PIERRE-EMERICK AUBAMEYANGGetty Images

Die Zeit des Handelns ist für Arsenal gekommen


HINTERGRUND

Wenn man seit 21 Jahren denselben Job erledigt und mit seinen Erfolgen und Misserfolgen in der Öffentlichkeit steht, dann hat wohl jeder, der sich für die Ergebnisse des ausgeführten Jobs interessiert, eine Meinung. Und die Arsenal-Fans haben schon immer eine Meinung zur Arbeit von Trainer Arsene Wenger gehabt, der den Klub 1996 übernommen hat.

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Zu Beginn seiner Amtszeit gab es die Zweifler, die den Franzosen, der zuvor in Japan gecoacht hatte, für eine Fehlbesetzung hielten, die sich erst beweisen müsse. Dann folgten drei Meistertitel zwischen 1998 und 2004, die 'Invincibles', das berühmte Kurzpassspiel. Das Stimmungshoch hielt allerdings nicht bis in die jüngste Vergangenheit an, denn die Zweifler bekamen wieder Oberhand in den Diskussionen um den Verein – und der größte Kritikpunkt der Nörgler, Mahner und Unzufriedenen war die Transferpolitik des Klubs.

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Falsche Entscheidungen bei den Verpflichtungen, verbunden mit durchschnittlich erfolgreichen Spielzeiten, die keinen Titel einbrachten, führten dazu, dass immer mehr Gunners-Fans die "Wenger Out"-Forderung unterstützten. Der Franzose, so war ihr Vorwurf, setze zu viel auf junge, unbekannte Talente und nehme kein Geld auf dem Transfermarkt in die Hand, während die Konkurrenten mit Rekordsummen echte Stars holten.

Arsenal, so war der Eindruck vieler Anhänger der Londoner, reagierte nur notgedrungen bei den Verpflichtungen und verkaufte kleinere Transfers als echte Coups. Deshalb sorgte der erste in der Winterpause eingetütete Wechsel des Klubs bei vielen auch für ein Stirnrunzeln bis Kopfschütteln: Für zwei Millionen Euro holten die Gunners Konstantinos Mavropanos vom griechischen Klub Giannina. Machte Arsenal wieder genau das, was ein Großteil der eigenen Anhänger nicht sehen wollte? Ein 'Weiter so' trotz eines sechsten Tabellenplatzes in der Liga?

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Bei Arsenal auf dem Wunschzettel: Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang

Arsene Wenger und der Klub geben in diesen Tagen die Antwort auf die Frage – und die lautet 'Nein'. Arsenal nimmt plötzlich eine aktive Rolle auf dem Transfermarkt ein: Am Montag gab der Verein die Verpflichtung von Henrikh Mkhitaryan im Tausch für Alexis Sanchez bekannt. Und von Borussia Dortmund soll noch in diesem Monat Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang kommen, wenn sich die beiden Klubs über die Höhe der Ablösesumme einigen können.

Ungewohnte Handlungsbereitschaft bei Arsenal

Wenn diese Deals wie geplant stattfinden, unterstreicht Arsenal eine ungewohnte Handlungsbereitschaft und Weitsicht bei der Gestaltung des eigenen Kaders – und das dürfte jedem Gunners-Fan gefallen, auch den Zweiflern und Nörglern.

Denn: Alexis Sanchez wäre im Sommer ohnehin ablösefrei gegangen, so viel dürfte der Chilene den Klub-Bossen schon seit Monaten klargemacht haben. Wenn man also für den Star im direkten Gegenzug Henrikh Mkhitaryan erhalten kann, anstatt völlig leer auszugehen, ist das vielleicht ein Abrücken von den oft verkündeten Prinzipien, einen Spieler zur Not auch bis zum Auslaufen des Vertrages zu halten, aber im Interesse des Vereins eine hervorragende Entscheidung.

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Mkhitaryan dürfte ein echter "Wenger-Spieler" sein. "Henrikh hat kreative Qualitäten, Stabilität und Erfahrung", sagte der Gunners-Coach am Dienstag. Mit seiner Spielweise ähnelt der Armenier ein wenig Mesut Özil. Und damit hätte der Verein auch schon einen Nachfolger für die Spielmacher-Position, falls der deutsche Weltmeister seinen im Sommer auslaufenden Vertrag ebenfalls nicht verlängern möchte.

Wenger: Aubameyang "eine unserer möglichen Verpflichtungen"

Im Fall Aubameyang wäre der Gabuner der Ersatz für Olivier Giroud, der auf der Suche nach regelmäßigen Einsatzzeiten angesichts der anstehenden WM lieber für einen anderen Verein kicken will. Wobei Ersatz das falsche Wort ist, 'Upgrade' wäre treffender. Aubameyang ist der deutlich dynamischere, schnellere Angreifer als der eher robuste Franzose – und er hat in der Bundesliga bewiesen, dass er das Tor fast immer trifft, auch wenn die Leistungen nicht immer herausragend waren. "Er ist eine unserer möglichen Verpflichtungen", bestätigte Wenger am Dienstag.

Der Arsenal-Trainer baut allem Anschein nach gedanklich darauf, dass Mkhitaryan und Aubameyang ähnlich gut harmonieren wie schon zu Dortmunder Zeiten – und dafür ist er bereit, weit mehr als 50 Millionen Euro auszugeben.

Es wäre ein Transfer, der bei den Arsenal-Fans nicht für Stirnrunzeln, sondern wohl eher für zufriedene Mienen sorgen würde. Ein Mkhitaryan, anstatt leer auszugehen. Ein Aubameyang für den Ersatzmann Giroud. Arsenal hätte auf dem Transfermarkt nicht nur etwas getan, um etwas zu tun. Sondern der Klub hätte mit seinem Handeln das Beste aus seinen Möglichkeiten gemacht.

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