HINTERGRUND
Peguy Luyindula wollte eigentlich nur schlafen gehen in dieser Nacht. Endlich. Sein Problem hieß Thierry Henry. Gemeinsam mit dem späteren Weltklasse-Stürmer weilte Luyindula gerade bei Frankreichs U21-Nationalmannschaft.
"An diesem Abend durften wir im Hauptgebaüde von Clairefontaine (Trainingszentrum des französischen Verbandes, d. Red.) schlafen, das normalerweise für die A-Nationalmannschaft reserviert war", erinnert sich Luyindula, damals ein aufstrebendes Sturmtalent bei Racing Straßburg, laut mlssoccer.com. "Mein Zimmer war direkt neben dem von Henry, also ging ich rüber und wir spielten Pro Evolution Soccer."
Sie spielten zu zweit mit einem Team, Weltmeisterschaft. Um ein Uhr nachts ereilte die beiden angehenden Stars der echten Fußball-Welt im Halbfinale der virtuellen WM das bittere Aus. "Ich sagte ihm: 'Okay, Thierry, ich bin müde, ich gehe schlafen'", erzählt Luyindula.
Aber nicht mit Henry. Der Weltmeister von 1998 wollte das Ausscheiden so kurz vor dem Endspiel keinesfalls auf sich sitzen lassen. Luyindula erinnert sich: "Er packte mich, warf mich zurück aufs Bett und schrie: 'Ich lasse dich nicht gehen, bevor wir diesen Pokal gewonnen haben'. Ich antwortete: 'Es ist nur ein Videospiel! Lass mich gehen, ich will schlafen!' Doch er meinte nur: 'Nein, ich lasse dich nicht gehen. Wir müssen diesen Pokal holen'."
Henry und Luyindula: Weltmeister um 5 Uhr morgens
Luyindula blieb also, um nicht zu riskieren, seinen Teamkollegen noch mehr in Rage zu bringen. "Wir blieben bis 5 Uhr wach", verrät er. "Bis wir dann endlich die WM gewannen - und nachdem wir sie gewonnen hatten, war er so glücklich. Und um ehrlich zu sein: Ich war auch glücklich."
GettyWie wir alle wissen, avancierte Henry auch dank dieses unbändigen Ehrgeizes zu einem der besten Stürmer seiner Zeit. Unter anderem gelangen dem heute 44-Jährigen in 123 Länderspielen für Frankreich 51 Tore, neben dem WM-Titel 1998 wurde er zwei Jahre später auch noch Europameister. Mit Arsenal gewann er zweimal die englische Meisterschaft, mit Barcelona 2009 die Champions League.
Bei New York Red Bulls ließ Henry von 2010 bis Ende 2014 dann seine Karriere ausklingen - und in den USA traf er auch Luyindula wieder, der nach Stationen bei Lyon, Marseille oder PSG von 2013 bis 2015 ebenfalls für die New York Red Bulls spielte. Ob es dabei noch einmal zu Pro-Evolution-Soccer-Exzessen kam, ist nicht überliefert.
