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Sergej Milinkovic-Savic bei der WM 2018: Plötzlich Serbiens Zukunft


HINTERGRUND

Dusan Tadic, in der erfolgreichen WM-Qualifikation Serbiens bester Vorbereiter, war nach dem WM-Auftaktsieg gegen Costa Rica beeindruckt von seinem Nebenmann in der Kreativzentrale. "Er hat großes Talent und das Potenzial, es ganz weit zu bringen. Das ist alles", sagte er zunächst noch eher nüchtern zu Goal, um die Erwartungen an Sergej Milinkovic-Savic nicht unnötig noch weiter nach oben zu treiben. Doch dann ließ sich Tadic doch noch zu einem pathetischen Satz hinreißen. "Er ist die Zukunft des serbischen Fußballs."

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Ein Satz, der ob der Qualitäten des 23-jährigen Mittelfeldspielers von Lazio Rom so logisch klingt. Und dennoch hätte ihn vor einem guten halben Jahr wohl niemand so ausgesprochen.

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Milinkovic-Savic hatte es schwer, in Serbiens Nationalteam Fuß zu fassen. Auf dem Weg zum Endrunden-Ticket nach Russland absolvierte er keine einzige Minute, der 1:0-Erfolg gegen Costa Rica am Sonntag war sein allererstes Pflichtspiel für Serbien. Mit 23. Warum das so lang gedauert hat, fragen sich viele serbische Fans derzeit zurecht.

Gegen Costa Rica war Milinkovic-Savic der auffälligste Akteur seines Teams. Er spielte kluge Pässe, inszenierte Torraumszenen, drehte feine Pirouetten um seine Gegenspieler und stieß immer wieder auch selbst in den Strafraum. Der 1,91-Meter-Mann ist eine dieser modernen Mischungen aus Achter und Zehner, der alles hat, um ein ganz Großer zu werden.

Milinkovic-Savic: Vorbilder Toure und Matic

Vergleiche mit Frankreich-Legende Zinedine Zidane, die ob seiner Spielweise bereits aufkamen, schmeicheln Milinkovic-Savic, er orientiert sich aber lieber an anderen Größen. "Ich sehe mich mehr wie Yaya Toure", sagte er im Interview mit FIFA.com und ergänzte: "Auch zu Nemanja Matic habe ich schon immer aufgeblickt."

Matic ist bei der WM in Russland nun der, der ihm den Rücken frei hält. Gemeinsam mit Luka Milivojevic räumt Matic auf der Sechs auf, damit Milinkovic-Savic, Tadic und Co. ihre Kreativität ausleben können. Trainer Mladen Krstajic setzt voll auf den Mann, der offenbar das Interesse von Klubs wie Paris Saint-Germain, Juventus Turin oder Manchester United geweckt hat und für den Lazio mindestens 100 Millionen Euro fordern will.

"Er muss im Kopf klar bleiben", appellierte Teamkollege Tadic nach dem starken Auftritt zum WM-Auftakt daran, dass sich Milinkovic-Savic von den Gerüchten über seine Zukunft nicht ablenken lassen darf. "Vor ihm liegt eine großartige Zukunft."

Sergej Milinkovic-Savic Serbia 17062018GettySergej Milinkovic-Savic (l.) bei Serbiens WM-Auftakt gegen Costa Rica

2015 kam er für 18 Millionen Euro aus dem belgischen Genk nach Rom, hat sich seither kontinuierlich weiterentwickelt. In der Premieren-Saison noch fremdelnd, war Milinkovic-Savic in den letzten beiden Jahren der Schlüsselspieler in Lazios Mittelfeld, in der abgelaufenen Spielzeit gelangen ihm in der Serie A zwölf Tore und vier Vorlagen.

Serbiens Ex-Nationalcoach Slavoljub Muslin hatte dennoch keine Verwendung für den Hochbegabten. Milinkovic-Savic passe nicht in sein System ohne echten zentralen Spielmacher, beharrte er. Die Verbandsspitze redete auf ihn ein, drängte ihn beinahe zur Nominierung von Milinkovic-Savic, der im spanischen Lleida geboren wurde und Teile seiner Jugend wegen der Karriere seines Vaters, der ebenfalls Fußballprofi war, in Österreich verbrachte.

Serbien: Muslin ließ Milinkovic-Savic außen vor, Krstajic setzt auf ihn

Doch Muslin blieb stur, musste unter anderem deshalb trotz gelungener WM-Quali Ende Oktober letzten Jahres seinen Hut nehmen. Unter Muslins Nachfolger Krstajic war Milinkovic-Savic dann gleich gesetzt, debütierte schon im Test gegen China Anfang November endlich auch für die A-Nationalelf.

Dass Milinkovic-Savic irgendwann mal 100 Millionen Euro wert sein und offensiv seinen Traum von einem Engagement bei Real Madrid formulieren würde, schien in seiner Jugend nicht zwingend vorhersehbar. "Er war technisch sehr gut, hatte ein gutes Auge für das Spiel, hat sich aber nicht so immens von den anderen abgehoben", sagte Reinhard Holzschuster, der Milinkovic-Savic als Nachwuchskicker beim Grazer AK trainierte, mal der Krone

Serbien bei der WM 2018: Kader, Spielplan, Ergebnisse, Highlights

"Er war nicht der große Trainierer, ein irrsinniger Freigeist, der unglaubliche Dinge machen konnte - aber in jede Richtung“, fuhr Holzschuster fort. Sein jüngerer Bruder Vanja, heute Ersatzkeeper beim FC Turin, sei fokussierter gewesen, habe den Fußball ernster genommen als Sergej. Vielleicht ist es aber gerade diese Leichtigkeit, die Milinkovic-Savic so stark und bei der WM für Serbien möglicherweise so wichtig macht.

Er steht für das Unerwartete, das Überraschende im Angriffsdrittel, ob mit oder ohne Ball. Etwas, das den Serben in jüngster Vergangenheit mitunter abging, als allzu viel von den Einfällen eines Dusan Tadic abhing. Milinkovic-Savic, der im Nationalteam so lange keine Rolle spielte, verleiht dem Offensivspieler der Serben eine neue Dimension. Gelingt ihm das auch am Freitagabend (20 Uhr im LIVE-TICKER) gegen die Schweiz, ist er auf bestem Wege, einer der Stars dieser WM zu werden. 

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