Spaniens Kapitän Alvaro Morata hat verraten, dass er beinahe die EM 2024 in Deutschland abgesagt und damit auch den späteren Triumph seiner Mannschaft verpasst hätte. Der 32-Jährige litt im vergangenen Sommer unter psychischen Problemen.

Alavaro Morata wollte Verletzung vortäuschen, um nicht zur EM fahren zu müssen: Spaniens Kapitän gibt erschreckendes Geständnis ab
WAS WURDE GESAGT?
"Ich hatte viele furchtbare, selbstzerstörerische Gedanken. Es ging mir durch den Kopf, eine Verletzung vorzutäuschen, damit ich nicht (zur EM; Anm. d. Red.) fahren musste", zitiert The Athletic den Stürmer aus dessen Dokumentation "Morata: They Don't Know Who I Am".
Morata spricht in der Doku schonungslos offen über seine mentalen Probleme, lässt keine Details aus. "Du spürst viele Dinge in deinem Körper und weißt nicht, warum oder wie. Deine Beine schmerzen. Dein Brustkorb verschließt sich. Du kannst nicht atmen. Ich hatte Angst, einzuschlafen und nicht mehr aufzuwachen. Ich hatte vor allem Angst", offenbart er.
WAS IST DER HINTERGRUND?
Seit seinem Wechsel von Real Madrid zum FC Chelsea im Jahr 2017 hatte Morata immer wieder mit "sehr schlechten Zeiten" gekämpft, die sich auch auf seine sportlichen Leistungen auswirkten. So auch bei der 2:4-Niederlage von Atletico Madrid gegen den BVB im Halbfinal-Rückspiel der Champions League, als er gleich mehrere Chancen liegenließ und im Anschluss dafür heftige Kritik - vor allem von Fan-Seite - einstecken musste.
"Ich war nicht in der Lage, dem Ball zu folgen. Als das Spiel vorbei war, blieb ich lange Zeit allein in der Umkleidekabine. Ich wollte nur noch weinen. Da fing alles an", erzählt Morata vom negativen Höhepunkt, der ihm letztlich beinahe die Europameisterschaft kostete. Es folgte der Wechsel zur AC Milan - aus Selbstschutz: "Ich konnte keine weitere Depression riskieren. Es ist nicht schön für mich, das zu sagen, aber der Wechsel war die einfachste Entscheidung, die ich treffen konnte."
Inzwischen spielt Morata auf Leihbasis bei Galatasaray Istanbul, die Kritik der Fans aus Spanien lässt aber nicht ab. "Lohnt es sich, für Spanien zu spielen, wenn es überall unangenehme Zwischenfälle gibt, bei denen man beleidigt wird? Wenn du in die Stadien gehst und das Spanien-Trikot trägst, und die Fans dich auspfeifen und beschimpfen?", fragt er mit Tränen in den Augen.
WAS WURDE NOCH GESAGT?
Morata appelliert deshalb, dass "psychische Gesundheit nichts mit dem Status zu tun" habe. "Man hat keine Ahnung, was mit einem passiert. Depressionen sind ein sehr tiefgreifendes Problem, Angstattacken auch. Und man ist nicht schwächer, wenn man sagt: 'Mir geht es gerade nicht gut.' Man braucht jemanden, der einem hilft."
Schon im Oktober des vergangenen Jahres hatte er über Depressionen und Panikattacken gesprochen, die ihm eine EM-Teilnahme schwer gemacht hatten. Letztlich überzeugten ihn Trainer, Team-Kollegen und Psychologen und sorgten damit für einen ganz besonderen Moment: Morata bekam die Ehre zuteil, den EM-Pokal als Kapitän als Erstes in den Berliner Nachthimmel zu strecken.
WIE GEHT ES WEITER?
Wie es mit Moratas Nationalmannschafts-Karriere weitergeht, ist derzeit offen. Beim kürzlich verlorenen Nations-League-Finale gegen Portugal war es ausgerechnet er, der im Elfmeterschießen entscheidend vom Punkt vergab. "Man muss die Dinge in aller Ruhe betrachten, aber natürlich ist es möglich, dass ich im September nicht mehr hier bin", sagte Morata im Anschluss. Die Entscheidung "hänge von vielen Dingen ab".
Sie leiden unter Depressionen oder haben sogar Selbstmordgedanken? Dann kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge. Unter der kostenlosen Hotline 0800-111 01 11 oder 0800-111 02 22 erhalten Sie professionelle Hilfe!