Zinédine Zidane wird für immer als einer der ganz Großen des Fußballs in Erinnerung bleiben, aber sein letztes Spiel in seiner ruhmreichen Karriere wurde durch eine kuriose Rote Karte im Finale der Weltmeisterschaft 2006 zwischen Frankreich und Italien überschattet. Zidane, der dreimal den "FIFA World Player of the Year"-Award und einen Ballon d’Or gewinnen konnte und mit Frankreich 1998 die WM gewann, verabschiedete sich auf spektakuläre Art und Weise von der Fußballbühne.
Er und Materazzi hatten einen Disput - und Zidane verlor ganz einfach die Fassung. Wie konnte es aber dazu kommen? GOAL blickt auf die legendäre Szene im Olympiastadion Berlins und klärt alle Fragen.
Hier bekommt Ihr alle Informationen rund um die berühmte Kopfnuss von Zinédine Zidane - und erfahrt, was Marco Materazzi zu der Frankreich-Legende sagte.
Warum wurde Zinédine Zidane im WM-Finale 2006 die Rote Karte gezeigt?
Die beiden Stars, die Teil einer unterhaltsamen Partie waren, waren eigentlich die gesamte Begegnung über im Mittelpunkt. Zidane verwandelte in ebenjenem Finale bereits nach sieben Minuten einen Elfmeter, Marco Materazzi glich dann aber nach 19 Minuten schon wieder aus.
Das Spiel blieb beim Stand von 1:1, weshalb es später in die Verlängerung sowie ins Elfmeterschießen gehen sollte.
In der 110. Minute kam es dann zum Aufeinandertreffen zwischen Zidane und Materazzi. Der Franzose knockte Materazzi mit einer Kopfnuss aus, und das obwohl das Spiel an anderer Stelle ganz normal weiterlief und der Schiedsrichter nichts von dieser Szene mitbekam.
Und klar: Es gab noch keinen VAR - der vierte Offizielle nahm jedoch Zidanes Tätlichkeit wahr. Wiederholungen zeigten den Mittelfeld-Star im Gespräch mit Materazzi, als beide in Ballrichtung liefen, wobei ersterer plötzlich mit dem Kopf den Italiener umstieß.
Was hat Marco Materazzi zu Zinedine Zidane gesagt?
Getty ImagesDamals gab es Gerüchte, Materazzi habe über Zidanes Mutter gesprochen, aber er wies diese Anschuldigungen stets zurück und gewann im Jahr 2009 sogar einen Verleumdungsprozess gegen britische Medien, um für Klarheit zu sorgen.
Es wurde nie wirklich enthüllt, was gesagt wurde, bis Materazzi im Gespräch mit der spanischen
AS im Jahr 2020 sagte: "Zidanes Kopfstoß? Damit hatte ich in diesem Moment nicht gerechnet. Ich hatte das Glück, dass mich die ganze Situation überraschte, denn wenn ich so etwas erwartet hätte und darauf vorbereitet gewesen wäre, wären wir beide sicher vom Platz gestellt worden."
Dann klärte der Italiener weiter auf und enthüllte: "Es hat ein bisschen Kontakt zwischen uns gegeben. Er hatte in der ersten Halbzeit das Tor für Frankreich geschossen und unser Trainer [Marcello Lippi] sagte mir, ich solle ihn decken. Nach dieser ersten Berührung zwischen uns entschuldigte ich mich, aber er reagierte schlecht."
Zur legendären Szene kam es dann nach dem dritten Zweikampf zwischen den beiden und Materazzi führte weiter aus: "Nach dem dritten Zusammenstoß runzelte ich die Stirn und er antwortete: 'Ich gebe dir später mein Trikot.' Ich antwortete, dass ich lieber seine Schwester als sein Hemd hätte."
Im Nachhinein bereute der Weltmeister von 2006 die Worte, stellte aber klar: "Meine Worte waren dumm, haben aber diese Reaktion nicht verdient. In jedem Viertel von Rom, Neapel, Turin, Mailand, Paris höre ich viel schlimmere Dinge." Materazzi habe "über seine Schwester gesprochen, nicht über seine Mutter, wie ich in einigen Zeitungen gelesen habe. Meine Mutter starb, als ich ein Teenager war, ich würde seine nie beleidigen."
Kopfnuss gegen Materazzi: Bereut Zinédine Zidane etwas?
Frankreich verlor letzten Endes im Elfmeterschießen mit 3:5 und Zidane entschuldigte sich schnell für seine kostspielige Kopfnuss, nachdem die enttäuschten Teamkollegen nur mit Silbermedaillen in der Hand in die Umkleidekabine zurückkehrten.
Der frühere Verteidiger von Manchester United und Arsenal, Mikael Silvestre, der Teil des französischen Kaders bei der WM 2006 war, erzählte gegenüber talkSPORT: "Er war bereits vor uns in der Umkleidekabine und ging unter die Dusche, also entschuldigte er sich."
Silvestre hatte von der Situation vorerst gar nichts mitbekommen, wie er enthüllte: "Ich wusste nicht, warum er sich entschuldigte. Erst als ich zu den Medien ging, sah ich die Wiederholung des Kopfstoßes und dachte: 'Wow, wow, wow, okay.' Er war sehr introvertiert, aber man muss sich darüber im Klaren sein, dass er vor diesem Vorfall in seiner Karriere bereits zehn Rote Karten gesammelt hatte. Es gab Zeiten, in denen er den Verstand verloren hat, aber manchmal verlieren viele Genies den Kopf."
Zidane hat den Vorfall all die Jahre über verschwiegen und sich stattdessen lieber auf die Gegenwart und Zukunft konzentriert. 2022 sagte er zu Telefoot, als er gefragt wurde, ob er es bereue: "Ich bin überhaupt nicht stolz auf das, was ich getan habe, aber es gehört zu meiner Vergangenheit."
