GER ONLY Vedat Muriqi Fenerbahce 2020Imago Images / Seskim Photo

Vedat Muriqi: Der Kosovo-Star, der beinahe für die Türkei gespielt hätte


HINTERGRUND

Vedat Muriqi hatte schon immer eine spezielle Verbindung zur Türkei. Nicht erst, seit er 2014 in die zweite türkische Liga zu Giresunspor wechselte. Nein, schon als Kind spielte die Türkei im Leben des kosovarischen Stürmers eine Rolle.

"Ich war schon als Kind Fenerbahce-Fan. Das habe ich meinem Großvater zu verdanken", sagte Muriqi einst im Interview mit NTV. Sein Opa war nämlich Anhänger Feners, wegen Ali Sen, dem ehemaligen Präsidenten des Istanbuler Topklubs, bei dem Muriqi bekanntlich seit Sommer 2019 spielt.

Sen ist zwar Türke, wurde aber im heutigen Kosovo geboren. Ja sogar in Prizren, wo Muriqi selbst ebenfalls zur Welt kam. "Eines Tages haben wir uns zusammen eine Partie angesehen. Das wurde irgendwann zur Gewohnheit und ich fing an alle Spiele zu verfolgen und diesen Verein zu unterstützen", erzählt der 26-Jährige.

Vedat Muriqi: Konnte mich mit Fenerbahce identifizieren

"Ich konnte mich sehr gut damit identifizieren, denn Spieler wie Nikola Lazetic und Milan Rapaic (die seinerzeit für Fener spielten, d. Red.) stammten ebenfalls aus dem ehemaligen Jugoslawien", sagt Muriqi. Dass er irgendwann selbst für Fenerbahce auf dem Platz stehen könnte, hielt er damals noch für utopisch.

"Das war kein realistisches Ziel für mich. Ich hätte mir das niemals erträumt", sagt Muriqi, der das Fußballspielen beim kosovarischen Klub KF Liria Prizren lernte. Fener habe er jedenfalls "immer fanatischer" unterstützt, erst mit Beginn seiner Profikarriere habe sich das allmählich gelegt.

Jene Profikarriere begann Anfang 2013 so richtig, als Muriqi mit 18 zum albanischen Erstligisten KF Teuta wechselte. Über Teuta kam er 2014 dann in die Türkei, erzielte in seinem zweiten Jahr bei Giresunspor 17 Tore in der 2. Liga und empfahl sich so für einen Wechsel in die Süper Lig, ging 2016 zu Genclerbirligi.

Türkei wollte Vedat Muriqi für Nationalteam gewinnen

Bei Giresunspor hatte sich während seiner starken Zweitliga-Saison 2015/16 auch der türkische Verband gemeldet. "Der Präsident (von Giresunspor, d. Red.) führte Gespräche mit dem damaligen Nationaltrainer Fatih Terim. Der U21-Coach, Abdullah Ercan, kontaktierte mich ebenfalls und sagte, dass er überzeugt von mir ist", erzählt Muriqi.

GER ONLY Vedat Muriqi Kosovo 2019Imago Images / Focus ImagesBild: Imago Images / Focus Images

Ercan und Terim planten, den Torjäger für die Türkei zu gewinnen. "Dies scheiterte jedoch an der Bürokratie. Ich hatte keine türkischstämmigen Familienmitglieder", erklärt Muriqi. "Also entschied ich mich für die kosovarische Nationalmannschaft. Es ist mein Land und für dieses Land gebe ich alles."

Bei Genclerbirligi lief es für Muriqi derweil nicht gut, mit dem Klub aus Ankara stieg er 2017 ab, ehe er Anfang 2018 in die Erstklassigkeit zurückkehrte und bei Rizespor anheuerte. Für seine Karriere ein ganz entscheidender Wechsel.

Denn 2018/19 gelangen ihm für Rize 17 Tore und acht Vorlagen in der Süper Lig, plötzlich war Muriqi begehrt auf dem Markt. Der FC Toulouse bekundete Interesse, doch als Fenerbahce anrief, war klar, auf wen seine Wahl fallen würde. "Das konnte ich unmöglich ablehnen."

Vedat Muriqi: EM mit dem Kosovo?

Bis 2023 hat er bei Fener unterschrieben und trotz des enttäuschenden siebten Platzes lief es für Muriqi persönlich in der abgelaufenen Spielzeit gut: 15 Tore und sechs Vorlagen sammelte er in der Süper Lig - und untermauerte damit auch seinen Status als unverzichtbarer Mittelstürmer des Kosovo.

Denn mit seiner Landesauswahl sorgt der 23-malige Nationalspieler auch für mächtig Furore. Die Kosovaren haben schließlich ihre Nations-League-Gruppe gewonnen, in der EM-Quali machten sie England und Tschechien das Leben schwer, beim spektakulären 3:5 gegen die Three Lions im September letzten Jahres glänzte Muriqi mit einem Tor und zwei Assists.

Man könnte sich über die Playoffs sogar noch für die EM im kommenden Sommer qualifizieren. Und für Muriqi würde damit wahrscheinlich ein noch größerer Traum wahr werden, als jener, den er sich mit seinem Wechsel zu Fenerbahce schon erfüllt hat.

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