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Nemanja Matic: Rückgriff auf Bewährtes


HINTERGRUND

Die Höchststrafe im Fußball ereilte Nemanja Matic am 3. Oktober 2015: Mit seinem FC Chelsea spielte er gegen Southampton und wurde in der Pause von Trainer Jose Mourinho gebracht. Nach 28 Minuten auf dem Platz war für den Serben allerdings schon wieder Schluss, denn der portugiesische Coach hatte genug gesehen: Er nahm Matic wieder vom Platz – sehr zum Frust des Mittelfeldspielers. "Ich habe mich fürchterlich gefühlt, als ich ausgewechselt wurde, ehrlich gesagt", gestand Matic.

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Böse Absicht bei seiner Maßnahme bestritt Mourinho im Anschluss vehement – und in diesen Tagen lieferte der Trainer den ultimativen Beweis, dass er nichts gegen Matic hat. Denn schließlich interessierte er sich mit seinem neuen Klub Manchester United derart stark für den Abräumer, dass er ihn zu seinem nächsten Millionentransfer des Sommers machte. Am Sonntag absolvierte Matic bereits den Medizincheck bei United, am Montag verkündeten die Red Devils den Transfer offiziell.

"Ich warte auf Neuigkeiten. Ich weiß, dass er das alles unbedingt machen will. Und wenn ein Spieler etwas unbedingt will, dann sind die Chancen viel größer", erklärte Mourinho schon am Wochenende bei MUTV zum anstehenden Wechsel.

Dier und Fabinho waren die United-Kandidaten

Zugegeben: Nemanja Matic war nicht die erste Wahl für Jose Mourinho, als es darum ging, den Posten im defensiven Mittelfeld zu besetzen. Tottenhams Eric Dier und Monacos Fabinho wurden im Old Trafford heiß gehandelt – zwei Spieler, die jung sind, dennoch über die nötige Erfahrung verfügen und ihre Karrieren noch vor sich haben. Die Transfers scheiterten, weil die Klubs des Duos nicht bereit waren, die Spieler für die gebotenen Summen gehen zu lassen. Ein Problem für Mourinho, der die United-Zentrale als verbesserungswürdig eingestuft hat.

Und wenn man bei einem Problem nicht mehr weiter weiß, dann greift man gerne auf Bewährtes zurück. Und genau das tut nun Mourinho, indem er sich Matic schnappt. Denn die Auswechslung nach der Einwechslung war zweifelsohne der Tiefpunkt ihrer Beziehung auf sportlicher Ebene – es gab allerdings auch Höhepunkte, an die sich Mourinho sicherlich erinnert hat.

NEMANJA MATIC CHELSEAGOAL

Matic sorgte in der Saison 2014/15 erst dafür, dass Chelsea den Titel in der Premier League holen konnte. Er spielte nach seiner Ankunft aus Lissabon von Benfica derart überzeugend auf, dass er in die Liga-Mannschaft der Saison gewählt wurde. Dass er in der Saison 2015/16 zum Sinnbild der schwächelnden Blues wurde, die Mourinho schließlich entließen, ist mittlerweile nur noch eine Randnotiz.

Nicht mehr gewünscht bei Chelsea

In der vergangenen Saison behielt Matic beim Meister Chelsea seinen Platz in der Anfangself, obwohl mit N'Golo Kante der beste Spieler der Vorsaison an die Stamford Bridge kam, der ebenfalls im defensiven Mittelfeld zuhause ist. Inzwischen ist Chelsea-Trainer Antonio Conte allerdings zu der Überzeugung gelangt, dass er auf den Serben, der am Dienstag 29 Jahre alt wird, verzichten kann. Deutlich machte er das mit dem Transfer von Monacos Tiemoue Bakayoko, der normalerweise ebenfalls auf der Matic-Position spielt.

Der Meister will ihn nicht mehr, der Ex-Chef greift nun aber gerne zu. Mourinho erhofft sich von Matic eine Führungsrolle in der Kabine, in der mit Zlatan Ibrahimovic seit dem Sommer ein Leader fehlt. Und natürlich soll Matic vor allem auf dem Rasen überzeugen und einem United-Team helfen, sich nach den Veränderungen der Vergangenheit wieder in Richtung Tabellenspitze zu bewegen.

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Mit Ander Herrera, der eine starke Saison spielte, Marouane Fellaini und Michael Carrick hat United bereits drei Optionen für das das defensive Mittelfeld. Carrick steht allerdings vor seiner letzten Saison in Manchester und ist nicht mehr in der Lage, Woche für Woche seine Bestleistungen abzurufen. Herrera ist eigentlich auf einer offensiveren Position zuhause, Fellaini wurde oft nur als Brechstange und Blitzableiter im Spiel nach vorne genutzt. Im Vergleich hat Matic jedoch mehr Athletik als Herrera und mehr fußballerische Fähigkeiten als Fellaini zu bieten.

Der Serbe ist es gewohnt, als alleiniger Abräumer vor einer Viererkette zu agieren. Sollte das System bei United ähnlich sein, könnten Ander Herrera und auch Paul Pogba weiter nach vorne rücken, da sie mit Matic einen fähigen Staubsauger in ihrem Rücken hätten, der die Ballverluste in der Vorwärtsbewegung ausbügeln würde. Eine Vorstellung, die Jose Mourinho durchaus gefallen dürfte – und die ihn wohl auch zu dem Transfer gebracht hat.

"Für ihn ist es schwer, den Ball zu verlieren", sagte Mourinho 2015 über Matic. "Er ist kein Spieler, der nur Querpässe spielt. Er bleibt in Ballbesitz, aber er sieht auch die Bewegungen in der Offensive und kann Pässe in den freien Raum spielen", lobte der Coach den Serben. An seiner grundlegenden, positiven Einschätzung hat sich in der Zwischenzeit nichts geändert, wie der sich anbahnende Wechsel beweist. Auch eine Auswechslung nach der Einwechslung hat die Wertschätzung Jose Mourinhos für Nemanja Matic nicht zerstört. Und deshalb greift er nun auf etwas Bewährtes zurück.

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