ARDA TURAN TURKEYGetty Images

Arda Turan: Der Superstar der Türkei ist gefordert

Nur fünf der 23 Spieler im EM-Kader der Türkei spielen im Ausland. Darunter ist der Neu-Dortmunder Emre Mor, der bei seinem Kurz-Auftritt gegen Kroatien am Sonntag einen guten Eindruck hinterlassen hat. Dazu gehören auch die Bundesliga-Profis Nuri Sahin (Dortmund) und Yunus Malli (Mainz), die im ersten Spiel der Truppe von Trainer Fatih Terim nicht zum Einsatz gekommen sind. Und dazu gehören zwei Führungsspieler: Hakan Calhanoglu von Bayer Leverkusen – und der absolute Superstar: Arda Turan.

Der Mittelfeldmann steht noch einmal eine Stufe über all den anderen Kickern der Türkei – und das hat einen einfachen Grund: Im Sommer 2015 hat er nicht bei irgendeinem Verein unterschrieben, sondern beim FC Barcelona. Für 34 Millionen Euro Ablöse wechselten Arda von Atletico Madrid zu den Katalanen und zementierte damit seinen Status als bester und beliebtester türkischer Fußballer der Gegenwart.

"Hat einen tollen Wechsel gemacht"

Direkt nach seinem Transfer verkündete ein Istanbuler Bezirks-Bürgermeister, dass in dem Viertel, in dem Arda Turan aufgewachsen ist, eine Straße nach ihm benannt werden soll. Und Nationaltrainer Fatih Terim sagte vor ein paar Tagen: "Er hat einen tollen Wechsel getätigt. Er spielt in einer der größten Mannschaften der Welt", so der Coach.

ea001770ab0caba8237a23ca2415432d30320f89

Der Kapitän der Türkei, der zusammen mit Messi, Neymar und Suarez in einer Mannschaft steht. Klar, dass von solch einem Spieler noch viel mehr als von seinen Teamkollegen erwartet wird. Und genau deshalb war das 0:1 zum EM-Auftakt gegen Kroatien eine große Enttäuschung. Die Türkei spielte nicht besonders gut – und Arda Turan zeigte sehr wenig. So wenig, dass er nach dem Schlusspfiff bemerkenswert offene Worte fand. "Ich muss mich für meine schwache Leistung entschuldigen. Ich denke, dass ich schlecht gespielt habe", erklärte er bei TRT.

Die Statistik des Kroatien-Spiels untermauerte Ardas Ansicht: Der Star der Mannschaft hatte nur die sechstmeisten Ballaktionen seines Teams, gewann schwache 38 Prozent seiner Zweikämpfe und hatte weder einen Torschuss noch eine Torschussvorlage zu verzeichnen. Durchaus verständlich, dass er mehr von sich erwartet. Und viel mehr muss schon am Freitag im Spiel gegen die Spanier von Turan und der Türkei kommen (ab 21 Uhr im LIVE-TICKER), sonst droht im dritten Gruppenspiel mit Tschechien das Aus nach der Vorrunde.

Dass Arda gegen Kroatien weder auffallen noch glänzen konnte, dürfte nach dem vergangenen halben Jahr allerdings nicht allzu überraschend kommen. Durch Barcelonas Transfersperre fand sein Debüt für die Katalanen erst im Januar statt. Seitdem hat der Türke jedoch einen schweren Stand in der Truppe von Trainer Luis Enrique. Wenn alle Spieler fit sind, ist in der ersten Elf beim Großteil der Spiele kein Platz für Turan. Bei seinen wenigen und kurzen Auftritten – insgesamt spielte er nur rund 800 Minuten für Barca in der zweiten Saisonhälfte – wurde meist nicht deutlich, warum Barca für ihn so viele Millionen ausgegeben hat.

Vielseitigkeit als Problem?

Die Vielseitigkeit des Mittelfeldmannes könnte dabei das Problem sein. Seinen Platz hat er in Barcelona noch nicht gefunden. Zwar kann er im Mittelfeld von Barcelonas 4-3-3 alle Positionen einnehmen und auch im Sturm auf den Flügeln auflaufen, doch überzeugt hat er seinen Coach bislang noch nicht. Die fehlenden Einsatzzeiten führten allem Anschein nach zu fehlendem Selbstbewusstsein – und zu einer Formkrise. "Natürlich hätten wir uns gewünscht, dass Arda Turan bei Barcelona mehr gespielt hätte", erklärte Nationaltrainer Fatih Terim vor dem Kroatien-Spiel.

9d26a106418c190a13721556b74f450a5b487008
Arda Turan (l.) im Kopfballduell mit Kroatiens Kapitän Darijo Srna

Sein Schützling hatte es im letzten halben Jahr nicht nur schwer, Trainer Luis Enrique zu überzeugen, sondern auch die spanischen Medien, die Arda schnell als Flop abstempelten und ihm unter anderem die Niederlage im zweiten "Clasico" gegen Real Madrid anlasteten. "Es wäre besser, wenn die spanischen Medien ihn nicht für die Niederlagen verantwortlich gemacht hätten. Er ist trotzdem unser wichtigster Spieler", meinte Terim.

Seinen wichtigsten Mann nahm er gegen Kroatien nach 65 Minuten vom Feld. Ein Zeichen – und auch der Beweis, dass der Trainer die Leistung ähnlich wie Turan selbst eingeschätzt hatte. Am Sonntag noch setzte Terim das Zeichen – für die Türkei ist es wichtig, dass nun gegen Spanien am Freitag Arda Turan ein Zeichen setzt.

Werbung

ENJOYED THIS STORY?

Add GOAL.com as a preferred source on Google to see more of our reporting

0