HINTERGRUND
Bundesliga-Torjäger, niederländischer Nationalspieler, inzwischen sogar EM-Teilnehmer. Für Wolfsburg-Stürmer Wout Weghorst muss sich all das zunächst ziemlich surreal angefühlt haben, bedenkt man, dass ihm einst kaum jemand zutraute, überhaupt mit dem Fußball sein Geld verdienen zu können.
Als Nachwuchskicker spielte Weghorst nie für einen großen Klub in den Niederlanden. Den Scouts und Trainern dort war er einfach nicht gut genug. "Ich war nicht das allergrößte Talent. Es gab einige Spieler in meinem Alter, die besser waren als ich", erklärte der heute 28-Jährige Anfang 2020 im Sportbuzzer-Interview. "Als ich dann Wachstumsschübe bekommen habe, hatte ich motorische Probleme. Am Ende haben die Scouts eben andere Jungs genommen."
In seinem Heimatort Borne spielte er mit 17 weit weg von den großen Arenen, an eine Karriere im Profibereich glaubte außer ihm wohl niemand. "Ich spielte bei uns im Dorf in einer ganz normalen Hobbymannschaft, achtete aber auf meine Ernährung wie ein Leistungssportler", erzählte er mal bei 11 Freunde. Bei vielen eckte er mit seiner professionellen Einstellung an, wurde ob des tatsächlichen Niveaus, auf dem er sich bewegte, belächelt.
Wout Weghorst: "Vielleicht hat das irgendwas in mir geweckt"
Er studierte zwar auch, BWL und Journalistik, hatte das Ziel Profifußballer aber trotz aller Rückschläge stets vor Augen. Und trotz aller Unkenrufe: "Ich habe früher ständig gehört, dass es unmöglich für mich ist, Profi zu werden", sagt er. "Es gab viele Menschen, die gesagt haben: 'Wout, vergiss das mal mit dem Fußball. Du bist nicht gut genug'. Vielleicht hat das irgendwas in mir geweckt."
GettyWeghorst schuftete mehr als jeder andere, den er kannte, trainierte wie ein Besessener. Und weil er immer Tore machte, hatte er dann doch etwas, was ihn aus der Masse ein wenig abhob. "Es war irgendwas da, was dann doch aufgefallen ist - die absolute Bereitschaft. Ich hatte etwas, das nicht viele hatten. Ich war bereit, lange Tage zu machen und viel extra zu arbeiten."
Mit 19 wechselte Weghorst von einem Amateurverein aus der vierten niederländischen Liga dann zumindest in die zweite Mannschaft des Erstligisten Willem II. Dort wurde der Zweitligist FC Emmen auf den schlaksigen Angreifer aufmerksam, gab ihm eine Chance - und Weghorst nutzte sie!
Wout Weghorst: Nächste Saison Champions League mit Wolfsburg
Acht Tore gelangen ihm in seiner ersten Zweitliga-Saison, in der zweiten waren es dann schon zwölf. Weghorst hatte mit Emmen das endgültige Sprungbrett gefunden, kam 2014 dann in der Eredivisie an, als ihn Heracles Almelo verpflichtete.
Der Rest der Geschichte ist relativ bekannt. Bei Heracles behauptete sich Weghorst auch eine Liga höher, zog 2016 weiter zu AZ Alkmaar und machte sich dort auch international interessant, debütierte im März 2018 für die Nationalmannschaft. Und wenige Monate später legte der VfL Wolfsburg 10,5 Millionen Euro für Weghorst auf den Tisch, für die Wölfe hat er inzwischen 63 Tore erzielt und spielt nächste Saison in der Champions League - wenn er nicht noch in die Premier League wechselt, wo vor allem West Ham United Interesse haben soll.
Gut jedenfalls, dass Wout Weghorst nicht auf die Leute hörte, die ihm vor einigen Jahren sagten: "Wout, vergiss das mal mit dem Fußball."


