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Tony Mamodaly von der TSG Hoffenheim im Interview: "In einer Akademie entwickelt man sich zu 90 Prozent so, wie es der Verein möchte"


EXKLUSIV-INTERVIEW

Im Alter von 16 Jahren wurde Tony Mamodaly in die Jugend der TSG Hoffenheim geholt und galt als verheißungsvolles Talent. Doch trotz Einladungen zu den U-Nationalmannschaften des DFB schaffte er weder in Hoffenheim noch beim KSC oder bei Dynamo Dresden den Durchbruch .

Während Mamodaly für die Nationalelf seines Vaterlands Madagaskar Länderspiele vor 50.000 Zuschauern bestritt, durfte er in Dresden nur für die Oberliga-Mannschaft auflaufen. Nachdem der Vertrag des gebürtigen Mannheimers bei Dynamo ausgelaufen und ein Wechsel nach Nürnberg am Deadline Day geplatzt war, beendete er seine Spielerkarriere im Alter von 20 Jahren.

In den USA wagte Mamodaly einen Neuanfang, schloss in Miami ein Bachelor-Studium mit 1,0 ab und machte an der renommierten Columbia University sowie der St. Thomas University seinen Master. Heute führt der 30-Jährige eine Beratungsagentur, die gescheiterten europäischen Talenten zu einer zweiten Chance verhilft und ist in Hoffenheim als Head of International Operations tätig.

Im Interview mit Goal und SPOX  erklärt Mamodaly, wie er sich aus dem Loch seiner gescheiterten Spielerkarriere befreite und heute seine Erfahrungen an junge Spieler weitergibt. Zudem verrät er, wie ihn die Zeit in den USA als Mensch geprägt hat und welche komplexen Aufgaben seine Rolle bei der TSG umfasst.

Herr Mamodaly, was ist Ihre schönste Erinnerung an Ihre Zeit als aktiver Fußballer?

Tony Mamodaly: Das war das Länderspiel am 5. Oktober 2010 mit der Nationalmannschaft von Madagaskar in der Qualifikation für den Afrika-Cup. Wir haben vor 50.000 Zuschauern gegen Nigeria gespielt und ich durfte nach dem Spiel mein Trikot mit John Obi Mikel tauschen. Das Trikot habe ich noch heute zuhause im Schrank hängen. Vor dem Spiel die Nationalhymne zu hören, war der schönste Moment meiner Karriere.

Wie muss man sich die Länderspielreisen mit Madagaskar vorstellen?

Mamodaly: Deutlich rudimentärer als man es aus Europa kennt. Es war immer spannend, weil von 23 Spielern 20 aus dem Ausland kamen – zum Großteil aus Frankreich, aber auch Spanien oder England. Ich kam als einziger aus Deutschland. Wir sind meistens zunächst nach Madagaskar gereist, wo es eine große Zusammenkunft gab. Das war fernab von dem, was wir aus Deutschland kennen. Es gab keine Privatjets oder ähnliches, stattdessen flogen wir in der zweiten Klasse.

Wie sind die Bedingungen im Vergleich zu dem, was man in Europa gewohnt ist?

Mamodaly: Die Bedingungen sind sehr schlecht, was vor allem daran liegt, dass die Infrastruktur im Land selbst sehr marode ist. Man kommt von der Hauptstadt kaum in kleinere Städte, weil die Wege sehr schwer zu befahren sind. Madagaskar gehört immer noch zu den zehn ärmsten Ländern der Welt. Da kann man sich vorstellen, dass das wenige Geld nicht in den Fußball investiert wird.

Was hätten Sie damals nach dem Spiel gegen Nigeria gedacht, wenn man Ihnen gesagt hätte, dass Sie bereits im Alter von 20 Jahren Ihre Karriere an den Nagel hängen, zehn Jahre später bei einem Bundesligisten in der Administration arbeiten und eine eigene Agentur führen würden?

Mamodaly: Meine erste Aktion im Spiel war ein Kopfball gegen Danny Shittu. Das war wahrscheinlich so ein Moment, in dem ich dachte, ich bin nicht ganz klar im Kopf. Über ein baldiges Karriereende hätte ich zu diesem Zeitpunkt niemals nachgedacht. Ich glaube, jeder Fußballer kennt das: Während deiner Karriere hast du die Scheuklappen auf. Du schaust weder nach rechts noch nach links und es zählt nur, wie du am Wochenende erfolgreich sein oder spielen kannst. Deswegen hätte ich sowas niemals auf dem Schirm gehabt.

Ihre kurze Karriere war geprägt von Rückschlägen. Weder in Hoffenheim noch in Karlsruhe oder Dresden schafften Sie den Durchbruch. Als 20-Jähriger waren Sie vereinslos und ein letzter Wechselversuch nach Nürnberg platzte am Deadline Day. Wann haben Sie realisiert, dass der Traum von der Profikarriere geplatzt ist?

Mamodaly: Der Gedanke kam schleichend. Wenn du aus der U19 kommst und nicht den Sprung in die erste Mannschaft schaffst, bist du als junger Spieler in dem Wertesystem und der Welt, in der du aufgewachsen bist, gedanklich gescheitert. Nachdem mein geplanter Wechsel vom KSC zum schottischen Erstligisten Dundee United im Sommer 2009 nicht zustande gekommen war, war ich mental bereits in einer Stimmung des Scheiterns. Dann kam ich über Umwege nach Dresden und merkte auch dort, dass ich mich nicht durchsetzen kann. Gleichzeitig war ich aber in der paradoxen Situation, dass es immer wieder Hoffnungsschimmer wie das Länderspiel gegen Nigeria gab. Momente, in denen ich gemerkt habe, dass ich auf diesem Niveau spielen kann. Der Sargnagel war für mich schließlich der gescheiterte Wechsel nach Nürnberg am letzten Tag der Transferperiode im Jahr 2012. Dieser Tag war gleichzeitig der prägendste Moment für meine heutige Karriere, ich habe damals viel gelernt über die Menschen, die im Fußballbusiness arbeiten. Gerade die Berater, mit denen ich zusammengearbeitet hatte, hatten wenig mit Integrität zu tun. Als junger Spieler werden dir Versprechen gemacht, die du in deiner Naivität glaubst, die aber niemals eingehalten werden können. Das war für mich auch einer der Anstöße, eine eigene Agentur zu gründen.

Der Wechsel nach Nürnberg schien bereits in trockenen Tüchern zu sein, doch Ihr Berater kümmerte sich am Deadline Day um einen anderen Klienten und ließ den Deal platzen. Auch davor gab es häufiger Personen, die Ihrer Karriere im Weg gestanden waren. Gab es im Nachhinein mit jemandem eine Aussprache?

Mamodaly: In den Nachwuchsleistungszentren gibt es eine hohe Qualität und es ist aus mathematischer Sicht gar nicht möglich, dass mehr als eine gewisse Anzahl von Spielern den Sprung in den Profibereich schaffen. Das verstand ich damals relativ schnell und vor damaligen Trainern wie Guido Streichsbier, David Wagner oder Markus Kauczinski habe ich den größten Respekt. Deshalb gibt es für mich kein böses Blut. Ganz im Gegenteil: Gerade die drei Genannten waren so fair, dass sie ehrlich zu mir waren. Bis ich 17 Jahre alt war, habe ich parallel Fußball und Handball auf einem hohen Niveau gespielt. Wenn man sich heute ansieht, dass bei Borussia Dortmund drei bis vier 17-Jährige bei den Profis mitspielen, kann man sich vorstellen, dass man nicht das nötige Top-Level erreicht, wenn man in diesem Alter noch zweigleisig fährt.

Tony Mamodaly Dynamo Dresdenimago

Tony Mamodaly: "Deine Identität wird dir zu einem Großteil vom Verein vorgegeben"

Welche Entscheidung bereuen Sie im Nachhinein?

Mamodaly: Ich bin großer Fan von Simon Sinek, der die Theorie aufgestellt hat, dass es im Leben zwei Arten von Spielen gibt, die sich in ihrer zeitlichen Begrenzung unterscheiden: Das Finite Game und das Infinite Game. Im Finite Game sind die Spieler, die Dauer und die Regeln bekannt. Außerdem ist bereits früh klar, wer die Gewinner und die Verlierer sind. Im Infinite Game sind die Spieler hingegen unbekannt, die Regeln sind veränderbar und es gibt keinen klaren Endpunkt. Diese beiden Modelle lassen sich auf das Business oder die Politik, aber auch das Leben allgemein beziehen. Wenn ich betrachte, wie ich das Finite Game damals gespielt habe, habe ich verloren. Betrachte ich aber das Infinite Game und sehe meine Erfahrung damals als Vorbereitung für meine heutige Karriere, habe ich jeden Rückschlag und jede negative oder positive Erfahrung gebraucht, um in der Position zu sein, in der ich heute bin.

Und dass sie das Finite Game Ihrer Profikarriere verloren haben, war Pech?

Mamodaly: Ich gehe zu 100 Prozent in die Eigenverantwortung und bin damit einverstanden, die Schuld bei mir zu suchen, sofern man von Schuld sprechen kann. Hätte ich früher mit dem Handball aufgehört, hätte ich nicht die gleiche kognitive und athletische Grundausbildung gehabt, da sich die beiden Sportarten bis zu einem gewissen Zeitpunkt auch gegenseitig befruchtet haben. Wenn man auf zwei Hochzeiten tanzt, ist es dennoch verständlich, wenn ein Trainer sagt: "Wieso soll ich einen Spieler mitnehmen, der am Freitag nicht beim Training ist, weil er noch etwas anderes macht?" Ein Trainer hat seine eigenen Ziele, für die er die Verantwortung trägt. Ich bin der Überzeugung, dass meine Chancen deutlich höher gewesen wären, wenn ich früher die Reißleine gezogen und mich für den Fußball oder den Handball entschieden hätte. Ob ich den Sprung dann geschafft hätte, sei dahingestellt.

Nach dem geplatzten Wechsel nach Nürnberg waren Sie laut eigener Aussage am Rande der Depression. Wie haben Sie sich nach den immer wiederkehrenden Rückschlägen motiviert?

Mamodaly: Depression ist ein großes Wort und ich habe mich damals bewusst entschieden, es so zu kommunizieren, da ich wusste, dass ich nicht der Einzige bin, dem es so ging. Ich war zwei oder drei Jahre lang Jugendnationalspieler im Handball, dann Nationalspieler im Fußball. Ich bin jeden Tag zum Training gefahren und habe das Stadion gesehen, in das am Wochenende 30.000 Leute kommen. Und dann war ich plötzlich in einer Situation, in der ich morgens aufgestanden bin und kein übergeordnetes Ziel mehr gesehen habe. Wichtig war für mich und meine heutige Arbeit die Erkenntnis, dass man sich als Spieler in einer Akademie zu 90 Prozent so entwickelt, wie es der Verein möchte. Es ist eine große Verantwortung, die alle Bundesligisten tragen, weil die Jugendlichen mehr Zeit in der Akademie verbringen als zuhause mit ihren Eltern oder in der Schule. Deine Identität wird dir also zu einem Großteil vom Verein gegeben.

Was bedeutete das für Sie im Zuge des Karriereendes?

Mamodaly: Wenn du dich nicht mehr darüber identifizieren kannst, "Tony von der TSG Hoffenheim" oder "Tony, der Nationalspieler" zu sein, fällst du in ein Loch und weißt nicht, woran du dich festhalten sollst. Ich hatte das große Glück, dass mich Christian Demirtas, den ich aus dem VDV-Camp für vertragslose Spieler kannte und der selbst in der Bundesliga gespielt hatte, anrief. Er erkundigte sich nach mir und fragte, ob ich mittlerweile einen Vertrag hätte. Da meinte ich: "Den einzigen Vertrag, den ich habe, ist mein Handyvertrag und ich weiß nicht, wie lange ich den noch bezahlen kann." Er brachte mich dann auf die Idee, in den USA aufs College zu gehen. Wenn dieser Anruf nicht gekommen wäre, weiß ich nicht, ob ich diesen Strohhalm gefunden hätte, an dem ich mich hochziehen konnte.

Waren Sie nach dem Anruf sofort überzeugt, dass Sie in die USA wollen?

Mamodaly: Christian sagte mir, er habe einen Kollegen, der mich nach Miami vermitteln könne. Schon bei Miami hatte ich abgeschaltet und gesagt: "Wann kann ich anfangen?" Aus meiner Sicht war das die letzte Chance, irgendwie etwas aus meinem Talent und meiner Leidenschaft zu machen. Seit ich sechs Jahre alt war, hatte ich das Ziel, Profi zu werden und musste mit 20 damit abschließen. Einen harten Abnabelungsprozess konnte und wollte ich nicht durchmachen, weshalb mir das College-System so die ideale Möglichkeit bot.

Doch auch der Weg in die USA lief nicht reibungslos, da der Collegeverband NCAA Ihren Vertrag in Dresden als Profivertrag bewertete.

Mamodaly: Ich hatte bereits meinen Stipendienvertrag an der Florida Atlantic University, 30 Kilometer außerhalb von Miami, unterschrieben. Ich war gerade aus dem größten Tiefpunkt meiner Karriere gekommen, hatte mich wieder gefangen und war bereit für einen Neustart. Für den 3. August war mein Flug gebucht, doch vier Tage zuvor rief mich mein Coach an, um mir zu mitzuteilen, dass ich "nicht eligible" für die Division 1 bin. Ich verstand überhaupt nicht, was er von mir wollte und sagte: "Kein Problem, wir sehen uns dann sowieso in ein paar Tagen." Er erwiderte: "'Nicht eligible' bedeutet, dass du nicht spielberechtigt bist und dein Stipendienvertrag nichtig ist. Wenn du hier nicht spielen kannst, kann ich dir auch kein Stipendium in Höhe von 40.000 Dollar geben." Führt man sich vor Augen, dass ich bereits beim ausgebliebenen Wechsel nach Nürnberg am Boden lag, war ich jetzt noch eine Etage tiefer. Das wollte ich nicht akzeptieren. Ich hatte gerade auf die Fresse bekommen, doch ich wollte wieder aufstehen und irgendeine Lösung finden, um mich aus dieser Situation zu befreien. Mein Schlupfloch war, dass es mit der NAIA einen kleineren Collegeverband gibt, über den ich an die St. Thomas University in Miami kam. Das hat mich extrem geprägt, weil ich merkte, dass es immer eine Möglichkeit gibt. Man hat immer die Chance, auf eine Situation zu reagieren und nicht zu reagieren ist auch eine Entscheidung. Das hat meine Einstellung insofern verändert, als dass ich die Dinge fortan positiver sah – das Glas war immer halbvoll.

Wie ging es weiter?

Mamodaly: Ich kam an eine kleinere Universität mit 3.000 Studenten abseits des Rampenlichts und es interessierte niemanden, wie wir am Wochenende spielten. Für mich war das eine Chance, etwas aus meinem Talent zu machen und meinen Bachelor abzuschließen. Ich kam aus einer Situation der Dankbarkeit und ich denke, das hat mich weit gebracht.

In Miami lebten Sie erstmals tausende Kilometer von daheim entfernt und waren auf sich allein gestellt. Wie sahen Ihre ersten Tage dort aus?

Mamodaly: Die USA boten mir die Möglichkeit, mit einem weißen Blatt Papier anzufangen. Meine Teamkollegen wussten von meinem Trainer nur, dass ich aus Hoffenheim komme und Ex-Nationalspieler bin. Alles andere hat niemanden interessiert. Ich kam in ein neues Land, eine neue Mannschaft und eine neue Kultur. Dieser Neuanfang war für mich Gold wert. Zudem konnte ich sehen, wie unterschiedlich die Lebenseinstellungen der Deutschen und der Amerikaner sind. Gerade wenn man im Fußballsystem groß wird, merkt man, wie eindimensional alles ist. Du bist jede Woche mit der Anzeigetafel verbunden; wenn du verloren hast, ist alles schlecht. Die Amerikaner gehen das Leben viel bereiter an und lassen auch Platz zum Scheitern. Es wird eine Scheiterkultur gefeiert, die ich so aus Deutschland nicht kannte. Dadurch lernte ich, dass die Rückschläge, die ich erlitten hatte, für meine Entwicklung womöglich das Beste waren, das mir passieren konnte.

Tony Mamodaly Bobcats InstaInstagram / touns_

Tony Mamodaly: "Ich habe Rassismus auf allen drei Kontinenten erlebt"

In Ihrem Team trafen Sie auf Menschen aus verschiedensten Ländern mit unterschiedlichsten Hintergründen. Wie veränderten diese neuen Perspektiven Ihre Weltsicht?

Mamodaly: Ich hatte schon als Kind das Glück, dass ich zwischen Deutschland und Madagaskar aufgewachsen bin und dementsprechend den Wohlstand, den wir in Deutschland genießen, im Verhältnis zur Armut in Madagaskar gesehen habe. Deswegen bin ich ohnehin mit einer Perspektive groß geworden, die es mir ermöglicht hat, zu verstehen, wie privilegiert wir leben. Was ich in den USA spannend fand, waren die verschiedenen Leute in meinem Umfeld und welchen Einfluss sie auf meine persönliche Entwicklung nahmen. Es gibt dazu den Spruch: "You become the average of the five people you spend the most time with.“

Was bedeutete das für Sie?

Mamodaly: Der Kapitän meiner Mannschaft in Miami war Schotte. An meinem ersten Tag fragte ich ihn nach seinem Notenschnitt und er antwortete völlig trocken, als sei alles andere keine Option: "1,0.“ Für mich war das komplett neu. Ich hatte mein Abi mit Ach und Krach mit 2,9 abgeschlossen und das auch nur, weil meine Mutter darauf bestanden hatte. Ich war immer davon ausgegangen, dass ich ohnehin Profi werde, weshalb mir die Schule nie sonderlich wichtig war. Der zweite Teamkollege, auf den ich traf, war Mexikaner und hatte an seiner vorherigen Uni in den USA nach vier Tagen sein Stipendium verloren, weil er Beifahrer von jemandem gewesen war, der betrunken Auto gefahren war. Er wusste selbst nicht, dass sein Kumpel etwas getrunken hatte, aber sein neuer Trainer statuierte an ihm ein Exempel und warf ihn raus, sodass er sein Stipendium verlor und zurück nach Mexiko musste. An meiner Uni bekam er eine zweite Chance und er war deshalb unfassbar besessen davon, erfolgreich zu sein und der Uni das Vertrauen in Form von guten Noten zurückzuzahlen.

Und die anderen?

Mamodaly: Der Dritte im Bunde war ein Schwede, Hitch, der auch mein Trauzeuge wurde. Er kam aus Schweden ins Silicon Valley und ging dort zwei Jahre lang zur Uni. Dort wurde er mit diesem Start-Up-Spirit ausgestattet. Er war der Erste, der zu mir sagte, er werde niemals für jemanden arbeiten - das kannte ich vorher gar nicht. Wenn du in einem NLZ groß wirst, zählt nur, ob du am Wochenende spielst – wir waren jetzt nicht unbedingt überdurchschnittlich belesen oder sprachen über Weltpolitik. Der Vierte war ein Italiener, der aus der Jugend von Sampdoria kam und nach meinem ersten Jahr für seinen Master an die Columbia University ging. Als er mir davon erzählte, war ich völlig baff, da ich die Columbia nur aus dem Fernsehen kannte. Es war für mich nicht greifbar, dass ich jemanden kenne, der dort studiert. Doch wenn man meinen Werdegang von dort aus 2,5 Jahre vorspult, habe ich meinen Bachelor mit 1,0 abgeschlossen, meine eigene Firma gegründet und meinen Master an der Columbia absolviert. Das wäre nie passiert, hätte es nicht diese einzelnen Begegnungen gegeben, die mich in irgendeiner Art und Weise geprägt haben. Daraus habe ich gelernt, dass es extrem wichtig ist, in was für einem Umfeld du dich bewegst und mit wem du dich abgibst.

Wie muss man sich die Spiele an der STU und das Drumherum vorstellen?

Mamodaly: Ich ging das College damals mit dem Ziel an, mich akademisch und beruflich weiterzubilden – und das mithilfe des Fußballs. Ich sah meine Zukunft nicht mehr auf Spielerseite. Deswegen war das für mich nicht mehr elementar wichtig, aber durch diese Lockerheit liefen die Dinge auf dem Platz plötzlich besser. Bei den Spielen hatten wir vielleicht 500 Zuschauer. In Florida kann es im Sommer bis zu 45 Grad warm werden und die Leute gingen deshalb lieber in klimatisierte Hallen und sahen sich Basketball oder Volleyball an. Es war trotzdem eine wahnsinnige Erfahrung, da ich meine Leidenschaft weiter ausleben und mir mit zwei Trainings am Tag ein Studium im Wert von 50.000 Dollar pro Jahr finanzieren konnte.

Bei Ihrem Start in Dresden wurden Sie in den sozialen Medien aufgrund Ihrer Hautfarbe mit Hassnachrichten konfrontiert. Haben Sie ähnliche Erfahrungen auch in den USA machen müssen?

Mamodaly: Wenn ich in Madagaskar gespielt habe, war ich immer der "Vazaha", also der Weiße, und in Deutschland galt ich immer als der Schwarze. In den USA war es dann etwas paradox, weil die Leute mich immer auf Spanisch ansprachen und dachten, ich sei Hispanic. Ich habe Rassismus auf allen drei Kontinenten erlebt. Für mich war das immer ein Ansporn und gleichzeitig die Verpflichtung, mehr zu machen und zu beweisen, dass die Leute in ihrer vereinfachten Weltanschauung falsch liegen. Dabei habe ich als Gemeinsamkeit aller drei Kontinente gemerkt, dass der Aufschrei immer dort am lautesten war, wo der Bildungsgrad am niedrigsten war. Solche Erlebnisse sind nie schön, aber sie prägen dich. Gerade in Bezug auf Black Lives Matter kann ich nicht nachvollziehen, dass wir im 21. Jahrhundert immer noch Rassismus in der Form erleben.

Viele Profisportler in den USA und auch in Europa solidarisierten sich mit der Black-Lives-Matter-Bewegung. Auch die TSG Hoffenheim setzte im vergangenen Jahr ein Zeichen, nachdem Ryan Sessegnon in den sozialen Netzwerken rassistisch angefeindet worden war.

Mamodaly: Dieses Engagement finde ich elementar wichtig. Der Sport nimmt in der Gesellschaft eine Rolle ein, in der er Werte vermitteln und diese in die Mitte der Gesellschaft weitergeben kann. Wenn man zum Beispiel die Auseinandersetzung zwischen LeBron James und Zlatan Ibrahimovic betrachtet, kann ich mich nur auf die Seite von LeBron schlagen. Er versteht seine Rolle in der Gesellschaft und weiß, dass er als Vorbild eine gesellschaftliche Verantwortung trägt. Deswegen finde ich es unfassbar wichtig, dass sich Sportler und Vereine engagieren. Ich denke aber auch, dass es von den großen Social-Media-Konzernen oder auch von Regierungsseite viel härtere Strafen geben muss. Ich verstehe nicht, warum ich auf Twitter, Instagram oder Facebook ungestraft einen Fake-Account erstellen und querbeet Leute beleidigen kann. Wenn ich in den Supermarkt gehe und Leute beleidige, bekomme ich dafür auch eine Strafe. Die Regulierungen müssten dahingehend deutlich verschärft werden.

Sie sind durch Ihre Arbeit auf mehreren Kontinenten unterwegs. Welche Rolle spielt dabei der Abbau von Vorurteilen?

Mamodaly: Das Schöne ist, dass wir dazu gar nichts kommunizieren müssen, weil wir es vorleben. Wir sind in Afrika und den USA unterwegs, wir haben eine Mannschaft mit Spielern aus verschiedensten Kulturen und man sieht, dass diese Diversität das Kollektiv fördert. In meinem Bereich versuchen wir, mit gutem Beispiel voranzugehen, damit Vorurteile oder Rassismus gar nicht erst Teil der Konversation werden können.

Tony Mamodaly über seine gescheiterte Profikarriere: "Es dauerte bestimmt sieben Jahre, bis ich den Schmerz loslassen konnte"

Zurück zu Ihrem Studium: Sie bekamen am College nur eine Spielgenehmigung und somit auch nur ein Vollstipendium für zwei Jahre, wodurch Sie dazu gezwungen wurden, Ihr Studium an der STU in Rekordzeit abzuschließen. Das taten Sie dann auch in 2,5 Jahren und mit einem Schnitt von 1,0. Was war dabei die größte Herausforderung?

Mamodaly: Am Anfang war es vor allem die Sprache. Es war nicht ohne, in einer neuen Sprache denken, schreiben und funktionieren zu müssen. Im Vergleich zu den Rückschlägen und Hindernissen, die ich im Fußball erlebt habe, war das Studium jedoch relativ einfach, weil ich klare Aufgaben hatte und wusste, welche Note ich zu erwarten habe, wenn ich sie erledige. Ich war zum ersten Mal zu 100 Prozent der Herr meiner eigenen Handlungen und konnte selbst darüber bestimmen, wo es mich am Ende hinführt. Als Leistungssportler muss man Eigeninitiative, Selbstdisziplin und Leidenschaft entwickeln, um in seinem Sport erfolgreich zu sein. Ich glaube, ein Studium ist dadurch für die meisten Sportler eher einfach zu handhaben, wenn sie die Inhalte interessieren.

Nach ihrem Bachelor-Studium in Miami hatten sie Angebote von der Columbia University und von Harvard. Was gab den Ausschlag für die Columbia University?

Mamodaly: Zu diesem Zeitpunkt war ich noch in der Marketing-Welt verankert und wollte unbedingt in das Zentrum der Business-Welt – und das ist New York. Das war eine Frage des Bauchgefühls.

Wie hat sich Ihr Leben in New York von dem in Miami unterschieden?

Mamodaly: Es war deutlich hektischer. In New York geht alles unglaublich schnell zu und man wird sofort in den Trubel hereingezogen. Ich habe manchmal am Wochenende gemerkt, dass ich durch diese Hektik gestresst war, obwohl ich selbst nichts zu tun hatte. Gleichzeitig ist das Renommee der Leute, die sich dort bewegen, außergewöhnlich. Ich traf Menschen, die an der Wall Street arbeiten, andere zogen gerade ihre Tech-Unternehmen hoch und jeder hat sein Ding gemacht. Das war schon inspirierend, wenn man selbst aus Mannheim kommt und bis dato nur den Fußball kannte.

In den USA spielten Sie am College weiter, heute führen Sie eine Beratungsagentur und arbeiten bei der TSG Hoffenheim. War es nie eine Option, dem Fußball gänzlich den Rücken zu kehren?

Mamodaly: Als ich in die USA kam, fing ich an, die TV-Show "Mad Men" anzusehen. Ich war damals sehr sensibel für neue Impulse und "Mad Men" hat mich gepackt. Deshalb wollte ich unbedingt in die Werbung. Es dauerte bestimmt sieben Jahre, bis ich den Schmerz darüber loslassen konnte, dass ich den Durchbruch im Fußball nicht geschafft hatte. Es ist extrem, wie lange das an dir nagt. In der Werbung habe ich meine Flucht gesucht und unter anderem in New York und in Frankfurt Praktika in Werbeagenturen gemacht. Dort habe ich aber schnell gemerkt, dass diese Arbeit für mich nicht erfüllend war. Ich wollte niemandem irgendwelche Produkte verkaufen, die er sich nicht leisten kann und mit denen er nur Menschen beeindrucken will, die er selbst nicht leiden kann. Danach war mir klar, dass ich etwas machen muss, wo ich meine – bis dahin ausschließlich negativen – Erfahrungen an junge Leute weitergeben kann. Deshalb gründete ich eine Agentur, die sich mit Spielern befasst, die den Sprung in Deutschland nicht schaffen und ihnen die Möglichkeit gibt, aus der Eindimensionalität des Profifußballs auszubrechen. Eigentlich war ich schon vom Fußball weg, aber dann hat es mich wieder zu meiner Leidenschaft hingezogen.

Was macht Ihre Agentur so besonders?

Mamodaly: Das erste Mal kam ich mit dem College-Sportsystem in Berührung, als mich vier der großen College-Vermittlungs-Agenturen über Facebook anschrieben. Die Nachrichten waren vorgefertigte Templates, die in dieser Form an alle Spieler in der Bundesliga, aber wahrscheinlich auch in der Oberliga, Landesliga und Kreisliga geschickt wurden. Gleichzeitig habe ich geschaut, welche Arbeit die guten Beratungsagenturen im Profifußball machten und wie individuell dort gearbeitet wurde. Ich habe mir damals beide Seiten angesehen und mir überlegt, was die College-Vermittler und die Berater jeweils gut oder schlecht machen. Letztlich haben wir einen Hybrid geformt, der in dieser Form noch heute einzigartig ist, was mich manchmal wundert, da es keine hohe Hürde gibt, um in diesem Bereich einzusteigen.

Einige Ihrer Spieler landeten bereits in der MLS. Auf welchen Werdegang sind Sie besonders stolz?

Mamodaly: Mich interessiert vor allem das Unbekannte hinter dem Bekannten. Jeder Spieler, mit dem wir arbeiten, hat zu irgendeinem Zeitpunkt seiner Karriere einen Knackpunkt erlitten. Eine der schönsten Geschichten ist Jan Engels, der aus der Akademie des KSC stammt und bis zur U17 Nationalspieler des DFB war. Jan hat sich vier Monate vor der U17-Weltmeisterschaft das Syndesmoseband gerissen und wurde in der Nacht versehentlich am falschen Fuß operiert, da alles schnell gehen musste. Plötzlich fiel er acht statt vier Monate aus und musste wieder das Laufen lernen. Sein Jugendtrainer Tim Walter ist zu diesem Zeitpunkt zum FC Bayern gewechselt und hätte ihn wohl mitgenommen, wäre er gesund gewesen. Der neue Trainer kannte Jan kaum und baute nicht mehr auf ihn. Für einen Spieler in diesem Alter ist das eigentlich gleichbedeutend mit dem Karriereende. Mittlerweile ist Jan seit fast drei Jahren am College. Wir haben aber auch mit Alexander Nitzl einen Spieler aus der TSG-Akademie, bei dem es mich freut zu sehen, wie er in den USA aufgeht. Es ist sehr erfüllend, dass wir Spielern, die am Boden sind und bei denen niemand hinterfragt, was schiefgelaufen ist, eine Perspektive bieten können. Ob wir sie dann in die MLS begleiten oder ihnen ermöglichen, mithilfe des Fußballs einen Abschluss zu machen und einen schönen Beruf auszuüben, ist sekundär.

Ihre Agentur führen Sie parallel zu Ihrer Aufgabe bei der TSG weiterhin. Wie ergänzen sich diese Rollen gegenseitig?

Mamodaly: Erstmal sind es zwei unterschiedliche Aufgaben und natürlich beziehen wir das auch intern in der Struktur mit ein. Wir haben in Hoffenheim momentan eine Durchlässigkeit in den Profibereich von 23 Prozent. Wenn man das mit allen anderen Nachwuchsleistungszentren vergleicht, die laut einer Umfrage der ARD im Schnitt auf 1,5 bis zwei Prozent kommen, ist das herausragend. 23 Prozent bedeuten aber auch, dass auf jeden Spieler, der den Sprung schafft, drei kommen, die ihn nicht schaffen. Deshalb bieten wir von innen heraus die Möglichkeit an, ans College zu gehen. Das ist etwas, das kein anderer Bundesligist bisher macht. Wir haben mit Paul Ehmann einen PHD-Kandidaten, der heute bei der TSG im Research Lab arbeitet und damals von unserer Akademie an die UC Santa Barbara gewechselt ist. Hendrik Hilpert, der auch bei uns in der Akademie war, ist an die Syracuse University gegangen und arbeitet heute an der Wall Street. Natürlich haben wir als Verein das primäre Ziel, Spieler für den Profibereich zu entwickeln. Wir haben auf diesem Weg aber auch die Verantwortung übernommen, andere Möglichkeiten aufzuzeigen. An dieser Stelle können sich meine beiden Rollen überschneiden.

Tony Mamodaly über seine Rolle in Hoffenheim: "Ich gehe immer noch mit Staunen durch die Geschäftsstelle"

Als Sie in der Jugend der TSG spielten, blockte der Klub Einladungen des DFB ab, weil die Verantwortlichen Ihnen übelnahm, dass Sie parallel bei den Rhein-Neckar-Löwen Handball spielten. Hatten Sie das noch im Hinterkopf, als Sie 2017 über Ihr damaliges Praktikum bei der Agentur Wasserman wieder mit der TSG in Kontakt kamen?

Mamodaly: Überhaupt nicht, dazwischen sind Jahre vergangen und gefühlt weiß auch niemand mehr so genau, was damals alles passiert ist. Ich sehe das so. In Hoffenheim hat alles gepasst: In der Bundesliga Fuß zu fassen, zuhause bei einem Verein, den ich bereits kannte, als er noch Jahre von dem entfernt war, was er heute ist. Ich gehe immer noch mit Staunen durch die Geschäftsstelle oder das Research Lab und bin jedes Mal aufs Neue begeistert, was dort für Innovationen auf die Beine gestellt werden.

Nach drei Jahren in regem Austausch kehrten Sie Anfang 2020 als Head of International Operations zurück nach Hoffenheim. Was muss man sich unter Ihrer Rolle vorstellen?

Mamodaly: Es ist eine komplexe und vielfältige Aufgabe. Zum einen befasst sich mein Job mit Strategie, zum anderen mit Innovation. In Anlehnung an das Kredo unseres Geschäftsführers Dr. Peter Görlich dreht sich alles um die Frage: Was müssen wir tun, um in fünf Jahren erfolgreich zu sein? Die Rolle knüpft an alle übergeordneten Bereiche des Vereins an – also an die Akademie, die Profis, ans Marketing, an die CSR-Abteilung oder auch ans Research Lab. Ich bin nicht an eine dieser Abteilungen gebunden, sondern kann differenziert auf Basis meiner Erfahrungen und Motivationen entscheiden, wie wir den Verein langfristig weiterbringen wollen. Dabei genieße ich den Luxus, dass meine Leistung nicht daran gemessen wird, ob wir am Wochenende gewinnen oder verlieren. Dadurch kann ich ergebnisunabhängig arbeiten.

Welche Schnittstellen bestehen dabei mit der sportlichen Abteilung? Sind Sie ins Scouting eingebunden?

Mamodaly: Gerade was die USA anbelangt ergänzen sich einige Sachen. Ich bin in sehr engem Austausch mit unserem Chefscout Basti Huber und der sportlichen Leitung sowie der Akademie. Dank der Partnerschaft mit dem FC Cincinnati haben wir die Möglichkeit, das Ganze auf vielen Ebenen voranzutreiben. Und zwar nicht nur im Scouting, sondern auch im Bereich Innovationen, Nachhaltigkeit oder CSR.

Sie sprechen die Kooperation mit dem MLS-Klub FC Cincinnati, die im vergangenen Jahr verkündet wurde, bereits an. Wie kam der Kontakt zustande?

Mamodaly: Die USA, als Land der Innovationen, sind für uns als Innovationsführer in der Bundesliga ein hochspannendes Thema. Deshalb ist es für die TSG wichtig unsere Perspektiven in dem Markt zu erweitern. Dazu suchten wir einen Partner in der MLS, da die Liga in Hinblick auf die WM 2026 sowie ihre neu strukturierte Jugendarbeit – die sogenannte MLS Next Academy – momentan an einem Wendepunkt ist. An Alphonso Davies, Tyler Adams, Weston McKennie, Josh Sargent oder Giovanni Reyna sieht man bereits, wie viele Top-Spieler aus den USA in der Bundesliga spielen. Also wollten wir Zugang zu diesem Markt im Bereich der Talente und Innovationen, aber auch um uns als Marke präsentieren zu können und unser Know-How zu erweitern. Mit Cincinnati haben wir nun einen Partner, dessen Akademie-Direktor Larry Sunderland U17-Nationaltrainer der USA ist. Ein großes Plus. Unsere sportliche Leitung um Alexander Rosen ist hier im regelmäßigen Austausch mit Cincinnati GM Gerard Nijkamp. Dazu haben wir wöchentliche sogenannte Task-Force Meetings in den wir uns zu Spielern aber auch über Innovationen und anderen Inhalte austauschen. Das ist für uns ein riesiger Mehrwert.

Das größte internationale Handlungsfeld der TSG ist Afrika, wo man verschiedenste Projekte zur Entwicklungshilfe betreut und mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) kooperiert. Welche Rolle nehmen Sie dabei ein?

Mamodaly: Auch hier sind wir im wöchentlichen Austausch mit unseren Partnern vor Ort. Da ist beispielhaft das Bundesliga Youth Ambassador Projekt in Kenia und Südafrika zu nennen, wo wir die universelle Kraft des Fußballs nutzen, um junge Menschen auszubilden und sozialen Wandel herbeizuführen. Meine persönlichen Erfahrungen in Afrika spielen dabei eine große Rolle. Als Verein sind wir trotz der aktuellen Lage immer noch jede Woche aktiv im Austausch und haben dazu die Projekte in die digitale Landschaft verfrachtet. Unsere Trainer aus der Fußballschule machen hier einen sensationellen Job. Sie geben den Teilnehmern viele wertvolle Inhalte mit, können dabei aber gleichzeitig auch für sich selbst viel mitnehmen, was sie wiederum bei uns vor Ort wieder einbringen.

Die TSG hat ihre internationalen Handlungsfelder in den vergangenen Jahren stetig erweitert. Wie soll es weitergehen?

Mamodaly: Ich sehe unsere Strategie weiterhin in Afrika und Nordamerika. Afrika ist für uns aber kein klassisches Internationalisierungsthema, da wir dort nicht mit der Absicht hingehen, Trikots zu verkaufen. Für uns geht es darum, etwas zu bewirken und Menschen zu helfen. In den USA möchten wir hingegen eine stärkere Handschrift im Markt hinterlassen und Wissen erlangen, das uns in Hoffenheim in verschiedenen Bereichen weiterhilft. Gleichzeitig wollen wir für unsere Talente aus der Akademie und punktuell auch bei den Profis zusätzliche Entwicklungsopportunitäten schaffen. So sehen wir zum Beispiel bei Franko Kovacevic aus unserer U23, der aktuell die Möglichkeit hat beim FC Cincinnati zu reifen, eine positive Entwicklung. Wie können wir das Thema Bildung stärker integrieren? Was können wir von anderen Sportarten, wie dem American Football oder Baseball, lernen? Was können wir aus anderen Systemen wie der NCAA lernen, in der die Spielgenehmigung junger Talente direkt an das Erreichen akademischer Ziele geknüpft ist? Wie können wir auch die Frauen stärker einbringen? All das sind Fragen, die uns beschäftigen. In den USA geht es also vor allem in die Richtung, Universitäten stärker einzubinden, das Ökosystem um die Partnerschaft mit Cincinnati auszubauen und uns stärker zu positionieren. Auch die Themen Nachhaltigkeit und Ökologie werden hier zukünftig eine noch größere Rolle spielen.

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