Tage nach seiner herausragenden Leistung tadelte ihn die französische Presse für seinen folgenden Auftritt gegen Real Sociedad in der Europa League. "Es war ein kompliziertes Spiel für den Deutschen. Er ließ im Umgang mit dem Ball oft die Genauigkeit und bei seinen Entscheidungen die Inspiration vermissen", urteilte RMC Sport und L'Equipe versah ihn mit der schlechtesten Note aller Nizza-Akteure.

    Es folgten keine weiteren Scorer und kaum noch Einsatzzeiten. Dementsprechend ließ Trainer Franck Haise schon im März durchklingen, dass Moukoko unter ihm keine Zukunft haben wird: "Wir kennen auch seine Situation. Er ist ein Leihspieler mit einer Kaufoption, die der Verein höchstwahrscheinlich nicht ziehen kann." Moukoko wird auch schon bei seiner Nichtnominierung für den DFB-Kader geahnt haben, dass seine Zeit in Nizza im Sommer enden würde.

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    Moukoko für die Klub-WM kein Thema beim BVB

    Besonders bitter für den talentierten Angreifer: Nahezu zeitgleich kam es in beiden Fällen zur offiziellen Bestätigung der Hiobsbotschaften. Ebenfalls am Mittwoch verkündete Nizzas Geschäftsführer Fabrice Bocquet in der Radiosendung"100% Aiglons" bei Ici Azur: "Wir werden ihn nicht behalten." Nizza hatte sich eine Kaufoption in Höhe von 18 Millionen gesichert, die jedoch erwartbar nicht gezogen wird.

    Doch aller schlechten Dinge sind drei. Denn das Aus in Frankreich und das Verpassen der Europameisterschaft bedeutet zwar, dass Moukoko zunächst zu seinem Stammverein nach Dortmund zurückkehrt, doch seine Zukunft beim BVB ist ungewiss.

    Zwischenzeitlich stand im Raum, dass die Borussia Moukoko frühzeitig für die Klub-WM zurückholen könnte. Diese Pläne haben sich jedoch zerschlagen.

  • Eine Leihe in eine "kleinere Liga" als "ernste Option"

    Die Borussen sind nicht bereit, für diesen Zeitraum Moukokos hohes Gehalt zu zahlen. Rund 700.000 Euro würde ein vorzeitiges Leihende wohl kosten. Doch da Moukoko weder bei der U21-EM noch bei der Klub-WM auflaufen wird, wird es schwer für den Youngster und den BVB, neue Interessenten anzulocken. 

    Dass er die nächste Saison nicht für das Team von Niko Kovac bestreiten wird, gilt übereinstimmenden Medienberichten bereits als beschlossen, auch wenn sich Sportchef Sebastian Kehl ohne namentliche Nennung bei Sport1 diplomatisch gab: "Wir werden versuchen, einige dieser Personalien zu lösen. Wir wollen Gehälter sparen. Dennoch kann es passieren, dass wir mit einigen dieser Jungs weitermarschieren. Aber einige werden in der kommenden Saison eventuell nicht mehr beim BVB spielen."

    Das Gehalt könnte bei Moukoko zum Knackpunkt werden. Angeblich soll er derzeit beim BVB jährlich rund sechs Millionen Euro verdienen. Sein aktueller Vertrag läuft noch bis 2026. Sollte ein Verkauf zunächst scheitern, scheint auch eine Vertragsverlängerung zu veränderten Konditionen möglich, um eine Leihe zu vereinfachen.

    Moukoko ist sich der Lage bewusst und hat sich mit einem vorzeitigen Ende seiner BVB-Zeit abgefunden. Laut einem Bericht von Sky soll er auch zu einem Wechsel in eine "kleinere Liga" bereit sein. Ein Engagement in der Niederlande, Belgien oder Österreich sei demnach eine "ernste Option". Moukoko könnte hier wieder die dringend notwendige Spielpraxis erhalten und Selbstvertrauen tanken.

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    Wilde Spekulationen und menschliche Reife

    Dass ein solcher Rückschritt im Sinne des Fortschritts in seine Karriereplanung Einzug halten würde, wäre ein Zeichen menschlicher Reife, die sich laut Skyin Frankreich trotz der sportlichen Horror-Saison entwickelte. Auch von seinem Coach gab es zumindest wärmende Worte: "Er trainiert gut, aber es nicht einfach. Aber noch einmal, ich lobe die Einstellung, die er jeden Tag an den Tag legt." Als Vorbild könnte ihm Joshua Zirkzee dienen, der zu seiner Zeit beim FC Bayern München eine Leihe zu RSC Anderlecht wählte, sich dort ins Rampenlicht spielte und über den Umweg Bologna immerhin bei Manchester United landete.

    Doch auch mit den großen Ligen scheint Moukoko für die nächste Saison noch nicht ganz abgeschlossen zu haben. Wilde Spekulationen um einen möglichen Transfer zum Aufsteiger aus Köln wurden bisher ins Reich der Fabeln verwiesen, doch Berater Patrick Williams soll im Hintergrund mehrere Optionen prüfen, wobei ein Wechsel nach Spanien präferiert werden soll.

  • Antony als Vorbild in Spanien?

    Konkrete Angebote sind bisher zwar noch Mangelware, doch bereits im Vorjahr soll sich Real Betis um eine Verpflichtung bemüht haben. Betis kennt sich bestens mit dem Ankurbeln stockender Karrieren aus und verleiht Antony, immerhin einer der größten Transferflops in der Geschichte von Manchester United, gerade den zweiten Frühling

    Moukoko könnte der offensive Spielstil in Spanien ebenfalls zugutekommen. Zugleich wäre er in einer konteraffinen Mannschaft bestens aufgehoben, um sein Tempo und das Timing bei Tiefenläufen ausspielen zu können. Hinzu kommt, dass der Angreifer im Verhalten gegen den Ball immer wieder positiv auffiel und Bälle hoch eroberte.

    In einer Mannschaft mit weniger Ballbesitz könnte er zudem seine Schwächen im Passspiel besser kaschieren. Gleiches gilt für die ausbaufähige Physis, die ihm in der Bundesliga immer wieder Probleme beim Festmachen der Bälle bereitete. 

  • Germany U21 v Israel U21 - UEFA Under21 EURO QualifierGetty Images Sport

    "Die Zahlen sehen und bewerten": Moukoko unter Druck

    Wichtig wird für Moukoko jedoch vor allem sein, ein Team zu finden, das vollumfänglich auf ihn setzt. "Ich habe sofort gespürt, dass man mich in diesem Verein braucht", zeigte sich das einstige Wunderkind noch kurz nach seinem Wechsel zu Nizza glücklich. Er sollte sich täuschen. 

    Dabei war es immer sein Selbstvertrauen, das ihn auszeichnete. Fühlte er sich gut, spielte er stets unbekümmert, ballerte mit beiden Füßen aus allen Lagen und weckte große Hoffnungen. Die konnte er zuletzt nicht mehr erfüllen. Ein erneuter Tapetenwechsel im Sommer ist unter allen Umständen notwendig, um den Hoffnungen und seiner sportlichen Entwicklung wieder neues Leben einzuhauchen.

    "Wir haben alle gehofft, dass er mit Schwung zur EM kommen kann. Man muss letztlich die Zahlen sehen und bewerten", erklärte Di Salvo am Mittwoch noch einmal seine Entscheidung, Moukoko zu Hause zu lassen. Für den Angreifer ist es jetzt an der Zeit, wieder bessere Zahlen aufzulegen. Denn bei der nächsten U21-EM 2027 ist er immer noch gerade einmal 22 Jahre alt und teilnahmeberechtigt.

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