"Er hätte wie Messi sein können!" Die verkorkste Karriere von Milan-Supertalent Marco Macina

Seitdem Lionel Messi - gemeinsam mit Cristiano Ronaldo - den Weltfußball dominiert, wurden über die Jahre hinweg immer wieder aufstrebende Talente als der neue Messi bezeichnet.

Zieht man den Vergleich jedoch mit einem Spieler, der weit vor dem Argentinier aktiv war, ist das zumindest kurios. Doch wenn Roberto Mancini über seinen ehemaligen Weggefährten Marco Macina spricht, kann er nicht anders.

Als Italiens jetziger Nationaltrainer Mancini mal bei der Jugendabteilung des FC Bologna zu Besuch war, machte der den aufstrebenden Talenten deutlich, wie wichtig Wille und Ehrgeiz sind, um es ganz nach oben zu schaffen.

Mancini über Macina: "Hätte wie Messi sein können"

"Technik und Persönlichkeit sind wichtig, aber bei weitem nicht alles. Auch bei mir dauerte es einige Zeit, bis mir klar wurde, wie wichtig harte Arbeit ist", so der mittlerweile 57-Jährige, der in Bologna zum Profi wurde. "Hätte ich das nicht realisiert, wäre ich so verloren gewesen wie Macina. Er war in meinem Jahrgang und wir waren Teamkollegen. In der U15 gehörte er zu den besten Spielern der Welt, er hätte wie Messi sein können. Ich habe nie wieder einen Spieler mit seinem Talent gesehen."

Wie kam es also, dass der Name Macina heute nur wenigen ein Begriff ist? Mancinis Aussagen zufolge "mochte er es nicht, zu trainieren, und kam so von seinem Weg ab", Macina selbst, in San Marino geboren, wehrte sich gegen die Vorwürfe.

Seiner Meinung nach spielten unglückliche Umstände die Hauptrolle bei seinem "Absturz". Alles begann bereits im Jugendalter, denn anstatt zu Bologna sollte es eigentlich zu Inter Mailand gehen.

Infektion verhinderte Macinas Probetraining bei Inter

"Der Vater eines Mitspielers empfahl mich bei den Nerazzurri, daraufhin wurde ich zum Probetraining eingeladen. Doch ich konnte aufgrund einer Infektion nicht antreten", erklärte er 2015 Sportlive. "Danach riss der Kontakt leider ab und ich ging nach Bologna. Wäre ich damals zu Inter gegangen, hätte sich mein Leben möglicherweise für immer verändert. Das soll nichts gegen Bologna sein, aber Inter ist eine andere Hausnummer!"

In der Saison 1981/82 wurden Macina und Mancini, die zusammen übrigens Junioren-Europameister mit Italien wurden - San Marino nahm zu diesem Zeitpunkt noch nicht an UEFA-Wettbewerben teil -, dort gemeinsam in den Profikader berufen, beide waren gerade einmal 17 Jahre alt. Während Mancini in der im Abstieg endenden Spielzeit Stammkraft war, stand Macina lediglich achtmal auf dem Feld und lief den Erwartungen hinterher.

In der Folge sollten sich die Wege der beiden trennen. Mancini ging zu Sampdoria und gewann dort mehrere Titel, Macina hingegen strebte mit Bologna den Wiederaufstieg in die Serie A an.

Marco MacinaInternet

Die Saison endete jedoch im Desaster, denn nach drei Trainerwechseln wurde man sogar in die Serie C durchgereicht. Über eine Leihe zu Arezzo landete er bei Parma, wo er seine bislang beste Saison als Profi spielen sollte. Beim Zweitligisten stand der Offensivspieler in 26 Spielen auf dem Feld und war dabei an sieben Treffern beteiligt. Die große AC Mailand wurde auf ihn aufmerksam.

"In Parma lief es gut und im November 1984 kaufte mich Milan, weil sie Verletzungsprobleme im Angriff hatten", so Macina. "Aber ich konnte nicht sofort wechseln, weil zwei Wechsel in einer Saison nicht möglich waren. Nils Liedholm [damaliger Milan-Trainer; d. Red.] war verrückt nach mir, ich hätte wohl sehr viel gespielt."

Doch als er endlich wechseln durfte, war die Konkurrenz bei den Rossoneri groß, Liedholm verhalf dem jungen Angreifer dennoch zu zehn Einsätzen, "doch aufgrund der vielen Verletzten in der Vorsaison hätte ich vorher dort deutlich mehr gespielt", ärgerte sich Macina im Nachhinein.

Nur Macinas Start bei Milan war vielversprechend

Stattdessen wurden die Einsatzzeiten nach und nach immer weniger, Macina wurde mangelnde Disziplin vorgeworfen, er soll sich oft im Nachtleben Mailands ausgetobt haben. Davon will Macina selbst bis heute nichts wissen.

"Welche Fehler ich gemacht habe? Vermutlich hat mir in den entscheidenden Momenten einfach das Glück gefehlt, mehr nicht. Es ist nicht wahr, dass ich zu oft in den Discos unterwegs war", wehrte er sich 2020 in der Gazzetta dello Sport. "Ich hatte damals diesen Ruf, jetzt mit 56 Jahren könnte ich es doch problemlos zugeben. Ich habe nichts falsch gemacht, aber damals mussten ja Gründe gefunden werden, wieso ein so großes Talent den Durchbruch nicht schaffte."

Macina bestreitet mit 23 Jahren sein letztes Spiel

Als Silvio Berlusconi 1986 bei Milan übernahm, endete Macinas Zeit mehr oder weniger. Er wurde an Reggiana und Ancona verliehen, auf die Füße kam er trotz vielversprechendem Start in der Modestadt nicht mehr. 1988 lief sein Vertrag dann aus, mehrere Angebote kleinerer Klubs lehnte er ab in der Hoffnung, doch noch bessere Offerten zu erhalten. Dazu kam es jedoch nicht, weshalb er Ende 1987 und damit im Alter von 23 Jahren sein letztes Spiel bestreiten sollte.

"Ich hätte mich damals noch einmal in der Serie C beweisen sollen", bereut er seine Entscheidung heute. "Aber in diesem Moment war ich mental am Boden. Ich habe einen Fehler gemacht und danach interessierte sich niemand mehr für mich." Dem Fußball hat er mittlerweile komplett den Rücken gekehrt, er arbeitet in seinem Heimatland San Marino im Tourismus. An seinen langjährigen Wegbegleiter Mancini erinnert er sich dennoch gerne zurück.

"Eigentlich war ich besser als er, das hat er selbst immer gesagt. Bis zu unserem 17. Lebensjahr gehörte ich zu den besten Spielern der Welt in meinem Jahrgang. Das klingt für viele wahrscheinlich überheblich, aber es war die Wahrheit", so Macina abschließend.

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