Marco Reus Deutschland Germany Mexico WC 2018

Marco Reus gegen Schweden von Beginn an: Früher wichtig als erwartet


HINTERGRUND

Es hätte alles so schön sein können. Deutschland schlägt Mexiko zum Auftakt der Weltmeisterschaft, setzt dabei im Idealfall gleichzeitig eine Duftmarke in Richtung Konkurrenz, die sich bislang bei diesem Turnier ja nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert hat. Doch aus der geplanten respekteinflößenden Darbietung wurde nichts.

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Stattdessen steht der amtierende Titelträger nach der Auftakt-Niederlage gegen Mexiko bereits mit dem Rücken zur Wand und sorgte mit seinem Auftritt mitnichten für schlotternde Knie bei den Mitfavoriten um die prestigeträchtige Trophäe. Ganz im Gegenteil, Experten und Fußball-Fans rund um den Globus fragten sich, ob das tatsächlich die so hochgelobte Mannschaft von Joachim Löw war, die in den 90 Minuten zuvor unzählige Male lernresistent in einen Konter nach dem anderen gelaufen war.

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Marco Reus Deutschland Germany Mexico WC 2018

Viel Schatten im deutschen Spiel, fehlende Absicherung, behäbige Rückwärtsbewegung bei Ballverlust und Ideenlosigkeit in den Offensivaktionen. Einer sorgte dann nach seiner Einwechslung aber doch für einige helle, kreative Momente: Marco Reus, der die ersten 30 WM-Minuten seiner Karriere schnuppern durfte, nachdem er vor vier Jahren noch kurz vor dem Turnier passen musste.

Der Angreifer von Borussia Dortmund ging viele Wege, war wahlweise auf den Flügeln oder in der Mitte zu finden und riss damit Löcher in die gut organisierte El-Tri-Abwehr. Nicht nur im Spiel ohne Ball wusste Reus zu gefallen. In der halben Stunde, die der ehemalige Gladbacher mitwirkte, sammelte er 32 Ballaktionen, spielte ein ums andere Mal intelligente Pässe in die Tiefe, wirkte generell präsent und stets anspielbereit. Einzig das aus deutscher Sicht desolate Resultat auf der Anzeigetafel in ein versöhnlicheres zu drehen, vermochte auch er im Alleingang freilich nicht.

Marco Reus liefert Argumente und verplappert sich

Trotzdem lieferte der 29-Jährige ausreichend Argumente, um sich für einen Startelf-Einsatz gegen Schweden (Sa., 23. Juni, 21.00 Uhr im LIVE-TICKER), dem verfrühten Alles-oder-Nichts-Spiel, zu empfehlen. Dabei hatte der Bundestrainer eigentlich anders mit Reus geplant, wie der BVB-Star in der Mixed-Zone am Sonntagabend offenbar versehentlich ausplauderte.

"Weil wir davon ausgehen, dass das Turnier sehr lang geht und ich vor allem in den wichtigen Spielen…“, sagte er, ehe die halbherzige Korrektur folgte: "Das Spiel war natürlich auch wichtig." Tatsächlich habe er schon im Trainingslager in Eppan gewusst, dass er gegen Mexiko zunächst von der Bank aus zusehen würde.

Bleibt man also einmal bei den "wichtigen Spielen", böte sich das Duell mit den Tre Kronor ja durchaus an, um Reus von Beginn an aufzubieten. Qualitativ ist der 31-fache Nationalspieler gewiss über jeden Zweifel erhaben. Anders als Müller, der seine Rolle als Rechtsaußen im DFB-Team recht konservativ auslegt, häufig an der Linie klebt, oder dem recht ähnlich agierenden Julian Draxler, agiert Reus flexibler, weniger ausrechenbar für den Gegner.

Darüber hinaus gilt er als einer der besten Tempodribbler im Löw-Kader und strahlt mehr Torgefährlichkeit aus als beispielsweise Julian Draxler oder Mesut Özil, die gegen Mexiko noch den Vorzug erhalten hatten.

Joachim Löw: Reus ist "eine Rakete"

Löw kann sich gegen die Skandinavier nicht erlauben, seine "Geheimwaffe" Reus erneut in die zweite Reihe zu verbannen und wird das auch nicht tun. Der Weltmeister-Coach schwärmte noch vor dem Turnier in Russland in den höchsten Tönen von seinem kreativen Ausnahmekönner: "Er ist ein geschickter, intelligenter Spieler, der überraschend den Gegner spielt und raffiniert im Torabschluss ist. Er ist eine Rakete.“

Eine Rakete, die plötzlich zum Hoffnungsträger einer ganzen Nation avanciert. Sollte sie am Samstag wirklich zünden, dazu beitragen, dass Deutschland doch noch gute Achtelfinalchancen hat, könnte vor dem letzten Gruppenspiel gegen Südkorea doch noch alles schön werden, zumindest hoffnungsvoller gestalten. So oder so wird Reus früher wichtig als – wahrscheinlich auch von ihm selbst - erwartet.

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