Marquinhos PSGGetty Images

PSG-Star Marquinhos' exklusive Goal-Kolumne: "Wir haben eine neue Dimension erreicht"


MARQUINHOS' GOAL-KOLUMNE

Liebe Fans und Fußball-Liebhaber,

die Saison ist vorüber. Zeit, Bilanz zu ziehen und die Ergebnisse, die uns diese Spielzeit eingebracht hat, Revue passieren zu lassen. Hinter Paris Saint-Germain liegt ein verrücktes Jahr, mal wieder, gekrönt von vier nationalen Titeln. Und jetzt ist alles, worauf ich mich fokussiere, die kommende Saison.

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Ich denke nicht, dass man im Rückblick auf die vergangene Runde nur Schwarz-Weiß-Malerei gelten lassen sollte. Manche Dinge liefen nicht wie gewünscht, klar - aber die guten Gefühle überwiegen. Wir sind Meister und haben alle nationalen Pokale gewonnen, das sind wichtige Titel. Es war nicht leicht und man darf das nicht trivialisieren.

Dennoch trauern wir verpassten Gelegenheiten auf europäischer Bühne natürlich hinterher. Zu Beginn der Saison waren die Erwartungen verständlicherweise hoch, da wir uns mit herausragenden Spielern verstärkt haben. Es hat nicht sollen sein in der Champions League, aber wir sind definitiv auf einem guten Weg. Wir müssen es nächstes Jahr noch mehr wollen und werden hart für unseren Traum arbeiten.

Uns hat schlichtweg in einer entscheidenden Phase der Spielzeit die Konstanz gefehlt. Wir haben gut angefangen in der Königsklasse, wussten aber selbstredend auch, dass es erst in der zweiten Hälfte der Saison ans Eingemacht geht. Als es soweit war, beim Hinspiel in Madrid, haben wir eigentlich ein gutes Spiel gemacht. Gegen eine Mannschaft, die - auch wenn sie nicht in Topform war - sehr erfahren ist und einfach weiß, wie man solche Partien gewinnt. Sie haben darauf gelauert, dass wir einen Fehler machen, unsere Konzentration kurz verlieren - und dann eiskalt zugeschlagen.

Marquinhos über das Rückspiel gegen Real

Zuhause, im Rückspiel, hätten wir im Nachhinein betrachtet natürlich mehr wagen müssen. Es war kompliziert, da wir genau wussten: Wenn wir forsch nach vorne spielen, kann es gegen ein Team wie Real mit ihren brandgefährlichen Angreifern schnell nach hinten losgehen. Wir wussten nicht, was passieren würde - und am Ende lief es wieder nicht gut für uns.

Es ist normal, dass bestimmte Erwartungen geschürt werden. Es ist wie im normalen Leben, wir können uns nicht darauf ausruhen, was wir haben. Wir wollen immer mehr, das ist die Ambition eines jeden: der Fans, der Journalisten und natürlich auch von uns Spielern. PSG ist ein sehr ehrgeiziges Projekt, das wissen alle. Das Ziel ist, den Namen des Klubs, des Unternehmens und der Stadt so weit wie möglich zu bringen. Die Marschroute ist klar, wir müssen lediglich analysieren, was gut und was schlecht lief und unsere Schlüsse ziehen.

Genug mit dem Negativen, reden wir jetzt über die guten Dinge. Die Integration unserer Neuzugänge lief hervorragend. Bei Kylian (Mbappe, d. Red.) war es leicht, da Paris seine Stadt ist und er hier ohnehin zuhause ist. Man merkt, dass er bei uns sehr glücklich ist.

Neymar und Dani (Alves, d. Red.) sind Spieler mit einer guten Mentalität, die sich leicht damit tun, sich einzufinden. Sie wissen genau, wie es funktioniert, da sie schon für großartige Klubs gespielt haben. Und auch bei Yuri (Berchiche, d. Red.) ging alles reibungslos, da wir viele Spanisch sprechende Jungs im Team haben. Er redet und lacht gerne mit allen von uns.

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Die Spieler, die letzten Sommer kamen, haben den Verein bereichert. Wir wissen, dass die ersten Schritte kompliziert sein können: ein neues Zuhause finden, mit den neuen Kollegen kommunizieren, sich an die neue Kabine gewöhnen, Beziehungen knüpfen. Wir helfen dabei, so gut es geht, versuchen Tipps und Ratschläge zu geben.

Marquinhos: Das war der traurigste Moment der Saison

Wenn ich die Saison aus meiner ganz persönlichen Sicht analysiere, möchte ich mit dem Positiven starten. Was das Sportliche angeht, denke ich an all die Trophäen, die wir gewonnen haben. Das persönliche Highlight war indes die Geburt meiner Tochter, dieses freudige Ereignis hat mich sehr verändert. Ich kann jetzt verstehen, was meine Eltern immer gesagt haben. Sie ist in meinem Herzen, immer. Sie schenkt mir Freude, schenkt mir neue Inspiration, ins Training zu gehen und gute Dinge zu tun.

Der größte negative Einschnitt war natürlich das Aus in der Champions League. Und persönlich gesehen war der Abgang von Lucas Moura (zu Tottenham, d. Red.) der traurigste Moment der Saison. Wir sind wie Brüder und werden das für den Rest unseres Lebens bleiben. Ich bewundere ihn, auch abseits des Fußballs. Wir tauschen uns immer noch aus und sobald es Neuigkeiten bei einem von uns gibt, erzählen wir sie uns gegenseitig. Wir versuchen, in engem Kontakt zu bleiben, weil er ein toller Mensch ist, der mich hier gut aufgenommen hat.

Nun taucht ein neues Kapitel am Horizont auf, mit einem neuen Trainer. Von Unai Emery bleibt mir seine Leidenschaft in Erinnerung, seine Akribie. Er war immer auf 100 Prozent, er konnte den ganzen Tag in unserem Trainingszentrum verbringen, um unseren Gegner zu analysieren und seine Strategie auszuarbeiten. Er ist ein sehr positiver Mensch, auch in schwierigen Momenten. Er hat mir großes Vertrauen entgegengebracht, in guten wie in schlechten Zeiten. Er hat viel mit mir gesprochen, mir die Kapitänsbinde gegeben. Ich behalte also nur gute Dinge von ihm in Erinnerung.

Sein Verhalten hat Emery nicht im Geringsten verändert, seitdem er uns seinen Abschied mitgeteilt hat. Er hat bis zum letzten Moment hart gearbeitet, hat nicht eine Sekunde lang nachgelassen. Trainingseinheiten, Teambesprechungen ... es hat sich nichts verändert.

Bei einem Klub wie PSG zu sein, bedeutet viel Verantwortung. Viele Menschen bewundern uns, verbringen viel Zeit auf Social Media, um zu sehen, wie wir unsere Tage verbringen oder kommen fast jeden Tag zum Trainingszentrum. Wir sind uns dieser Verantwortung bewusst, als Mensch, als Spieler und wie in meinem Fall als dritter Kapitän dieses Teams. 

"Das ist es, was ich nächste Saison vorhabe"

Aber es war ein Kindheitstraum, Fußballer zu werden, daher trägt man diese Verantwortung gerne. Wenn ich sehe, wie glücklich meine Familie ist, all diese schönen Momente mit mir teilt, bin ich sehr froh, diese Verantwortung zu haben. Manchmal läuft es gut, manchmal läuft es schlecht - das ist normal in einer Karriere. Meine persönliche Entwicklung schreitet gut voran, ich versuche mir alles zu verdienen, was ich bekomme.

PSG wächst indes Schritt für Schritt immer weiter, zum Beispiel mit dem neuen Trainingszentrum. Seit ich hier bin, kann ich diese Entwicklung sehen, auch innerhalb der Mannschaft. Wir haben eine neue Dimension erreicht. Gute Dinge passieren, neue hervorragende Spieler kommen dazu. Es geht voran.

PSG hat inzwischen eine sehr gute Reputation. Das ist gut für uns, weil andere Spieler nach so etwas schauen und suchen. Aber das Wichtigste ist, glücklich zu sein, wichtige Titel zu gewinnen, das Vergnügen zu haben, auf dem Platz Positives zu erreichen. Das ist es, was ich nächste Saison vorhabe.

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