Giovanni Cobolli Tiago Mendes JuventusGetty/Goal

"Alessandro Del Piero reagierte auf mein Klopfen": Als Tiago Mendes Juventus-Boss Giovanni Cobolli auf der Toilette einschloss


HINTERGRUND

Es war wohl ein befremdliches Gefühl, das Alessandro Del Piero an diesem Tag im Sommer 2008 gehabt haben muss. Nichts ahnend auf dem Vereinsgelände unterwegs, hörte die Torjäger-Legende von Juventus Turin plötzlich ein lautes Klopfen. Schnell wurde klar: Jemand war auf der Toilette eingeschlossen. So etwas konnte ja versehentlich mal passieren. Nur dass es sich eben nicht um irgendjemanden handelte. Und dass es vor allem kein Versehen war.

Wie Del Piero nämlich zügig herausfand, war der Eingesperrte kein Geringerer als der Juve-Boss höchstpersönlich, der damalige Vereinspräsident Giovanni Cobolli Gigli. Dieser war seit einer Stunde in der misslichen Lage gewesen, in die er sich keineswegs selbst gebracht hatte. Es handelte sich stattdessen tatsächlich um eine Rache-Aktion des portugiesischen Profis Tiago Mendes.

Juventus: Cobolli wollte neue Spieler und Tiago deshalb verkaufen

"Die Geschichte, dass Tiago Mendes mich in der Toilette eingesperrt hat, ist wahr. Es ist schade, dass sie an die Öffentlichkeit gekommen ist, ich hatte sie einem Freund im Vertrauen erzählt", gab Cobolli gegenüber Sky Italia am Ende des Transferfensters in diesem Sommer zu. Denn darum ging es letztendlich: Man hatte sich wegen der Transferziele des Klubs in die Haare bekommen. 

Tiago galt beim italienischen Rekordmeister zu diesem Zeitpunkt als ein besonders teures Missverständnis. Zwischen 15 und 20 Millionen Euro hatte man erst im Vorjahr an Olympique Lyon überwiesen und war bereits nach einer Saison nicht mehr überzeugt. Cobolli wollte neue Spieler und brauchte dafür das nötige Kleingeld. Die Lösung lag auf der Hand: Tiago verkaufen, solange man noch ohne größere Verluste davonkam.

Tiago Mendes Juventus 2007Getty

Cobolli: "Del Piero sollte sich nicht die Schulter verletzen"

Das Problem für den Spieler war nun, dass den Turiner Verantwortlichen dabei jeder Abnehmer recht war. Der Portugiese wollte aber definitiv Champions League spielen und daher keineswegs zu Everton, Monaco, Manchester City oder Benfica, die als Hauptinteressenten galten. Als er seinen Vereinsboss in dieser angespannten Phase eines Tages auf die Toilette gehen sah, kam es in seinem Kopf wohl zu einer Kurzschlussreaktion - und er sperrte von außen ab.

Als wäre dies nicht schon eine unglaubliche Geschichte an sich, sorgt aber auch die Reaktion Cobollis auf die Rettungsversuche Del Pieros heute noch für einen Schmunzler: "Alessandro Del Piero hörte mein Klopfen und bot an, die Tür aufzubrechen. Ich sagte ihm, es sei besser, wenn das jemand anderes machen würde. Er sollte sich schließlich nicht vor dem Florenz-Spiel die Schulter verletzen."

Cobolli Gigli Juventusgetty

Juventus: Tiago blieb noch bis 2010, Cobolli bis 2009

Die Verantwortlichen der Bianconeri hofften noch bis zur letzten Minute des Transferfensters auf einen Verkauf des bockigen Portugiesen, wie der Präsident sagte: "Claudio Ranieri [damaliger Juve-Coach, Anm. d. Red.] rechnet damit, dass Tiago Teil der Mannschaft ist, aber im italienischen Fußball kann von jetzt auf gleich alles passieren. Hoffentlich hat Tiago um Mitternacht einen neuen Verein gefunden."

Aus diesen Hoffnungen wurde am Ende nichts. Erst im Januar 2010 verließ Mendes Turin auf Leihbasis zu Atletico Madrid, wo er im Sommer 2011 für acht Millionen fest verpflichtet wurde. Cobolli indes blieb bis 2009 Präsident von Juventus. Wie in diesem letzten gemeimsamen Jahr miteinander umgegangen wurde, ist nicht überliefert. Nach der Toiletten-Aktion im Sommer 2008 ist aber auszuschließen, dass die beiden noch beste Freunde wurden.

Werbung

ENJOYED THIS STORY?

Add GOAL.com as a preferred source on Google to see more of our reporting

0