HINTERGRUND
Lionel Messi wird von seinen Teamkollegen vom FC Barcelona oft als zurückhaltend, gar schüchtern beschrieben. Nach seinem Tor zum 1:1-Endstand im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Chelsea zeigte sich der kleine Argentinier allerdings beim Jubeln gar nicht zurückhaltend oder gar schüchtern. Überschwänglich feierte er seinen Treffer und machte damit deutlich, dass es ein besonderes Tor gewesen sein muss, das ihm da in der 75. Minute gelungen war.
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Und ein Blick auf die entsprechende Statistik bestätigt diese Vermutung: Es war der erste Treffer Messis gegen die Engländer im neunten Spiel. 730 torlose Minuten und 29 vergebliche Versuche waren vorausgegangen, ehe Messi seinen persönlichen Bann brechen konnte, seinen "Blues-Blues" beendete.
Dass sich der Barcelona-Star derart ausgiebig und emotional über seinen Treffer freute, wird mit Sicherheit auch mit dem Ende seiner persönlichen schwarzen Serie zusammengehangen haben. Allerdings war es auch ein überaus wichtiges Tor, das er für Barca erzielte. Denn mit dem 1:1 haben die Katalanen nicht nur ein gutes Ergebnis an der Stamford Bridge erzielt, sondern auch eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel im Camp Nou. Und die Erleichterung, dass ihm doch ein produktiver Beitrag an einem für ihn schwierigen Abend gelungen war, dürfte auch eine große Rolle gespielt haben.
Getty ImagesTorschütze und Vorbereiter im Jubel vereint: Lionel Messi (l.) und Andres Iniesta
Denn zuvor hatte Messi nicht geglänzt, sondern sich eher in seiner Spielmacher-Rolle als Ballverteiler vor der kompakten Chelsea-Abwehr betätigt. Ständig stand ihm mindestens ein Blues-Verteidiger auf den Füßen und damit verhinderten die Engländer Sololäufe oder Traumpässe. Messi steuerte seinen Teil dazu bei, dass Barca am Ende als Auswärtsmannschaft überragende 73 Prozent Ballbesitz hatte, doch richtig in Erscheinung trat er nur in der 75. Minute. Erst als ein Fehlpass von Andreas Christensen die Gäste überraschend in Ballbesitz brachte, bekam Messi im Anschluss die Zeit und den Raum, um die Kugel überlegt im Tor zu platzieren. "Wenn man gegen Barcelona einen Fehler macht, dann bestrafen das Spieler wie Messi sofort", sagte Chelsea-Trainer Antonio Conte bei BT Sport.
Fabregas: Verteidigen als "Selbstmordkommando"
Der Spieler des Spiels hieß nicht Messi, sondern Willian. Der Chelsea-Brasilianer glänzte bei seinen Umschaltaktionen und mit seinen Schüssen von außerhalb des Strafraums: Zweimal traf er nur den Pfosten, bevor er seine Mannschaft in der zweiten Hälfte in Führung brachte. Messi wird egal gewesen sein, wer den besten Eindruck an diesem Abend gemacht hatte, denn er durfte sich über das Endergebnis und das Ende seiner Torlos-Serie freuen.
Das Resultat spricht nun für Barca – und Chelsea ist klar, dass im Camp Nou ein Auswärtstor her muss. "90 Minuten im Camp Nou zu verteidigen wird zu einer Ewigkeit. Das ist ein Selbstmordkommando", sagte Blues-Mittelfeldspieler Cesc Fabregas. "Wir müssen dort hinfahren und angreifen", fügte er hinzu. Worte, die Lionel Messi gerne hören dürfte, denn bei einem offensiver eingestellten Gegner bekommt er mit Sicherheit mehr Platz als noch am Dienstag an der Stamford Bridge.
Und deshalb könnte es sein, dass Chelsea für den Mann, der seinen "Blues-Blues" beendete, vielleicht doch noch im Herbst seiner Karriere zu einem Lieblingsgegner wird.




