Einen Tag nach der bitteren 1:4-Niederlage im Testspiel gegen Japan reagierte der DFB auf den anhaltenden Abwärtstrend und stellte Bundestrainer Hansi Flick frei.
Die EM-Qualifikation live auf DAZN sehen: Jetzt anmelden!
"Die Gremien waren sich einig, dass die A-Nationalmannschaft der Männer nach den zuletzt enttäuschenden Ergebnissen einen neuen Impuls benötigt", erklärte DFB-Präsident Bernd Neuendorf in der Mitteilung des Verbandes.
Das nächste Länderspiel steht nun schon am Dienstag an, wenn Deutschland in Dortmund auf Vize-Weltmeister Frankreich trifft. Wer dabei nach Flicks Entlassung Trainer der DFB-Elf sein wird, erklären wir Euch im Folgenden.
DFB: Wer ist gegen Frankreich Trainer von Deutschland?
Da nur gut zwei Tage zwischen dem Aus von Flick und dem Anpfiff der Partie gegen Frankreich liegen, musste natürlich eine kurzfristige Lösung gefunden werden.
GettyUnd dabei legte sich der DFB auf ein Trio fest: Sportdirektor Rudi Völler,Hannes Wolf (Direktor Nachwuchs, Training und Entwicklung sowie U20-Nationaltrainer) und Sandro Wagner (Co-Trainer U20-Nationalmannschaft) stehen beim Spiel gegen die Franzosen interimsmäßig an der Seitenlinie und werden die Nationalelf betreuen.
DFB: Wer wird Nachfolger von Hansi Flick als Bundestrainer?
Nach dem Testspiel gegen Frankreich, wenn die Spieler wieder zu ihren Vereinen zurückkehren, soll laut DFB dann "möglichst zeitnah" geklärt werden, wer neuer Nationaltrainer wird.
"Die dringlichste Aufgabe wird es danach sein, einen Bundestrainer zu verpflichten, der kurzfristig unsere Mannschaft neu ausrichtet und auf das große EM-Turnier im kommenden Jahr vorbereitet, von dem wir alle uns für den deutschen Fußball und auch für unser ganzes Land positive Impulse erhoffen", sagte Völler. "Einen Bundestrainer, der dann langfristig die Nationalmannschaft wieder auf das Niveau hebt, das man von ihr kennt und auch erwartet."
(C)Getty ImagesRund um Flicks Entlassung wurden derweil bereits einige Namen als dessen möglicher Nachfolger gehandelt.
Deutschland vs. Frankreich: Die Eckdaten zum Testspiel am Dienstag
Spiel | Deutschland - Frankreich |
Datum | Dienstag, 12. September 2023 |
Anstoß | 21 Uhr |
Ort | Signal-Iduna-Park (Dortmund) |
Trainer DFB | Rudi Völler, Hannes Wolf, Sandro Wagner |
Wer trainiert Deutschland gegen Frankreich? Der Vorbericht zum Spiel
Rudi Völler piekste bei der ersten Frage eine Nadel in den prallen Luftballon. "Nein! Natürlich ist das für mich einmalig", sagte der Bundestrainer für ein Spiel während der überlaufenen Pressekonferenz am Montagabend. Er selbst als Dauerlösung oder auch nur bis zur Heim-EM? Pustekuchen. "Mein Ziel ist, eine gute Lösung zu finden und den richtigen Mann zu unterstützen." Erste Gespräche seien bereits geführt.
Also, Aufregung runterfahren: Völler muss gegen Frankreich am Dienstag (21.00 Uhr/ARD) in Dortmund als freundliche Aushilfe das nächste Debakel verhindern - und er wird dann als DFB-Sportdirektor seinen Nachfolger suchen. Einen Bundestrainer, der "eine gewisse Euphorie erzeugen kann. Das ist absolut möglich." Die Zeit drängt: Im Oktober steht die USA-Reise an.
Mit seiner ersten Entscheidung jedenfalls lag Völler goldrichtig. Die Busfahrt der Zugreise nach Dortmund vorzuziehen, war eine hervorragende Wahl - denn bei der angepeilten ICE-Verbindung sollte der Halt in Wolfsburg ganz klischeehaft ausfallen. Dieses glückliche Händchen wird vom ewigen Einspringer weiterhin gefordert sein, das Team braucht dringend einen neuen Geist.
Priorität hat aber selbstverständlich die Trainersuche. Auf einem Rekrutierungsplakat wäre wohl derzeit Julian Nagelsmann (Völler: "Ein absoluter Toptrainer") zu sehen: We want you! Trotz der finanziell arg angespannten Lage beim Deutschen Fußball-Bund sollen die Kosten zweitrangig sein, auch wenn es in den Landesverbänden Vorbehalte gibt.
Matthias Sammer steht trotz gegenteiliger Behauptungen des Rekordnationalspielers Lothar Matthäus definitiv nicht zur Verfügung. Das erfuhr der SID am Montag aus dem engsten Umfeld des Beraters von Borussia Dortmund und Europameisters von 1996.
GettyDer ehemalige Bayern-Trainer Nagelsmann steht in München noch unter Vertrag. Er müsste einerseits dort ausgelöst werden, wobei der Rekordmeister dem Verband entgegenkommen könnte. Andererseits ist Nagelsmann wie beispielsweise Louis van Gaal (72), der nicht an eine Chance glaubt, kaum für einen DFB-Wimpel und einen Ball zu bekommen. Ein Vertragspaket über mehrere Jahre kann schnell 20 bis 30 Millionen Euro kosten.
Zudem ist fraglich, ob Nagelsmann überhaupt für eine Nationalmannschaft zu gewinnen ist. "Ich glaube, dass er mit 36 Jahren noch nicht so weit ist, dass er lieber die tägliche Arbeit mit einer Mannschaft will und braucht", vermutet Matthäus.
Hoch geschätzt wird beim Verband Stefan Kuntz. Der Europameister von 1996 wackelt als Nationaltrainer der Türkei und könnte verfügbar werden. Er hat die U21 zu zwei EM-Titeln geführt, ist ein Sympathieträger und wäre deutlich günstiger. Auch Oliver Glasner wird häufig genannt.
Der Österreicher gilt als exzellenter Fachmann, gewann mit Eintracht Frankfurt die Europa League. Sollte der DFB ernstes Interesse haben, muss er sich jedoch beeilen: Glasner wird mit Olympique Lyon in Verbindung gebracht.
Der Weg von Roger Schmidt, schreibt der kicker, werde beim DFB "intensiv" verfolgt. Doch Schmidts Ausstiegsklausel aus seinem Vertrag bei Benfica Lissabon (bis 2026) steht allein bei 30 Millionen Euro.
Der DFB und sein Sportdirektor können es sich angesichts der Heim-EM in neun Monaten nicht leisten, mit ihrem Griff daneben zu liegen. Parallel müssen die Egos im Team aufgebaut, aus ihrer Lethargie gerissen werden.
Völler huschte in Dortmund nach ein paar Autogrammen ins Hotel, die Mannschaft nahm er rigoros in die Pflicht. "Wir dürfen uns nicht in die Hose machen jetzt. Wir sind immer noch Deutschland", trug er dieser zuletzt so strukturlosen Ansammlung von Profis auf, die kaum noch Mannschaft zu nennen war. "Die Jungs können es ja auch, sie kommen alle aus Topklubs."
Ilkay Gündogan, von Flick gerade erst zum Kapitän ernannt, warnte davor, "sich selbst zu überschätzen". Es obliege jedem, in Bestform zur Nationalmannschaft zu kommen und alles zu geben. Ähnlich äußerten sich Joshua Kimmich, bei dem offen ist, ob er zurück ins Zentrum rücken darf, und Thomas Müller. Niklas Süle fehlt vorerst aus erfreulichem Grunde: Er wird zum zweiten Mal Vater. Niclas Füllkrug ist verletzt.
Es braucht nun den von DFB-Präsident Bernd Neuendorf geforderten Aufbruch. Doch wie? Das Spiel gegen Kylian Mbappe und Randal Kolo Muani, das kaum zum lockeren Einfinden taugen wird, verantwortet Völler. Die im Oktober folgende Amerika-Reise zwecks WM-Vorbereitung für 2026 ist aufgrund der Strapazen umstritten. Der Trip aber wird der Einstand des "EM-Retters".
Die Zeit rast. Nicht nur für Rudi Völler. (SID)
