Cristiano Ronaldo mag geahnt haben, dass schon wieder ein anderer besser war. Denn noch bevor Champions-League-Sieger Virgil van Dijk anstatt des portugiesischen Superstars zu Europas Fußballer des Jahres gekrönt wurde, setzte er zur großen Kampfansage an. Die Ärmel des schlichten, weißen Hemdes hochgekrempelt, neben ihm sein Dauerrivale Lionel Messi, der ebenfalls leer ausgehen sollte. Die Botschaft: Abgehalftert sind wir noch lange nicht.
Erlebe die Champions League live auf DAZN. Jetzt Gratismonat sichern!
"Ich glaube, ich sehe gut aus für mein Alter. Ich hoffe, dass ich nächstes Jahr hier bin - und in zwei Jahren und auch in drei. Die Menschen, die mich nicht mögen, die werden mich hier sehen", sagte der mittlerweile 34-jährige Ronaldo bei der Verleihung des Preises im mondänen Grimaldi Forum in Monaco. Ein ambitioniertes Vorhaben des Mannes, der mit vier Titeln (2008, 2014, 2016, 2017) den Rekord hält. Schon im Vorjahr hatte er gegenüber Vize-Weltmeister Luka Modric das Nachsehen gehabt, damals hatte Ronaldo gar die Zeremonie geschwänzt.
Europas Fußballer des Jahres: Messi und Ronaldo in den letzten zwei Jahren nicht gewählt
Wer ihn kennt, weiß, dass ihn so etwas eben wurmt - und stärker macht. Wenn jemand mit dann Ende 30 noch bei den ganz Großen mitspielen kann, dann wohl er, der Modellathlet. Die Kraft und den Ansporn dafür zieht er auch aus der ganz besonderen Beziehung zu Messi. Wie zwei Seiten derselben Medaille wirken sie manchmal, treiben einander zu Höchstleistungen an. "Wir teilen uns diese Bühne seit 15 Jahren, er und ich. Ich weiß nicht, ob es das je im Fußball gegeben hat. Dieselben zwei Typen die ganze Zeit auf der gleichen Bühne", sagte Ronaldo.
Für den ganz großen Wurf reichte es zuletzt für keinen von beiden. Der 32-jährige Messi, 2009, 2011 und 2015 Europas Bester, war mit dem FC Barcelona im Halbfinale der Champions League ausgeschieden. Ronaldo in seiner ersten Saison bei Juventus Turin sogar im Viertelfinale - der Gewinn der neuen Nations League mit Portugal lief etwas unter dem Radar. Aus der Fassung bringt dies beide keinesfalls - sie können schließlich jeder auf fünf Weltfußballer-Titel und zusammen auf neun Champions-League-Titel zurückblicken. Das beruhigt.
Ein paar kleine Sticheleien für van Dijk, der als Abwehrchef des FC Liverpool die erfolgsverwöhnten Stürmer überragte, gab es trotzdem. Dass der Verteidiger ihm und Portugal mit den Niederlanden im Nations-League-Finale unterlegen war, vergaß Ronaldo nicht zu erwähnen. Van Dijk nahm es mit Humor und lachte. So auch Messi, der rechts von Ronaldo saß, als jener einen ganz besonderen Wunsch vorbrachte. "Ein Abendessen hatten wir noch nicht zusammen, aber ich hoffe, das passiert noch in Zukunft", sagte Ronaldo. Und vielleicht können sie dann ja wieder auf einen Titel anstoßen.


