WM 2022: Lothar Matthäus fordert DFB nach Ausscheiden zu Analyse auf

WAS IST PASSIERT?Rekordnationalspieler Lothar Matthäus hat in einer Kolumne für die Bild-Zeitungden Deutschen Fußball-Bund (DFB) nach dem WM-Debakel in Katar zu einer schonungslosen Analyse aufgefordert.Bundestrainer Hansi Flick würde er weiterhin das Vertrauen schenken.

WAS WURDE GESAGT?"Alle Beteiligten" hätten "zu viele Fehler" gemacht, schrieb Matthäus und mahnte: "Personelle Konsequenzen dürfen nicht ausgeschlossen werden." Der Weltmeister von 1990 ist davon überzeugt, dass Flick die Nationalmannschaft in eine bessere Zukunft führen kann. "Er ist erst 16 Monate im Amt, er hat nicht die besten Bedingungen vorgefunden. Daran muss gearbeitet werden. Hansi ist selbstkritisch genug, um aus seinen eigenen Fehlern zu lernen", so Matthäus. Allerdings sehe er auch "keine bessere, verfügbare Alternative", ergänzte Matthäus. Auch Geschäftsführer Oliver Bierhoff stehe "zu Recht in der Kritik". Aufgrund seiner Position sei Bierhoff "hauptverantwortlich dafür, die Voraussetzungen für Erfolg zu schaffen. Aber seit fünf Jahren stimmen die Ergebnisse nicht mehr." Matthäus lastete Bierhoff auch wie schon 2018 in Russland eine schlechte Quartierwahl an. Die Entscheidung, die Spielerfrauen und Familien früh zu den Spielern zu lassen, habe zudem die "Grüppchenbildung gefördert" und "viel zu viel Ablenkung" geschaffen. Dem DFB sei die Harmonie "vielleicht zu wichtig".

WAS IST DER HINTERGRUND?Als Hauptschuldigen hat der 61-Jährige die Verbandsführung ausgemacht. "Wie kann es sein, dass es dem DFB nicht gelingt, das Problem zu lösen, bevor der erste Ball rollt", sagte Matthäus mit Blick um die "One Love"-Binde. Ihm stieß zudem auf, dass Präsident Bernd Neuendorf "nach all dem Theater mit der FIFA" mit Weltverbandboss Gianni Infantino geredet, gelacht und "für Fotos mit ihm posiert" habe. Deswegen frage er sich: "Wie glaubwürdig ist Neuendorf, wie glaubwürdig ist der DFB?" Er habe den Eindruck, "dass der DFB und die Nationalmannschaft ein geschlossener Zirkel sind, in dem andere Meinungen und Sichtweisen unbequem und nicht erwünscht sind". Deswegen forderte er den Verband auf, sich Expertise von außen zu holen, etwa indem DFB-Vize Hans-Joachim Watzke "die Nationalmannschaft zur Chefsache erklärt". Auch täte ein "Um-die-Ecke-Denker" wie der frühere DFB-Sportdirektor Matthias Sammer dem Verband gut.

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WIE GEHT ES WEITER? DFB-Präsident Bernd Neuendorf hatte in einer ersten Reaktion auf das neuerliche WM-Desaster eine Jobgarantie für Bundestrainer Hansi Flick und Geschäftsführer Oliver Bierhoff verweigert und eine eingehende Analyse eingefordert. Der Fahrplan sehe vor, "dass wir uns in der kommenden Woche zusammensetzen werden", sagte der Verbandschef am Freitagmittag (Ortszeit) vor dem Abflug der DFB-Auswahl aus Doha. Flick und Bierhoff haben Vertrag bis 2024 und wollen bis zur Heim-EM im selben Jahr bleiben, wie sie nach dem 4:2 im Gruppenfinale gegen Costa Rica erklärten. An dem "ersten Treffen" in wenigen Tagen wird laut Neuendorf auch DFB-Vize Hans-Joachim Watzke teilnehmen, der als Bierhoff-Kritiker gilt.

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