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VfL Wolfsburg: Martin Schmidt schmeißt Gian-Luca Itter ins kalte Wasser - Mut zahlt sich aus


HINTERGRUND

Gut gelaunt und mit einem breiten Grinsen im Gesicht schlenderte Gian-Luca Itter in der Mixed Zone an den Reportern vorbei. Wohlwissend, dass er gerade beim 2:2 gegen den FC Bayern München sein Bundesliga-Debüt für den VfL Wolfsburg mit Bravour bestanden hatte. Rede und Antwort stehen wird er an diesem Freitagabend allerdings nicht. "Ich darf heute nichts sagen“, entgegnete er den erwartungsvollen Journalisten freundlich.

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Doch dafür sprachen andere: "Er hat das sehr gut gemacht", lobte Trainer Martin Schmidt seinen Youngster, der erst kurz vor Spielbeginn erfuhr, dass er in der Allianz Arena vor ausverkauftem Haus ins kalte Wasser geworfen wird. "Dass Gian-Luca heute zu seinem allerersten Spiel kommt, hatte auch mit Yannick Gerhardt zu tun", erklärte der Neu-Coach. Der deutsche Nationalspieler musste verletzungsbedingt passen.

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Also bewies Schmidt, der das Traineramt bei den Wölfen von Andries Jonker erst am Montag übernommen hatte, Mut und warf das 18-jährige Abwehr-Juwel ins kalte Wasser. "Ich habe dem Team zwei Tage lang eingeredet, dass wir mutig sein wollen. Und wenn wir mutig sein wollen, gehört der junge Kerl da rein", erkannte der ehemalige Mainzer.

Gelegenheit, sich über sein Debüt großartig Gedanken zu machen, hatte Itter jedoch nicht. "Er hat es erst heute um 18.45 Uhr erfahren. Er hatte eigentlich gar keine Zeit, viel zu organisieren oder groß nervös zu werden", machte der 50-Jährige deutlich.

Schmidt: "Da wird nur Coman kommen - und pötzlich war da der Robben"

So stand der junge Mann mit der Nummer 35 zum Anpfiff auf dem Rasen und musste gegen keinen Geringeren als Top-Star Arjen Robben verteidigen – gegen einen der wohl besten Rechtsaußen der Welt. Damit, dass er es ausgerechnet mit dem niederländischen Nationalspieler bei seinem Debüt zu tun bekommen würde, rechnete Itter nicht.

"Ich hab ihm gesagt, dass Robben krank war und dass er wahrscheinlich nicht beginnen wird, weil er gegen Paris ran muss. Da wird nur Coman kommen, habe ich ihm gesagt", schilderte Schmidt eindrucksvoll. Doch es kam anders: "Dann guckt er mich an – und dann war es plötzlich doch Robben."

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Itter reagierte erschrocken, als er die Aufstellung des deutschen Rekordmeisters sah. Doch Neu-Coach Schmidt redete ihm zu und motivierte seinen Schützling: "Dann habe ich zu ihm gesagt: Weißt du was? Der Robben hat dich noch nie im Leben ausgedribbelt, noch keinen Zweikampf gegen dich gewonnen."

Von der Ansprache des neuen Leitwolfs an der Seitenlinie beflügelt, machte Itter seine Sache ordentlich. Über weite Strecken der Partie ließ er den Bayern wenig Spielraum, machte die linke Defensivseite der Wölfe nahezu dicht und hatte entscheidenden Anteil daran, dass sich die Bayern im gesamten Spiel nahezu keine großen Torchancen erspielen konnten.

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"Es ist nicht leicht, mit 18 Jahren gegen Bayern direkt sein erstes Spiel zu machen. Er hat das sehr gut gemacht", lobte Yunus Malli. Fünf erfolgreiche Zweikämpfe sprechen eine klare Sprache. Zudem traute sich der Youngster auch in der Offensive von Minute zu Minute mehr zu. So wusste Itter mit einer Torschussvorlage und einer Passquote von 76,7 Prozent zu überzeugen.

Trotz seiner guten Leistung blieb auch das VfL-Talent nicht fehlerfrei. "Er hatte Glück mit dem einen oder anderen Fehler, den er gemacht hat – vor allem bei Robben, der am Ende das Tor nicht macht", so Schmidt. Doch das war für den Schweizer verständlich: "Robben kannst du nicht die ganze Zeit aus dem Spiel nehmen."

Itter-Debüt: Top oder Flop?

Allerdings hätte Schmidts Entscheidung auch nach hinten losgehen können. Seit 2001 hatte der VfL in der Allianz Arena keinen Punkt mehr geholt. Mit Blick auf die letzten Duelle in der bayrischen Landeshauptstadt erkennt man, dass der FCB immer wieder Schützenfeste gegen den Deutschen Meister von 2009, der öfters auch mal gut und gerne fünf Gegentore schlucken musste, veranstaltete.

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Darüber, dass das Itter-Debüt auch in einem Debakel hätte enden können, habe sich Schmidt jedoch keine Sorgen gemacht. Schließlich behielt er am Ende Recht und wurde für seine mutige Entscheidung belohnt.

"Ich find es einfach nur krass", fand auch Teamkollege Maximilian Arnold. "Ich hab ihn heute Morgen noch mitgenommen, weil er kein Führerschein hat und dann macht er so ein Spiel", erzählte der U21-Nationalspieler mit einem breiten Lächeln im Gesicht. 

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Dass der 18-Jährige, der zuvor schon in das Visier von RB Leipzig und des FC Arsenal geraten sein soll, zu solch einer Leistung im Stande ist, kam indes nicht überraschend: 2016 wurde Itter mit der Goldmedaille der Fritz-Walter-Stiftung als bester Nachwuchsspieler der U17 ausgezeichnet. Eine Ehre, die auch schon etablierten Nationalspielern wie Benedikt Höwedes (2008), Toni Kroos (2009), Mario Götze (2010) oder Antonio Rüdiger (2013) zuteil wurde.

Maximilian Arnold: "Ich finde den Jungen einfach geil"

Auch Arnold hatte mit dieser Entwicklung gerechnet. "Es hat sich abgezeichnet. Die letzten Wochen hat er sehr gut trainiert. Ich finde den Jungen einfach geil!" Mittelfeldakteur Malli schloss sich dem an. "Ich hoffe, dass er weiter dran bleibt und weiter Gas gibt. Dann denke ich, dass er seine weiteren Chancen bekommen wird", so der 25-Jährige.

Nun liegt es an Itter, sich unter Trainer Schmidt weiter für die erste Elf zu empfehlen und an seine gute Leistung bei seinem Bundesliga-Debüt mit 18 Jahren vor 75.000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz Arena gegen Bayern München und Arjen Robben anzuknüpfen.

 

Was für ein Tag

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Denn es hätte für ihn auch schlimmer laufen können, doch am Ende meisterte er die große Herausforderung hervorragend. Und schließlich meldete sich das Wölfe-Talent doch noch zu Wort. Via Instagram schrieb der glückliche Debütant: "Was für ein Tag."

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