Rassismus gegen Vinícius Júnior: Carlo Ancelotti gibt denkwürdiges Interview

WAS IST PASSIERT? Real Madrids Trainer Carlo Ancelotti hat für die erneuten rassistischen Anfeindungen gegen Vinícius Júnior deutliche Worte gefunden: "Das ist inakzeptabel. Die spanische Liga hat ein Problem mit Rassismus - ein sehr ernstes Problem", sagte der Italiener auf der Pressekonferenz nach dem Spiel beim FC Valencia (0:1).

WAS WURDE GESAGT? Damit aber nicht genug. Ancelotti wollte bei seinem Interview mit LaLiga-Medien nach dem Spiel nicht über den Sport sprechen. Mehrfach fragte der Italiener nach, ob es nach den Vorkommnissen wirklich um das Spiel gehen solle. Obwohl die Reporterin dies bejahte, redete Ancelotti über Vinícius: "Wir müssen dieses Spiel abbrechen. Jedes Spiel. Dasselbe würde ich ihnen auch erzählen, wenn wir 3:0 gewonnen hätten. Ich habe es noch nie erlebt, dass ein ganzes Stadion sich rassistisch benimmt und alle kollektiv "Affe" rufen." Die Reporterin fragte Ancelotti daraufhin: "Aber was ist mit seiner Reaktion?" Der Ex-Bayern-Coach stellte klar: "Es gibt kein 'aber'." Diesen Satz wiederholte er nochmal.

Auch der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva meldete sich zu Wort. Am Rande des G7-Gipfels in Japan forderte der 77-Jährige "ernsthafte Maßnahmen", um nicht zuzulassen, dass "Faschismus und Rassismus sich der Fußballstadien bemächtigen".

"Es ist nicht fair, dass ein Junge aus armen Verhältnissen es im Leben zu etwas bringt, sich zu einem der besten Spieler der Welt entwickelt und jetzt in jedem Stadion, in dem er auftritt, beschimpft wird", sagte Lula.

Der brasilianische Ex-Weltfußballer Ronaldo kritisierte indes auf Twitter die "Tatenlosigkeit bei Verband und Verantwortlichen" und schrieb: "So lange es Straffreiheit und Duldung gibt, wird es hier Rassismus geben."

Vinícius selbst hatte sich nach dem Spiel ebenfalls bei Twitter zu Wort gemeldet: "Das war nicht das erste Mal, nicht das zweite und nicht das dritte Mal." Rassismus sei in der spanischen Liga "normal", so der Flügelstürmer. "Die Konkurrenz hält es für normal, der Verband hält es auch für normal und die Gegner fördern es." In Brasilien sei Spanien "als ein Land der Rassisten bekannt", schrieb er weiter.

LaLiga-Chef Javier Tebas allerdings wies die scharfe Kritik zurück. In einem Tweet antwortete Vinícius direkt: "Wir haben versucht, Dir zu erklären, was LaLiga ist und was gegen Fälle von Rassismus unternommen werden kann. Aber Du bist nicht zu den beiden Terminen erschienen, die Du selbst vorgeschlagen hattest. Bevor Du LaLiga kritisierst und beleidigst, solltest Du dich vernünftig informieren, Vinícius. Lass Dich nicht manipulieren und stell sicher, dass Du die Arbeit verstehst, die wir zusammen leisten."

Von diesem Worten gab sich Vinícius unbeeindruckt. "Einmal mehr entscheidet sich der Präsident von LaLiga dagegen, die Rassisten zu kritisieren. Stattdessen attackiert er mich auf Twitter," so der 22-Jährige: "Ganz egal, wie viel Du redest und wie viel Du vorgibst nicht zu lesen – das Image deiner Liga ist angekratzt. Schau Dir all die Reaktionen an und wundere dich."

Vinícius schoss abschließend: "Deine Ignoranz stellt Dich auf eine Stufe mit Rassisten. Ich bin nicht Dein Freund, mit dem Du über Rassismus quatschen kannst. Ich fordere Handeln und Strafen. Ein Hashtag bedeutet gar nichts."

DIE BILDER ZUR NEWS:

Vinicius(C)Getty ImagesVinicius Ancelotti 2022-23VINICIUS VALENCIA REAL MADRID LALIGA 2022-23Getty Images

WAS IST DER HINTERGRUND? Vinícius hatte sich in der an den Vorfall anschließenden Spielunterbrechung vor die Fankurve gestellt und auf den Übeltäter gedeutet. Das Spiel wurde erst fortgesetzt, als der Stadionsprecher in einer Durchsage dazu aufforderte, die Beleidigungen einzustellen. In der siebten Minute der langen Nachspielzeit sah Vinícius aufgrund einer Tätlichkeit die Rote Karte.

DIE REAKTION: Real Madrid hat mittlerweile auf die Situaton reagiert und ein Statement abgegeben - hier im Wortlaut:

"Real Madrid CF zeigt seine größte Abscheu und verurteilt die Ereignisse, die sich gestern gegen unseren Spieler Vinícius Junior zugetragen haben.

Diese Tatsachen stellen einen direkten Angriff auf das Koexistenzmodell unseres sozialen und demokratischen Rechtsstaates dar.

Real Madrid ist der Ansicht, dass auch solche Angriffe ein Hassverbrechen darstellen, weshalb es eine entsprechende Beschwerde bei der Generalstaatsanwaltschaft, insbesondere bei der Staatsanwaltschaft gegen Hassverbrechen und Diskriminierung, eingereicht hat, damit der Sachverhalt untersucht und die Verantwortlichkeiten geklärt werden können.

Artikel 124 der spanischen Verfassung legt die Aufgaben der Staatsanwaltschaft fest, die Tätigkeit der Justiz zur Verteidigung der Rechtmäßigkeit und der Rechte der Bürger sowie des öffentlichen Interesses zu fördern.

Aus diesem Grund und angesichts der Schwere der Ereignisse hat sich Real Madrid an die Generalstaatsanwaltschaft gewandt, unbeschadet ihres Auftritts als Privatklage in dem eingeleiteten Verfahren."

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