Tore, Alkoholexzesse, Drogen und ein einsamer Tod! Die legendäre Geschichte des Fußball-Rockstars Robin Friday

Braunes, leicht gelocktes schulterlanges Haar. Ein dunkler Anzug aus Samt, darunter ein bis zur Brust aufgeknöpftes Hemd in Tigerfelloptik, an den Füßen Cowboy-Stiefel aus Schlangenleder. Robin Friday sitzt an diesem Sonntag im Juni 1976 auf den Treppenstufen, die zur St James's Church in Reading hinaufführen. Es ist der Tag seiner zweiten Hochzeit, in wenigen Augenblicken wird er Freundin Liza Deimel das Ja-Wort geben. Eine Vermählung von öffentlichem Interesse, der hiesige TV-Sender ist mit einem Kamerateam vor Ort und filmt den Protagonisten dabei, wie er in aller Seelenruhe einen Joint dreht.

"Er hat wirklich jeden, den er kannte, zu seiner Hochzeit eingeladen", erinnert sich Fridays Kumpel Rod Lewington in der von Paolo Hewitt und Oasis-Bassist Paul McGuigan verfassten Friday-Biografie The Greatest Footballer You Never Saw. "Es müssen mindestens 200 Leute gewesen sein. Einfach jeder hat geraucht. Als die Braut auftauchte und wir in die Kirche gingen, hat die ganze Gesellschaft gelacht. Selbst der Pfarrer, weil er dachte: 'Was für eine stimmungsvolle Runde.' Er wusste nicht, dass alle drauf waren."

Liza, die Braut, kann die Szenerie nur noch schemenhaft Revue passieren lassen, weil sie eigenen Angaben zufolge drei Pillen Speed eingeworfen hatte. "Die Hochzeit war unglaublich", erzählt sie im Interview mit 11Freunde. "Es waren die unterschiedlichsten Gäste da, junge, ältere, Leute mittleren Alters. Es dauerte aber nur einige Stunden, bis sie alle auf dem gleichen Planeten waren. Sie hatten aus der Bowle getrunken, die jemand mit bewusstseinsverändernden Mitteln verfeinert hatte. Viele von Robins Freunden aus London kamen. Harte Jungs mit großen Mänteln, die aussahen wie Eastend Gangster. Als sie fertig getrunken hatten, begannen sie mit wilden Prügeleien, Stühle flogen durch den Raum. Es war der absolute Wahnsinn."

Der Vergleich mit United-Badboy George Best 

Nur ein kurzer Auszug, der das Leben des Robin Friday perfekt zusammenfasst. Ein Dasein wie ein einziger ewig andauernder Trip, wie ein nicht enden wollender Besuch in einer üblen Spelunke. Das Dasein eines Fußball-Rockstars, gegen dessen Eskapaden die Geschichten von ManUnited-Badboy George Best wie die Anekdoten eines Chorknaben anmuten. Robin Friday und sein Zwillingsbruder Tony wurden in Acton, Westlondon, geboren und wuchsen in einer klassischen englischen Arbeiterfamilie auf. Der FC Everton hatte es Friday angetan, im Dress der Toffees ging er sogar ins Bett, ohne sich vorher seiner Fußballschuhe zu entledigen.

Schon früh kristallisierte sich sein Talent am runden Leder heraus. Er kickte für die Jugendteams von Crystal Palace, Queens Park und schloss sich als 13-Jähriger für eine Saison der Nachwuchsschmiede des FC Chelsea an. Nirgendwo blieb er lange. Schon damals war er der Unangepasste, kam mit 15 zum ersten Mal mit Drogen in Berührung und verließ die Schule, um sich mit Gelegenheitsjobs durchzuschlagen. Asphaltbauer, Busfahrer, Fensterputzer oder Kleinkrimineller. "Er war 16 Jahre alt, als er ins Gefängnis musste. Er hatte damals schon einiges auf dem Kerbholz, das Vergehen, das ihn in den Knast brachte, war quasi schon marginal. Der Diebstahl eines Autoradios oder sowas in der Art", sagt sein Bruder Tony. "Ich muss sagen, dass ihm diese Zeit gutgetan hat." 14 Monate verbüßte Friday in Feltham hinter Gittern. "Das hat ihn nicht interessiert", führt sein Vater Alf nüchtern aus.

Robin Friday Super Furry Animals

Generell scherte Friday, dem die walisische Band Super Furry Animals 1996 den Song "The Man Don't Give a Fuck" widmen sollte, sich nicht darum, was in den späten 1960er Jahren als konventionell galt. Kurz nach seiner Gefängnisentlassung heiratete er seine Freundin Maxine Doughan, ein Mädchen, dessen Eltern aus der Karibik stammten. Ein Skandal zu jener Zeit, waren Beziehungen zwischen Weißen und Schwarzen im konservativen England doch völlig normabweichend. Das junge Paar sah sich Feindseligkeiten und körperlicher Gewalt sogar von Freunden und Familie ausgesetzt. Ablenkung von den Schikanen holte Friday sich beim Fußballspielen. Selbst während seines Gefängnisaufenthaltes hatte er nicht auf seine Leidenschaft verzichten müssen. Ganz im Gegenteil: "Das Gefängnis hatte eine eigene Mannschaft. Von dem Tag an, als Friday mitspielte, gewannen sie jedes Spiel", sagt Alf Friday.

Der Unfall, der Friday fast das Leben kostete

Drei Jahre lang mischte er in der Folge die Isthmian League, eine semi-professionelle Fußballliga auf, schoss Tor um Tor für Walthamstow Avenue, Hayes oder Enfield. Hauptberuflich arbeitete der talentierte Angreifer als Stuckateur. Ein Engagement, das ihn beinahe in jungen Jahren das Leben kostete. "Er war 20, als er diesen schrecklichen Unfall hatte", sagt seine Mutter Sheila. Zwillingsbruder Tony schiebt nach: "Er stand auf einem Gerüst, das Hebeseil klemmte. Er wollte es entwirren, stürzte ab und fiel auf einen riesigen Nagel, der ihn durchbohrte."

Nur um Millimeter verfehlte der Nagel Fridays Lunge, die Not-Operation dauerte sechs Stunden. Drei Monate nach dem Unglück stand er wieder auf dem Platz, kurz darauf wechselte er in die Zweitvertretung des FC Reading und stellte dort seine Torjägerqualitäten abermals unter Beweis. So sehr, dass Charlie Hurley, der Trainer der ersten Mannschaft, sich dazu entschied, den jungen Exzentriker mit einem Profi-Vertrag auszustatten.

Robin Friday The Greatest Footballer You Never SawaScreenshot

Reading-Historiker David Downs erinnert sich an die erste Trainingseinheit des Neuankömmlings, der die Gewohnheit pflegte, weder im Training noch im Spiel Schienbeinschoner zu tragen: "Sie haben Sechs-gegen-Sechs gespielt. Robin lief herum und trat jeden, der ihm in die Quere kam, in die Beine. Drei Spieler mussten verletzt vom Feld. Hurley nahm ihn sich zur Brust: 'Robin, komm mal runter. Lass uns klären, was du hier zu tun hast, bevor du auch noch den Rest des Teams kaputttrittst.'"

Kurz darauf kam es zur nächsten Unterredung zwischen dem Coach und seinem Schützling. "Die Sonntagsspiele begannen. Ich zitierte Robin donnerstags in mein Büro und sagte ihm: 'Ich werde dich am Sonntag gegen Northampton zum ersten Mal aufstellen.' Robin erwiderte: 'Oh, danke Boss. Ich werde jetzt nach Hause gehen, nicht trinken und nicht in Schlägereien geraten.' Ich sagte ihm: 'Robin, ich habe kein Problem damit, wenn du mich anlügst. Aber nicht dreimal nacheinander.'"

Robin Friday: Zwischen Mythen und Wahrheiten

Hurley wusste, dass Friday allem frönte, was nicht mit dem Leben eines Profisportlers vereinbar ist. Alkohol, LSD, Cannabis, wilde Frauengeschichten. "Er trank immer Lager", sagt sein Freund Rod Lewington. "Es gab zu dieser Zeit ein starkes Lager namens Colt 45. Das hat er immer getrunken. Ich habe ihn aber nie mit Schnaps gesehen."

Ganz im Gegensatz zu den Eltern, die sehr wohl über die Affinität ihres Sohnes für Hochprozentiges im Bilde waren. "Er konnte die ganze Nacht Southern Comfort (amerikanischer Whisky-Likör, Anm. d. Red.) trinken", weiß Alf Friday, seine Frau Sheila ergänzt: "Und er wurde nicht betrunken." Ein anderer Kumpel von damals, Syd Simmonds, berichtet, dass Friday tatsächlich zwei Tage vor den Spielen mit dem Trinken aufhörte und stattdessen LSD nahm, die ganze Nacht aufblieb, Heavy Metal und Janis Joplin hörte.

Es unterstreicht die Legende, die vielen Mythen, die sich um Friday noch heute ranken. Jeder in Reading, so scheint es, kann seine ganz persönliche Robin-Friday-Geschichte erzählen. Wahrheit und Fiktion, dicht beieinander. So, als träte der legendäre X-Factor-Moderator Jonathan Frakes aus einer Nebelwand ins Licht. "Sie glauben, diese Geschichte ist wahr? Dann muss ich sie enttäuschen. Sie ist frei erfunden." Was tatsächlich stimmt und was mit unwahren Zusätzen garniert wurde, ist dementsprechend kaum zu greifen. Glaubt man denen, die ihm nahestanden, reihte sich während Fridays Zeit bei Reading eine Abenteuerlichkeit an die nächste.

Der Elefanten-Tanz

"Wir waren in einem piekfeinen Laden, in dem die Leute sich alle für ein Geschenk Gottes hielten", erzählt sein Bruder Tony 11Freunde. "Robin riss eine Frau auf und nahm sie mit aufs Klo. Nach einer Weile kam er wieder raus, komplett nackt, schlenderte zur Bar und sagte: 'Ein Lager, bitte.' So war er einfach." In Sindlehams Mill, der damaligen In-Bar in Reading soll Robin jedes Mal rausgeflogen sein. Weil er laut Lewington stets seinen obskuren "Elefanten-Tanz" aufführte. "Das war sein Trick. Er zog die Innenseite seiner Hosentasche heraus und steckte seinen Penis aus dem Hosenstall. So mimte er den Elefanten."

Die Sanktion des Klubs, um den gleichermaßen talentierten wie verrückten Mittzwanziger einzunorden: Friday wurde eine Wohnung gleich gegenüber des Vereinsgeländes bereitgestellt. Sein Nachbar, der in die Jahre gekommene, ehemalige Platzwart Bill Smith, sollte ein Auge auf Friday haben. Eine Maßnahme, die gründlich fehlschlug. Friday strich die Wände seiner Wohnung komplett schwarz, feierte Tag und Nacht.

Robin Friday Karrikatur

"Seine Plattensammlung war sein ganzer Stolz. Man durfte sie nicht einmal anfassen. Selbst wenn es drei Uhr in der Früh war, machte er zuerst Musik an, wenn er in die Wohnung kam. Bill Smith, der Ex-Greenkeeper, fast 80 Jahre alt, führte echt ein Hundeleben mit Robin", sagt Syd Simmonds. "Laute Musik, Leute, die wie wild an die Tür hämmerten und Frauen, die Steine ans Fenster schmissen. Diese arme, alte Sau."

Dennoch hatte Friday in seiner ersten Saison bei den Royals überzeugt. Trotz oder vielleicht sogar wegen seiner Kapriolen war er zum Publikumsliebling im Elm Park avanciert. Der Start in die zweite Spielzeit gestaltete sich – eigentlich wenig überraschend – kurios. In der Sommerpause hatte Friday sich einer Operation unterzogen, um seine Fingertattoos loszuwerden. Im Anschluss war er zwischenzeitlich in eine Hippie-Kommune nach Cornwall gezogen. Selbstverständlich ohne die Klubverantwortlichen über seinen Ausflug zu informieren. Doch, und auch das passte zu Robin Friday, kam er in bestechender körperlicher Verfassung zurück, knüpfte an seine starken Leistungen an, ohne auch nur ein My von seiner Albernheit eingebüßt zu haben.

Ein Schwan kommt in die Bar

Nach einer Auswärtsreise hielt der Mannschaftsbus an, weil Friday auf die Toilette musste. Als er realisierte, dass sich ganz in der Nähe ein Friedhof befand, kletterte er über die dazugehörige Mauer, stahl Grabdekorationen, beispielsweise einige Steinengel und legte sie neben den schlafenden Vereinsvorsitzenden Frank Waller. Wieder musste Trainer Hurley seiner Nummer neun die Leviten lesen: "Du darfst niemals einen Friedhof entweihen." Während einer anderen Tour, so Ex-Mitspieler John Murray, schrieb Friday das nächste Kapitel in sein eigenes Kuriositätenwerk. "Wir saßen in einer Bar und ich fragte die anderen, wo Robin ist. Niemand wusste es. Hinten im Hotelpark gab es Schwäne. Plötzlich öffnete sich die Tür und Robin kam mit einem Schwan unter dem Arm herein."

Einmal, Friday hatte gegen Rochdale in der letzten Minute das Siegtor geschossen, lief er zu einem Polizisten und küsste ihn mitten auf den Mund. Einfach so. Fridays Begründung im Anschluss: "Er schien zu frieren und es satt zu haben, dort zu stehen. Ich habe mich dazu entschieden, ihn etwas aufzuheitern." Seine Kollegen berichteten später, dass er seine Aktion im Anschluss bereute. Nicht, weil es ihm peinlich war, sondern, weil er Polizisten eigentlich hasste. Erneut ein Ausdruck seiner beiden Gesichter – auf dem Platz absolut fokussiert und ehrgeizig, daneben ein beispielloser Hallodri.

Am 31. März 1976 kam es zum wichtigen Aufstiegsduell zwischen Reading und Tranmere. Bereits zur Halbzeit lagen die Royals mit 2:0 vorne, ehe Friday mit dem Rücken zum Tor angespielt wurde, den Ball verarbeitete, über seinen Kopf lupfte und volley perfekt in den Winkel drosch. Ein Kunstwerk, das schwören diejenigen, die dabei waren. Selbst der Schiedsrichter, Clive Thomas, ein erfahrener Mann, der bereits WM-Spiele geleitet hatte, schlug die Hände über dem Kopf zusammen und applaudierte Friday.

WM-Schiedsrichter schwärmt: "Das war das beste Tor, das ich je gesehen habe"

"Das werde ich niemals vergessen. Ich konnte das überhaupt nicht glauben. Wäre der Ball nicht im Eck gelandet, hätte er vermutlich die Latte zertrümmert. ", sagt der Referee in Fridays Biografie. Er erklärt weiter: "Ich habe sie alle gepfiffen, sogar Pele und Cruyff, aber das war das beste Tor, das ich je gesehen habe. Das habe ich ihm nach dem Spiel gebeichtet. Robin hat mich nur angeschaut und gesagt: 'Wirklich? Dann sollten sie häufiger hier vorbeischauen. Solche Tore schieße ich jede Woche.'" An dieses Tor erinnern sich alle. Ebenso wie an den rapiden Abstieg, den Friday im Anschluss an die wilde, eingangs skizzierte Hochzeit mit Liza, nahm.

Die Drogen gewannen mehr und mehr die Oberhand. Nicht bloß Cannabis und Amphetamine, die ja ohnehin seit Jahr und Tag seine Begleiter waren. Kokain und Heroin hießen seine neuen Freunde, dazu die ständigen Alkoholorgien. Selbst sein ewiger Fürsprecher Hurley konnte darüber nicht hinwegsehen. "Der Kader braucht dich, aber ich bin dem Klub Rechenschaft schuldig. Ich kann nicht verantworten, dass du Drogen nimmst. Wenn ich weiß, dass du Drogen nimmst, wird dein nächster Arbeitgeber das auch herausfinden. Du musst dich zusammenreißen", gab er ihm mit auf den Weg. In einem seiner letzten Spiele für Reading soll Friday sich derart über einen Gegenspieler aufgeregt haben, dass er ihn ins Gesicht trat, die Rote Karte sah, in die gegnerische Kabine ging und seinem Kontrahenten in die Sporttasche schiss.

Bobby MooreGetty

Ende 1976 fand Reading dennoch einen Abnehmer für Friday. Cardiff City bezahlte rund 28.000 Pfund für die Dienste des Goalgetters. Vor seinem Debüt für die Bluebirds feierte er bis in die Morgenstunden. Trotzdem machte er England-Legende und -Weltmeister Bobby Moore, der damals für Fulham spielte, lächerlich, erzielte gleich zwei Tore. Gipfel der Demütigung für Moore war, als Friday ihm während des Spiels in die Weichteile kniff. Cardiff-Trainer Jimmy Andrews war so überwältigt von der Leistung seines Neuen, dass er gleich am nächsten Tag Hurley anrief und schwärmte: "Oh, Charlie. Er war unglaublich, er hat den Gegner auf links gedreht." Hurley unterbrach seinen Gesprächspartner: "Jimmy, du hast ihn erst seit vier Tagen bei dir. Gib ihm ein paar Monate."

Karriereende mit 25 Jahren

Er sollte Recht behalten. Im Aufeinandertreffen mit Luton geriet Friday mit Torhüter Milija Aleksic aneinander und zeigte ihm, kurz nachdem er ihn überwunden hatte, das V-Zeichen. Eine Geste, die in England ähnlich schwer wiegt wie der Mittelfinger hierzulande. Friday isolierte sich von seinen Teamkollegen. Ein Ex-Cardiff-Mitstreiter, Paul Went, sagt: "Er hat nach dem Spiel nicht geduscht. Er hat sich lediglich umgezogen, die Tasche mit seinem Martini genommen und ging – ohne ein Wort zu sagen." Lange hielt es ihn nicht in der walisischen Hauptstadt, nur 21-mal lief er für Cardiff auf. Ausreichend offenbar, um einen bleibenden Eindruck bei den Fans hinterlassen zu haben. Sie wählten ihn zum "Kulthelden aller Zeiten." Nach seinem Intermezzo beendete er seine Karriere 1977, mit gerade einmal 25 Jahren.

Ein Schritt, mit dem die Fans seiner einstigen Liebe sich nicht abfinden wollten. Sie reichten eine Petition beim neuen Trainer Maurice Evans ein, der Friday zurück nach Reading holen sollte. Tatsächlich kontaktierte er den einstigen Helden, der zwischenzeitlich wieder zu seinen Eltern gezogen war. Evans sprach ihm ins Gewissen: "Wie alt bist du, Junge? Wenn du es nur mal für ein paar Jahre ruhiger angehen lässt, spielst du für England." Das, was Friday angeblich antwortete, passte ins Bild: "Wie alt bist du? 41 Jahre? Ich bin halb so alt wie du. Doch ich habe schon doppelt so viel gelebt." Ja, Friday hatte bis dato ein Leben auf der Überholspur geführt. Höher, weiter, wilder als alle anderen.

Vermutlich eine Überdosis Heroin: Robin Friday starb als einsamer Mann

Aber fortan war er verschwunden von der Bildfläche, verdingte sich wieder einmal als Asphaltbauer, während er nur einer Sache treu blieb: den Drogen. Er wurde festgenommen, weil er sich als Polizist ausgab, einen Dealer hochnahm und den Stoff konfisziert hatte. "Ich fuhr in den späten Achtzigern mit meiner Frau im Auto durch London, als wir einen hageren Typen am Straßenrand sahen", sagt sein Weggefährte Tommy Youlden im Gespräch mit 11Freunde. "Meine Frau sagte: 'Ich glaube, das war Robin.' Ich konnte es nicht glauben, dennoch drehten wir um und tatsächlich war er es. Wir wechselten einige Worte, doch eigentlich hatte ich das Gefühl, dass Robin mich nicht mehr richtig vernahm."

Ein schleichender Niedergang, der am 22. Dezember 1990 sein trauriges Ende fand. Robin Friday wurde tot in seiner kleinen Wohnung aufgefunden. Er starb an Herzversagen, vermutlich die Folge einer Überdosis Heroin. Er war einsam, als er davonging. Anders als bei seinem Begräbnis, dem hunderte Reading- und Cardiff-Fans beiwohnten, um einem die letzte Ehre zu erweisen, der ihnen auf und neben dem Platz so viel Freude bereitet hatte.

Einem Unangepassten, über den kaum jemand je ein schlechtes Wort sprach. Einem, der das Leben eines Rockstars führte. "Janis Joplin war seine absolute Lieblingssängerin", blickt Fridays Mutter zurück. "Am Ende muss man sagen, dass sein Leben ähnlich verlief wie ihres." Live fast, die young, war Joplins Motto. Das hatte Friday verinnerlicht. Er starb mit 38.

*Die Zitate von Robin Fridays Vater Alf, seiner Mutter Sheila sowie der Ex-Mitspieler und -Trainer Simmonds, Murray und Hurley stammen aus der Biografie The Greatest Footballer You Never Saw.

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