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Top-Talent Kays Ruiz bleibt bei Paris Saint-Germain: Nächste Ohrfeige für den FC Barcelona

Das Centre Tola Vologe ist ein Trainingszentrum, das keine Wünsche offen lässt. Es befindet sich mitten in Lyon, in unmittelbarer Nähe zum Stade Gerland. Auf mehreren (Kunst-) Rasenplätzen feilen nicht nur die Profis von Frankreichs Ex-Serienmeister Olympique Lyon an Taktik, Technik und Standards, sondern hier schinden sich auch die Stars von morgen. OLs Jugendakademie ist auch dort angesiedelt und sie befindet sich gleich neben der Anlage. Praktisch: Die Stars von morgen sehen nicht nur regelmäßig die Stars von heute, sie können auch praktisch vom Training ins Bett fallen – und umgekehrt.

Carles Alena: Die neue Hoffnung aus La Masia

Lyon hat seinen Status als Dominator des französischen Fußballs längst verloren. In den 2000ern gewann Olympique siebenmal in Folge die Ligue 1 und war Stammgast in der K.o.-Runde der Champions League. Längst geben mittlerweile die AS Monaco und vor allem das schwerreiche PSG den Ton an. Was aber geblieben ist, ist der Ruf der exzellenten Jugendarbeit. Kein anderer Verein in der Grande Nation, und nur ganz wenige im Rest Europas, produziert Stars am Fließband, wie es das Centre Tola Vologe noch immer tut. Karim Benzema, Hatem Ben Arfa, Sidney Govou, Ludovic Giuly, Maxime Gonalons und Loic Remy lernten hier in der jüngeren Vergangenheit zum Beispiel das Kicken.

Talentiert wie zuvor nur Karim Benzema

Wenn also in Lyon ein Youngster heraussticht, dann muss das ein ganz besonderer Knabe sein. Und einen solchen gibt es im Moment! Schönheitsfehler aus OL-Sicht: Das junge Talent spielt längst nicht mehr in Lyon, es wechselte 2009 zum FC Barcelona. Schönheitsfehler aus Barca-Sicht: Es spielt auch nicht mehr in Barcelona, sondern unterschrieb am Mittwoch einen Vertrag bei PSG.

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Die Rede ist von Kays Ruiz, einem begnadeten Youngster, der seine ersten fußballerischen Schritte in Lyon absolvierte und dessen Vater Redouane der Tribune de Lyon einst Erstaunliches zu berichten hatte: "Die Verantwortlichen von OL sagten uns, dass sie in den letzten 30 Jahren nur zwei Phänomene mit solchem Talent gesehen hätten: Benzema und unsern Sohn."

Das enorme Potenzial des französischen Jungen mit marokkanischen Wurzeln sprach sich in Europa schnell herum. Eben bis nach Barcelona. 2009, Kays Ruiz war zarte sieben (!) Jahre alt, lockte der damalige Champions-League-Sieger den quirligen Mittelfeldspieler in seine berühmte Akademie La Masia. Auch bei Barca dominierte Ruiz in seinen Jahrgängen. Und auch die Bosse der Blaugrana sahen in ihm ein besonderes Talent. Zusammenschnitte seiner besten Szenen wurden hunderttausendfach angeklickt und avancierten zu Hits im World Wide Web. Vom "kleinen Messi" war die Rede.

Von "kleinen", "neuen" oder "nächsten" Messis gab es in den letzten Jahren nun wirklich einige. Im Fall von Ruiz ist er von der Leistungsfähigkeit her natürlich weit hergeholt. Nicht allerdings, was die Spielweise angeht: Der schmächtige Rechtsfuß ist enorm flink auf den Beinen, schlägt in hohem Tempo Haken und verfügt über eine perfekte Technik. Er streichelt die Kugel elegant und ist dank seiner enorm engen Ballführung im Dribbling kaum aufzuhalten. Dazu gesellt sich ein exzellenter Torabschluss. Da kommt es nicht von Ungefähr, dass ihm auch in Barcelona der Ruf vorauseilte, zu den größten Talenten überhaupt zu gehören.

Barcelonas FIFA-Strafe führt zum Ruiz-Abgang zu PSG

Das Frohlocken über Ruiz' prächtige Entwicklung endete abrupt im Jahr 2015. Weil es bei den Transfers von minderjährigen Spielern aus dem Ausland Unregelmäßigkeiten gegeben hatte, wurde Barcelona von der FIFA nicht nur zu der bekannten Registrierungssperre für neue Spieler verdonnert, sondern es durften auch zahlreiche Talente aus La Masia bis zu ihrem 16. Geburtstag keine Pflichtspiele für Barcelona absolvieren. Sie entschieden sich mehrheitlich, Katalonien zu verlassen und in ihre Heimatländer zurückkehren. Dazu gehörte auch Kays Ruiz.

Real vor der Verpflichtung von nächstem Top-Talent

Der Mittelfeldspieler ging wieder nach Frankreich. Olympique Lyon witterte die Chance, den mittlerweile 13-Jährigen zurück ins Centre Tola Vologe zu holen, doch der Klub musste eine schmerzhafte Niederlage einstecken: Ruiz entschied sich nicht zum Wechsel zu seinem Heimatverein, sondern dafür, bei PSG anzuheuern.

Cuando nadie cree en ti,tu eres el unico capaz de demostrar lo contrario

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Zarte Hoffnungen auf eine Rückkehr hegte man in Barcelona seitdem weiter. Und Ruiz wäre nach wie vor auch in Barcas Nachwuchsabteilung ein Star, denn seine Entwicklung setzte sich in Paris nahtlos fort. In der U15 des französischen Pokalsiegers trägt er die Nummer 10 und ist längst der wichtigste Spieler in der Offensive. Nachdem er bislang für die U-Nationalmannschaften Marokkos auflief, wurde er jetzt in die französische U16 berufen.

Am Mittwoch dann aber die Ohrfeige für Barca: Ruiz entschied sich endgültig zum Verbleib an der Seine und unterschrieb wenige Tage nach seinem 15. Geburtstag einen Jugendvertrag, der ihn zunächst bis 2020 an den Klub bindet. Damit nicht genug: Sobald er 16 Jahre alt ist, soll Ruiz auch mit einem Profivertrag ausgestattet werden.

Nächste schlechte Nachricht für Barca

"Dieser Vertrag markiert eine neue Stufe in der Ausbildung und der Entwicklung des Spielers", teilte PSG mit und erläuterte: "Er verstärkt außerdem die Bindung zwischen dem Spielmacher und seinem Verein aus den letzten beiden Jahren. Kays hatte bei seiner Rückkehr nach Frankreich 2015 einen Junioren-Vorvertrag unterzeichnet."

Für Barcelona sind das nach einem ziemlich miesen Transferfenster im Sommer erneut schlechte Nachrichten – und wieder mischt PSG mit. Der Hauptstadtklub verpflichtete Barca-Star Neymar und ließ die Spanier bei ihrem Werben um Mittelfeldspieler Marco Verratti abblitzen. Der Transfer Angel Di Marias soll zudem wegen zehn Millionen Euro gescheitert sein. Dazu gesellen sich noch die erfolglosen Coutinho-Verhandlungen mit dem FC Liverpool und die Seifenoper um den teuren Transfer von Ousmane Dembele.

Ruiz dagegen hat sich mit seiner Unterschrift klar positioniert. Der Teenager, der auf seinem Instagramprofil bereits Schnappschüsse von sich mit Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo postete, sieht in Paris die besten Entwicklungsmöglichkeiten und die beste Perspektive.

Seine Zukunft sieht rosig aus. Olympique Lyon und der FC Barcelona werden ihn im Auge behalten – und sich womöglich noch ärgern, dass er nicht mehr bei ihnen kickt.

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