HINTERGRUND
"Ich war mit meinem Bruder im Kino als mich mein Berater anrief. Er fragte mich: 'Was hältst du von Madrid?' Ich dachte zuerst, es sei Atletico. Also sagte ich: 'Mir gefällt aber auch Everton!'"
Dieses Telefonat zwischen Thomas Gravesen und seinem Agenten im Januar 2005 spiegelt ziemlich gut den Transfer wider, der kurze Zeit später zustande kam. Merkwürdig dient als passende Umschreibung. Denn für Gravesen ging es nicht zu den Rojiblancos, sondern Stadtrivale Real holte den Dänen - als Ersatz für Claude Makelele.
Auch seine damaligen Kollegen bei den Toffees konnten den Transfer "einfach nicht glauben", verriet der heute 45-Jährige bei FourFourTwo. Fortan spielte er also an der Seite von Zinedine Zidane, David Beckham, Raul und Co. und war Teil der legendären Galacticos.
Spielerisch passte Gravesen nicht wirklich dort hin, seine Aufgabe war allerdings lediglich das Zerstören, um den Superstars den Rücken freizuhalten. Insgesamt 18 Monate spielte er bei den Madrilenen und kam dabei auf passable 49 Einsätze.
Gravesen wenig begeistert von Galacticos bei Real
Rückblickend war er von seiner Zeit bei Real nicht sonderlich beeindruckt. "Es ist fantastisch, mit ihnen zu spielen, wenn sie im Flow sind, aber die Mannschaft fiel zu oft auseinander. Nur wenige liefen genug", erinnerte er sich Monate nach seinem Abgang beim Daily Record. "Wenn Spieler die Stars der Mannschaft sind und dementsprechend mehr verdienen, sollten sich auch vorangehen. Das taten sie aber nicht. Manchmal führten sie sich wie A****löcher auf!"
Sportlich konnte sich Gravesen wenig vorwerfen lassen, dennoch hatte er die ganze Zeit mit Akzeptanzproblemen zu kämpfen. Das wurde spätestens im Sommer 2006 klar, als Fabio Capello neuer Trainer wurde. "Er teilte mir auf eine extrem arrogante Weise mit, dass er mich nicht brauchen würde. Er kannte nicht mal meinen Namen und hat mir keine Chance gegeben."
Ab diesem Zeitpunkt stand er auf dem Abstellgleis und aus Frust kam es zu einem Krach im Training mit Robinho. Nach einigen "harten Tacklings" schlug der Brasilianer in Richtung Gravesen aus. "Daraufhin hatte ich es auf ihn abgesehen", gab er zu. Er senste Robinho übel um und die Streithähne wurden vom Verein suspendiert.
GettyEs sollte seine letzte Handlung als Real-Spieler sein. Er wurde an Celtic verkauft, zum Ende seiner Laufbahn kehrte der 66-fache Nationalspieler noch einmal zu Everton zurück. Seit seinem Karriereende 2008 zog er sich aus dem öffentlichen Leben zurück und gab nur selten Interviews.
Was man allerdings weiß, ist, dass er sein verdientes Geld klug angelegt hat und mittlerweile über ein kleines Vermögen verfügen soll, das ihm ein ruhiges Leben in Las Vegas in einer Nachbarschaft mit Andre Agassi, Steffi Graf oder Nicholas Cage ermöglicht.
Las Vegas als Lebensmittelpunkt hat jedoch wohl einen Hintergrund. Berichten zufolge gehört er dort regelmäßig zu High-Roller-Spielern beim Pokern und hat dort schon hohe zweistellige Millionen gewonnen, jedoch hin und wieder auch große Verluste verkraften müssen. Genaueres weiß man natürlich nicht - wie bei so vielen Themen seit dem Ende seiner Laufbahn als Fußballer.


