Hristo StoichkovGetty Images

Jose Mourinho nannte ihn Gigant, Johan Cruyff baute sein Dream-Team um ihn: Die beeindruckende Karriere von Hristo Stoichkov


HINTERGRUND

10. Juli 1994, Giants Stadium in New York. Es läuft die 76 Spielminute, als sich Bulgariens Angreifer Hristo Stoichkov das Leder rund 20 Meter vor dem Kasten von Deutschlands Keeper Bodo Illgner zum Freistoß zurechtlegt.

Die Mauer in Person von Jürgen Klinsmann, Rudi Völler, Lothar Matthäus und Co. streckt sich vergebens: Stoichkov versenkt den Ball unnachahmlich vor den Augen der rund 75.000 Zuschauer im rechten unteren Eck zum Ausgleich im WM-Viertelfinale.

Der Treffer leitet nicht nur den späteren Sieg der Bulgaren, sondern auch das Aus der DFB-Elf ein, die als amtierender Titelträger überraschenderweise bereits in der Runde der letzten Acht die Segel streichen muss. Ausgerechnet gegen die Löwen, die bis zum besagten Turnier in ihren sechs Teilnahmen noch keinen WM-Sieg feiern konnten. 

Allen voran Stoichkov brillierte für seine Nation, gewann mit sechs Treffern gemeinsam mit dem Russen Oleg Salenko den Goldenen Schuh und führte sein Land bis ins Halbfinale, was bis heute der größte Erfolg der Nationalmannschaftsgeschichte ist. 

Ohnehin war das Jahr 1994 ein rekordhaltiges für Stoichkov, wurde er doch zusätzlich als bisher einzige Bulgare mit dem Ballon d'Or ausgezeichnet. Dabei verwies er Legenden wie Roberto Baggio und Paolo Maldini auf die hinteren Plätze.

Hristo Stoichkov Bulgaria Germany 07/10/94Getty Images

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Hristo Stoichkov und der FC Barcelona: Erst überlupft, dann verpflichtet

Die ersten Schritte im Profifußball machte Stoichkov 1985, als er mit 18 Jahren vom FC Hebros zum Traditionsklub ZSKA Sofia wechselte. Dort sorgte er im Kreise etablierter Spieler für Furore. "Sein außergewöhnliches Talent stand nie in Zweifel, außerdem verfügte er über einen sehr starken Charakter. Er verstand es meisterhaft, sein Talent optimal auszuschöpfen. Sein explosiver Speed und seine Abschlussstärke waren unglaublich", erinnerte sich einst sein ehemaliger Trainer Dimitar Penev. Mit Sofia gewann Stoichkov dreimal den Ligatitel sowie viermal den Pokal.

Für wesentlich mehr Aufsehen sorgte der Offensivmann im April 1989, als er mit dem bulgarischen Erstligisten im Halbfinale des Pokals der Pokalsieger auf den großen FC Barcelona traf. Johan Cruyff, damaliger Cheftrainer der Blaugrana, staunte nicht schlecht, als der seinerzeit 23-Jährige Barca-Keeper Andoni Zubizarreta elegant aus knapp 20 Metern überlupfte.

Zwar verlor Sofia beide Partien, doch Stoichkov hinterließ bei Barca einen bleibenden Eindruck. Der Stürmer erzielte bei den 2:4- und 1:2-Niederlagen alle Tore für seinen Klub gegen den spanischen Giganten - und im Sommer wechselte er anschließend nach Barcelona.

In der spanischen Metropole erlangte der Bulgare direkt Kultstatus. 1992 führte er das Team gemeinsam mit Größen wie Pep Guardiola, Ronald Koeman und Michael Laudrup zum ersten Champions-League-Sieg der Historie.

"Ich hatte ihn schon beobachten lassen, entscheidend waren für mich nicht seine Tore, sondern sein Charakter und seine Mentalität. Das war genau die Art von Spieler, die ich brauchte. Ich brauchte unbedingt eine starke Persönlichkeit und er war schnell, bissig, schlug fantastische Pässe und hatte vor dem Tor einen Killerinstinkt", schwärmte einst Cruyff vom Ausnahmekönner.

Hristo Stoichkov | BarcelonaGetty

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Gekrönt wurde Stoichkovs Karriere 1994 mit besagtem WM-Halbfinale, dem Titel des Torschützenkönigs und dem Goldenen Ball. Im selben Jahr wurde er in Spanien zum besten ausländischen Spieler sowie zum Fußballer des Jahres gewählt.

Trainerikone Jose Mourinho bezeichnete den Torjäger sogar als "Giganten". "Bei einem Turnier in Setubal in den späten 1980ern haben er, Kostadinov und Luboslav Penev mein Team förmlich demoliert. Er war so jung, aber so beeindruckend. Er gehört zu einer ganz besonderen Gruppe von Fußball-Giganten", adelte ihn der Portugiese.

Stoichkov: Ein Jahr Parma und wieder zurück

Nach einer glorreichen Saison 1993/1994 war Stoichkov Zeit bei Barca jedoch vorerst Geschichte. Nach durchwachsenen Leistungen verließ er die Spanier Richtung Parma, um nur ein Jahr später wieder an seine alte Wirkungsstätte zurückzukehren.

Fünf spanische Meisterschaften, zwei Pokalsiege und sechs Superpokalsiege stehen in Stoichkovs Barca-Vita. An seine herausragenden Leistungen konnte er nach seiner Rückkehr aus Italien allerdings nicht mehr anknüpfen, so dass sein Engagement 1998 endgültig endete.

Seine Karriere ließ er unter anderem in Saudi-Arabien, Japan und den USA ausklingen, ehe er 2003 seine Fußballschuhe an den Nagel hängte.

Besonders den Anhängern von Barcelona bleibt Stoichkov als Heilsbringer in Erinnerung, der deutschen Nationalmannschaft hingegen eher als Alptraum.

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