Ein Stück Pie und ein Pint Bier - für viele Fußball-Fans in England eine Tradition während eines Stadionbesuchs.
Aber das Essen in den Stadien ist häufig viel variantenreicher, egal ob nun gut oder schlecht. Die Palette reicht von feinen Würstchen und Pommes, die mit Sauce in ein knuspriges Brötchen gestopft werden, bis hin zu trostlosen Ofen-Pommes mit einem traurigen Stück Scheiblettenkäse on top.
Essen in Fußball-Stadien ist ganz anders als an den meisten anderen Orten. Und genau das inspirierte Tom Sibley dazu, auf Twitter und Instagram die Footy-Scran-Accounts ins Leben zu rufen, auf denen er das beste, aber auch schlechteste Essen dokumentiert, das die Fußball-Klubs ihren Fans anbieten.
Der 23-Jährige aus den West Midlands hatte vergangenes Jahr mit Footy Scran begonnen, inspiriert von manch besonders dreisten Speisen bei einem englischen Amateurspiel. Bis Footy Scran zum Internet-Phänomen wurde, dauerte es allerdings, bis die Zuschauer nach ihrem pandemiebedingten Ausschluss wieder zurück in die Stadien durften. Innerhalb weniger Monate hat der Account auf Twitter nun mehr als 100.000 Follower erreicht.
GOAL und SPOX trafen Sibley zum exklusiven Gespräch: "Was mich dazu brachte, Footy Scran zu gründen, war das Foto von Merthyr Town", erklärt er. "Das mit den Würstchen und Pommes, überzogen mit Currysauce und in einem Brötchen. Es erregte sofort meine Aufmerksamkeit, wie bei vielen anderen auch, und ich beschloss, mich auf die Suche nach anderen Essensvarianten zu machen."
"Ich habe Footy Scran zu Beginn des ersten Lockdowns gestartet, aber da keine Sportereignisse erlaubt waren, wurde mir logischerweise keinerlei Content gesendet", führt Sibley aus. Er löschte den Account also zunächst wieder. "Als man dann wieder in die Stadien durfte, kam mir der Account wieder in den Sinn - und es ist sehr gut angelaufen."
Footy Scran ist eine allgemeingültige Erfahrung in der oft zerrissenen und gespaltenen Welt der Fußballfans und hat im nationalen Fernsehen und Radio sowie in den sozialen Medien Debatten über den Zustand des Essens auf Fußballplätzen ausgelöst.
Da er das Konto ja eigentlich nur aus Langeweile eingerichtet hatte, war Sibley überrascht von der Resonanz. Mittlerweile wurden seine Tweets sogar von Spielern und prominenten Fußball-Fans aufgegriffen.
Sibley sagt: "Zu sehen, wie gut sich dieser Account entwickelt hat und wie schnell er gewachsen ist, hat mich völlig überrascht, vor allem, weil es beim ersten Mal so schlecht lief."
"Ursprünglich dachte ich, dass die Inhalte irgendwann abflauen würden, aber wir erhalten immer noch so viele Nachrichten pro Tag, dass das Ding durch die Decke geht. Manchmal kann es ziemlich überwältigend sein, besonders wenn ich die App auf meinem Handy öffne und die Nachrichten und Tweets sehe."
Die meisten der beliebten Tweets von Footy Scran betreffen die Klischees von minderwertigem, überteuertem Junkfood, das den Fans in den Stadien der Premier League untergejubelt wird.
Eine Auswahl an verbrannten Burgern bei Leeds United hat beispielsweise mehr als 1.000 Likes, während ein Double Cheeseburger mit Pommes für rund 22 Euro im Hospitality-Bereich bei Arsenal mehr als 6.000 Likes erhielt.
Sibley sagt jedoch, er wolle mit dem Konto Vereine fördern und loben, die über den Tellerrand hinausschauen und ihren treuen - und hungrigen - Fans hochwertiges Essen liefern.
"Es gibt überraschenderweise so viele großartige und einzigartige Lebensmittel, die man jetzt beim Fußball bekommen kann", sagt er.
"Die Pommes, die Wurst und die Currysauce im Brötchen sind ein absoluter Renner auf dem Konto - und das habe ich ebenjener Kreation zu verdanken. Ich war noch nicht einmal dort, um es zu probieren, was ich unbedingt nachholen muss."
"Etwas anderes, das ich erwähnen möchte, ist das Jerk Chicken bei Tooting und Mitcham, das es nur dort gibt, denn das habe ich noch in keinem anderen Stadion gesehen - und es sieht richtig gut aus."
"Leicesters rote Leicester-Wurstsemmel ist ein Hit: Eine riesige, mit Käse gefüllte Wurstsemmel - daran gibt es wirklich nichts auszusetzen."
"Auf der anderen Seite gibt es viel schlechten Kram in Fußballstadien. Aber das ist es eben auch, was viele Footy-Scran-Follower sehen wollen. Von den Pommes mit einer Scheibe Scheiblettenkäse in Birmingham bis zu den verbrannten Burgern an der Elland Road und sogar dem lächerlich überteuerten Burger mit Pommes bei Arsenal."
"Es gibt ein solch breites Angebot an Essen im Fußball auf der ganzen Welt und ich bin froh, dass ich eine Plattform habe, um das zu teilen."
Sibley ist Wolverhampton-Fan, geht dort oft ins Stadion und weiß daher aus erster Hand, wie miserabel das Essen beim Fußball sein kann.
Während Footy Scran für den Großteil seiner Inhalte auf Lesereinsendungen zurückgreift, hat Sibley auch die eine oder andere Geschichte über seine eigenen bizarren und deprimierenden Erfahrungen zu erzählen, wenn es um die oft nicht so schöne Herangehensweise an den kulinarischen Service im Stadion geht.
Er sagt: "Da ich Anhänger eines Premier-League-Teams bin, können Sie sich vorstellen, dass meine Erfahrungen mit dem Essen beim Fußball nicht besonders gut waren, da es normalerweise in großen Mengen hergestellt wird, was bedeutet, dass es fade, kalt und überteuert ist."
"Meine schlimmste Erfahrung mit Fußballessen war beim Spiel auswärts gegen Nottingham Forest, denn aus irgendeinem Grund gab es im Auswärtsblock nur Wurstsemmeln, die erst um die 70. Minute herum genug abgekühlt waren, um sie zu essen."
Warum also ist das Essen in manchen Fußballstadien so schrecklich? Für Sibley liegt es daran, dass viele den Profit über die Qualität stellen. Aber in einigen Stadien wendet sich das Blatt, da die Vereine ihre Palette erweitern und den Fans mehr als nur ein wässriges Bier und einen trockenen Pie anbieten wollen.
Er sagt: "Ich glaube, das Essen in Fußballstadien hat einen so schlechten Ruf, weil es in den höheren Ligen im Allgemeinen so schlecht und überteuert ist."
"Diese Unternehmen müssen Essen für Tausende und Abertausende von Menschen zubereiten, also machen sie es auf die schnellste und billigste Art und Weise. Das bedeutet aber eben, dass es nie besonders gut ist. Und oft wissen sie, dass die Leute, egal wie schlecht es sein mag, immer Essen beim Spiel kaufen werden."
"Auf der anderen Seite ist der Standard des Essens in den unteren Ligen deshalb so viel besser, weil sie es mit viel weniger Fans zu tun haben, sodass sie sich erlauben können, verschiedene Dinge auszuprobieren."
"Ein großes Problem mit dem Essen ist, dass es so überteuert ist. Burger und Pommes bei Chelsea kosten 14,50 Euro, bei Arsenal 15,30 Euro und selbst in Reading kostet das Schweinefleischbaguette 9,50 Euro."
"Diese Vereine und Lebensmittellieferanten müssen Geld verdienen, aber die Preise sind unverschämt, zumal ein Großteil des Essens wirklich schlecht ist."
"Vereinen wie Hull und Barnsley muss man hierbei wirklich Anerkennung zollen, denn sie probieren mit ihren "Loaded Chips", "Loaded Beef Nachos", "Chicken Flatbreads" und vielem mehr völlig neue Lebensmittel für den Fußball aus - und das für gewöhnlich für Preise zwischen knapp 5 und 6 Euro, was viel billiger ist als bei vielen anderen Vereinen. Und die Qualität ist wirklich sehr gut."
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