HINTERGRUND
Diejenigen, die am 9. September im bet365-Stadion schon ein paar Minuten vor dem Pausenpfiff neues Bier holen gegangen sind, oder sich einfach nur mit einem Imbiss für die zweiten 45 Minuten stärken wollten, kann man wirklich als Pechvögel bezeichnen. Sie haben Historisches verpasst.
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Denn als der Ex-Schalker Eric Maxim Choupo-Moting Stoke City in der 43. Minute mit 1:0 in Führung ballerte, verpassten sie den ersten und bislang Rückstand von Manchester United in dieser Saison – während der ersten sieben Spieltage. Er hatte allerdings nur zwei Minuten Bestand, konnte Marcus Rashford doch noch vor dem Seitenwechsel ausgleichen.
Diese Statistik ist kein Zufall, spielen die Red Devils in dieser Saison doch so stark auf wie schon jahrelang nicht mehr. Vor dem Duell gegen den Erzfeind aus Liverpool am Samstag (13.30 Uhr im LIVETICKER und im LIVESTREAM) grüßt das Mourinho-Team von Platz zwei und muss dem Stadtrivalen Manchester City nur aufgrund des um einen Treffer schlechteren Torverhältnisses den Vortritt lassen. Dreimal versenkt der englische Rekordmeister den Ball im Schnitt pro Spiel in des Gegners Netz. In sechs der sieben Ligaspielen wahrte man zudem eine weiße Weste. Läuft.
Warum hat der in den letzten Jahren in Schieflage geratene Gigant plötzlich in die Spur gefunden, obwohl der Kader fast der gleiche wie in der letzten Saison ist? Wer nach der Antwort auf diese Frage sucht, kommt an zwei zentralen Punkten nicht vorbei.
Die neue Geschwindigkeit im United-Angriff
21 Tore stehen bei United nach nur sieben Spieltagen auf dem Konto. Zum gleichen Zeitpunkt in der vergangenen Saison waren es lediglich 13. In der abgelaufenen Spielzeit waren die Red Devils mit den zwei Legenden im Angriff, Zlatan Ibrahimovic und Wayne Rooney zwar überragend besetzt, allerdings ist in der neuen Spielzeit ein entscheidender Faktor im Offensivspiel hinzugekommen: eine enorme Geschwindigkeit, die Ibra und Wazza auch aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters nicht mehr auf den Platz bringen konnten.
Getty ImagesRomelu Lukaku: das fehlende Puzzleteil in Mourinhos Offensive"Im Konterspiel sind sie mit ihrer enormen Geschwindigkeit sehr gut", sagte West Hams Slaven Bilic nach der 0:4-Klatsche gegen United und sprach gleich den zentralen Punkt an: Das Offensivspiel hat sich in der neuen Saison grundlegend geändert. Mit der Verpflichtung von Romelu Lukaku und dem Einsatz des pfeilschnellen Henrikh Mkhitaryan auf Außen explodiert der United-Angriff derzeit. An ihrer Seite stehen mit Anthony Martial und Marcus Rashford ebenfalls zwei schnelle Akteure, die gleichzeitig auch Kreativität und Variabilität auf den Platz bringen.
Durch diese Kombination wird der Angriff deutlich variabler als in der Vergangenheit und man fokussiert sich nicht mehr so sehr auf das Zentrum – die Räume auf den Außen werden nun voll ausgenutzt. Zudem bringt Lukaku eine enorme Physis mit, mit der die Gegner unter Druck gesetzt werden können.
Die Stabilität in der Defensive von Manchester United
Auch in der Defensive hat sich am Sir-Matt-Busby-Way einiges getan. Nur zwei Gegentore musste Schlussmann David De Gea bislang hinnehmen. Ein Fabelwert im Vergleich zum letzten Jahr – damals waren es zu diesem Zeitpunkt schon acht Stück. In der Innenverteidigung sind Eric Bailly und Phil Jones wie in der abgelaufenen Spielzeit gesetzt. Sie sind nicht der Hauptgrund für die neue Stabilität, der Schlüssel ist hier ein Neuzugang: Nemanja Matic. Der Serbe war einer der Spieler, die Mourinho in seinem zweiten Jahr bei United unbedingt haben wollte, beide kennen und schätzen sich bereits seit ihrer Zeit beim FC Chelsea. Startschwierigkeiten? Fehlanzeige!
Führt man sich die ligaweiten Defensivstatistiken vor Augen, wird schnell klar, warum der 29-Jährige so wichtig für die Renaissance des Klubs ist. Egal, ob bei den Pässen, Tackles oder Balleroberungen – der 1,94 Meter große Modellathlet ist in jeder Wertung ganz vorne mit dabei.
GettyNemanja Matic: ein Neuzugang, der sich auszahltIm defensiven Mittelfeld bildet er eine Mauer vor der Abwehr und ist der Fixpunkt in der Rückwärtsbewegung. "Ich kann nicht behaupten, jemals einen besseren als Matic gehabt zu haben", schwärmte sein Trainer bereits Anfang September.
Manchester United mutiert zum Mourinho-Team
"Manchester United wird immer mehr zu einem klassischen Mourinho-Team", erklärt Goals United-Korrespondent Kris Voakes und liegt damit ganz auf der Linie mit einer Klublegende. "Wir waren einige Jahre sehr schwach, aber schaut Euch das Team jetzt an", sagte Gary Neville erst kürzlich. "Wenn sie auf den Platz kommen, bekommen die Gegner weiche Knie. Sie sind stark, schnell, aggressiv und haben Power."
Es hat gedauert, aber die Handschrift des Portugiesen wird immer deutlicher. Wie hat Mourinho schon nach seiner Amtsübernahme angedeutet? "Es ist schwierig, die Dynamik auf dem Platz zu ändern. Es wäre einfacher für mich, 20 neue Spieler zu haben und von Null zu starten!"
Doch nun musste er weit weniger Spieler tauschen, Zeit und die Personalien Lukaku und Matic haben das Team aus dem van Gaal'schen Positionsspiel befreit. Allerdings hat es deutlich länger gedauert als der einzige United-Rückstand in dieser Saison.
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