Zeljko Buvac Jurgen KloppGetty Images

Die überraschende, neue Aufgabe von Jürgen Klopps ewigem Co-Trainer Zeljko Buvac


HINTERGRUND

Als Zeljko Buvac zum ersten - und bisher letzten - Mal öffentlich als Sportdirektor von Dynamo Moskau sprach, da gingen selbstverständlich sofort die Lichter aus. Es war Anfang Februar und seine neue Mannschaft hatte im Türkei-Trainingslager gerade ein Testspiel gegen Slovan Liberec mit 2:0 gewonnen. Statt eine Antritts-Pressekonferenz abzuhalten, wurde Buvac am Spielfeldrand vom vereinseigenen Dynamo-TV vorgestellt. Gerade als er anfing zu sprechen, schaltete jemand das Flutlicht aus.

Da stand Buvac also im Halbdunkeln und sagte, dass er mit seinen 58 Jahren schon "ein erfahrener Mann" sei und den Job angenommen habe, weil ihn "die Pläne und Ideen des Vorstands" überzeugt hätten. Er sagte das in Deutsch, obwohl er als gebürtiger Bosnier auch Russisch versteht und in Grundzügen spricht. Aber nur nichts überstürzen.

Es war ein Auftritt, der exemplarischer nicht hätte sein können. Buvac gilt seit jeher als Schattenmann. Als einer, der wohl lieber in Dunkelheit spricht, aber am allerliebsten gar nicht.

Klopp und Buvac, das passte - bis April 2018

So war es während seiner Spielerkarriere, die den Mittelfeldspieler von FK Borac Banja Luka nach Deutschland zu Rot-Weiß Erfurt, zum FSV Mainz 05 sowie zum SC Neukirchen geführt hat. Und auch während seiner Zeit als Co-Trainer von Jürgen Klopp bei Mainz, Borussia Dortmund und dem FC Liverpool. So wortkarg Buvac sich aber stets gab, so wichtig war er gleichzeitig.

"Zeljko war mein bester Transfer", sagte Klopp 2016 im Interview mit Goal und SPOX. Wahlweise nannte er ihn auch "den Meister der Trainingsformen" oder "den Fleisch gewordenen Fußballsachverstand". Es war ja stets so: Während Klopp mit weiß leuchtenden Zähnen und breitem Grinsen für Lacher sorgte, versteckte sich Buvac hinter seiner dunklen Haarmähne und tüftelte an fußballerischen Inhalten. Klopp und Buvac, die Arbeitsteilung passte.

Umso überraschender kam die von Liverpool im April 2018 verbreitete Nachricht, dass Buvac seinen Co-Trainer-Posten "aus persönlichen Gründen" bis zum Saisonende ruhen lassen würde. Zurück kam er aber nicht mehr und im darauffolgenden Januar wurde die endgültige Trennung verkündet. Hintergründe dazu lieferte der Journalist Raphael Honigstein, der in seiner Klopp-Biografie schrieb: "Die Liverpooler hatten bemerkt, dass der notorisch wortkarge Bosnier in den letzten Monaten von Einsilbigkeit auf Nullsilbigkeit umgeschaltet hatte."

klopp Buvac Liverpool 03042018Getty Images

Der Schattenmann Buvac kam nicht als Schattentrainer

Buvac äußerte sich dazu nie, auch nicht beim Einstandsinterview mit Dynamo-TV. "Was früher war, interessiert mich nicht", erklärte er. "Ich schaue immer nach vorne." Seine Zukunft ist ohnehin mindestens genauso interessant wie seine Vergangenheit. Denn: Wie soll das eigentlich funktionieren? Buvac als Sportdirektor, als Entscheidungsträger, von dem auch Öffentlichkeitsarbeit erwartet wird. Und das alles ganz ohne Taktikgetüftel, das ihm eigentlich am meisten Spaß macht. Also was kann man von ihm erwarten? Wirkliche Antworten gab er nicht, einmal sagte er: "Heute ist mein erster Arbeitstag und wir sollten am ersten Arbeitstag nicht über solche Themen sprechen."

Über zwei Monate sind seitdem vergangen und öffentliche Aussagen tätigte Buvac keine mehr. "Es ist schwierig, seinen Job zu beurteilen", sagt Konstantin Alekseev, der für die renommierte Tageszeitung Sport-Express über Dynamo berichtet, gegenüber Goal und  SPOX . Transfers getätigt hat Buvac bis jetzt noch nicht, Verträge verlängert ebenso wenig. "Er hat eine gute Reputation als Trainer, aber man stellt sich natürlich die Frage, wie gut sein Netzwerk unter Beratern und Klub-Verantwortlichen ist."

Nach Buvacs Verpflichtung kursierten laut Alekseev zunächst Spekulationen, dass der Schattenmann eigentlich als Schattentrainer für Kirill Novikov verpflichtet worden sei. Erst seit Oktober ist der 39-jährige ehemalige Nachwuchstrainer im Amt und es hieß, Buvac könnte im Fall der Fälle als sein Nachfolger einspringen. "Mir hat man von Seiten Dynamos aber versichert, dass das auf keinen Fall passieren wird", sagt Alekseev. "Zeljko will nie mehr als Trainer, sondern nur mehr als Sportdirektor arbeiten." Grund für einen Wechsel gibt es bisher ohnehin nicht: Novikov führte die Mannschaft während seiner noch kurzen Amtszeit schließlich bereits von einem Abstiegsplatz bis auf Rang sechs.

Neustädter über Buvacs Arbeit bei Dynamo Moskau

Die Zusammenarbeit zwischen Novikov und Buvac scheint außerdem gut zu funktionieren. "Novikovs Fußballphilosophie ist ähnlich zu der, die Jürgen und Zeljko immer gepredigt haben", sagt Roman Neustädter gegenüber  Goal und SPOX . Neustädter spielt seit vergangenem Sommer für Dynamo und kennt Buvac aus gemeinsamen Mainzer Zeiten. Verändert habe er sich seitdem nicht. "Er ist immer noch ein sehr ruhiger Typ, der nicht viel redet, aber sehr detailverliebt arbeitet. Er ist absolut herzensgut und fußballverrückt", sagt Neustädter, denkt kurz nach und sagt dann noch einen schönen Satz, der so wenig über Buvac erzählt und gleichzeitig auch alles: "Viel mehr kann ich über ihn nicht sagen, weil viel mehr weiß ich auch nicht."

Neustädter ist einer von drei aktuellen Dynamo-Spielern mit deutschem Pass, Konstantin Rausch und Maximilian Philipp sind die anderen beiden. Im Alltag sehen sie viel von Buvac, aber hören tun sie wenig. "Er schaut sich die Trainingseinheiten zwar an, mischt sich aber gar nicht ein. Bei Besprechungen oder Spielanalysen ist er nie dabei", sagt Neustädter. Während den Spielen sitzt Buvac auf der Tribüne. Zwei Siege und eine Niederlage durfte er von dort bisher beobachten, ehe die Coronakrise auch den russischen Ligabetrieb unterbrach. Neustädter verbringt die Quarantäne seitdem in Moskau - wo Buvac ist, das weiß er nicht.

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