Eigentlich sah es lange Zeit nicht danach aus, als ob der Hamburger SV noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv werden würde. Man sei mit der Kaderplanung zufrieden und wolle selbst nach den Ausfällen von Filip Kostic und Rick van Drongelen lieber dem eigenen Nachwuchs eine Chance geben. Zumindest galt diese Aussage für ein paar Tage.
"Es ist nicht geplant, vertragslose Spieler zu verpflichten. Wir haben auch junge Spieler, die wir entwickeln wollen", sagte Cheftrainer Markus Gisdol nach der 0:2-Niederlage gegen RB Leipzig. Nun folgt die Kehrtwende. Der HSV verpflichtet Sejad Salihovic .
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Der 32-Jährige spielte zuletzt in der Schweiz beim FC St. Gallen und war seit Juli auf Vereinssuche. Eine Ablöse wird in diesem Fall nicht fällig. In der Hansestadt bekommt der Bosnier einen stark leistungsbezogenen Vertrag bis zum Saisonende.
Eine Reaktion auf den längerfristigen Ausfall des Flügelstürmers Kostic, der mit einem schweren Muskelfaserriss mindestens vier Wochen fehlen wird. "Sejad ist ein erfahrener Bundesliga-Spieler, der über Jahre hinweg seine Qualitäten unter Beweis gestellt hat und auf mehreren Positionen variabel einsetzbar ist. Er kann uns auch kurzfristig eine Hilfe sein", erklärt Sportchef Jens Todt diese Verpflichtung.
Ist Salihovic noch gut genug für die Bundesliga?
Vielen Fans ist der Linksfuß wegen seiner Schusstechnik und gefährlichen Standards in guter Erinnerung geblieben. In 176 Bundesliga-Spielen für die TSG Hoffenheim und Hertha BSC traf er 46 Mal (davon zehn per Freistoß) und bereitete 36 Tore vor. Mit diesem Transfer geht der HSV ein überschaubares Risiko ein. Er bekommt einen Spezialisten für Ecken und Freistöße, eine Qualität, die sonst niemand in diesem Kader auszeichnet, für einen geringen Preis. Zudem ist der ehemalige Nationalspieler Bosniens auf mehreren Positionen in Mittelfeld und als linker Verteidiger einsetzbar.
Allerdings bleibt die Frage offen, ob Salihovic noch auf allerhöchstem Niveau mithalten kann. Die Qualität der chinesischen ersten und zweiten sowie der schweizerischen ersten Liga sind mit Deutschlands höchster Spielklasse kaum zu vergleichen. Selbst Zweitliga-Klubs aus der Schweiz sollen sich Gerüchten zufolge im Sommer gegen seine Verpflichtung entschieden haben.
Er selbst fühle sich zwar "fit wie noch nie", wie er am Mittwoch bei seiner Vorstellung ankündigte. Aber reicht es wirklich noch für die Bundesliga? Oder soll Salihovic lediglich den Kader auffüllen und nur im Falle weiterer Ausfälle zum Einsatz kommen? Ob er für das anstehende Spiel gegen Hannover 96 am Freitag (20.30 Uhr im LIVETICKER ) eine Option ist, wird sich in den nächsten Trainingseinheiten herausstellen. Gisdol bleibt für diese Entscheidung aber nicht viel Zeit.


