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Der ungewöhnliche Aufstieg von Nazim Sangare: Noch lange nicht am Ende


HINTERGRUND

Nazim Sangare hatte eine klare Botschaft: "Wir kämpfen bis zum Schluss. Denn es ist nicht zu Ende, bis wir sagen, dass es zu Ende ist", schrieb er vor knapp einer Woche auf Instagram. Was Sangare auf Türkisch der Welt mitteilte, bezog sich nach dem Last-Minute-3:3 seiner Nationalmannschaft gegen das DFB-Team natürlich auf das Ausgleichstor in letzter Sekunde, das den Gästen ein respektables Ergebnis gegen den Weltmeister von 2014 bescherte. Aber es bezieht sich auch auf Sangare selbst, der noch vor fünf Jahren von einem Länderspiel so weit entfernt war, wie es ein Rechtsverteidiger vom Mittelstürmer auf dem Platz ist.

Denn der 26-Jährige begann seine Karriere ganz vorne in der Angriffsmitte, aktuell kämpft er aber mit Zeki Celik um den Platz rechts hinten bei der Türkei. In den Jugendteams von Alemannia Aachen glänzte der in Köln geborene Sangare, Sohn eines Guineers und einer Türkin, noch ganz vorne mit Toren und schaffte den Sprung in die damals vom Ex-Bundesliga-Profi Horst Steffen trainierte A-Jugend Borussia Mönchengladbachs. "Herr Steffen hat mich auf der Rechtsverteidigerposition gesehen, obwohl ich mich als Offensivspieler empfohlen habe. Das war eigentlich ein verlorenes Jahr“, sagte Sangare noch im Sommer 2016 der Neuen Osnabrücker Zeitung. Welchen Weitblick Steffen eigentlich bewiesen hatte, war zu diesem Zeitpunkt nicht einmal Sangare selbst klar.

Sangare startet nach "verlorenem Jahr" durch

Er hatte im Seniorenbereich bei Alemannia Aachen und Fortuna Düsseldorf II zwar nicht mehr als Mittelstürmer, aber immer noch im offensiven Mittelfeld gespielt und sich mit 21 Scorerpunkten in 33 Regionalliga-Spielen für den Wechsel zum VfL Osnabrück empfohlen. Dritte Liga immerhin, aber mit 22 Jahren immer noch meilenweit von der Nations League entfernt. In Osnabrück sah Trainer Joe Enochs in Sangare, genau wie Horst Steffen zuvor, einen Rechtsverteidiger – und im zweiten Anlauf auf der ungewohnten Position klappte es: Sangare überzeugte hinten rechts und erarbeitete sich einen Stammplatz. Er überzeugte in einer Saison auch den türkischen Erstligisten Antalyaspor, der im Sommer 2017 zugriff und sich den selbstverständlich offensivstarken ehemaligen Offensiven für nur 250.000 Euro sicherte.

GERMANY ONLY: NAZIM SANGAREimago images / Team 2
Quelle: imago images / Team 2

Nach einigen Monaten der Eingewöhnung zeigte Sangare, dass seine Entwicklung mit dem Wechsel in die Türkei noch lange nicht zu Ende war: Er erkämpfte sich zu Jahresbeginn 2018 den Stammplatz bei Antalyaspor und wurde zur festen Größe. Wieder waren die Leistungen konstant gut, sodass Nationaltrainer Senol Günes Sangare im Mai 2019 zu seinem Debüt für die Türkei verhalf. Zwar erst einmal nur in einem Freundschaftsspiel gegen Griechenland, aber die Nations League war nun zum Greifen nah – und Sangare griff zu.

Er gehört aktuell zum festen Günes-Kader und durfte im September beim 0:0 gegen Serbien sein erstes Pflichtspiel in der Nations League für die Türkei bestreiten. Zwar hat momentan wieder mit Zeki Celik sein Konkurrent im Kampf um die Rechtsverteidiger-Position die leicht besseren Karten beim Coach, doch das Kapitel Nationalmannschaft ist deswegen für Sangare noch lange nicht zu Ende.

Und auch auf Klub-Ebene ging seine Entwicklung in letzter Zeit weiter: Für knapp zwei Millionen Euro Ablöse holte ihn mit Fenerbahce einer der großen Klubs der Türkei, der nach einem sechsten und einem siebten Platz in den Vorjahren wieder oben in der Süper Lig angreifen will.

Was für Nazim Sangare auf seinem ungewöhnlichen Karriereweg nun noch folgt, weiß er wohl auch nicht. Aber eines hat er deutlich gemacht: Solange er nicht sagt, dass es zu Ende ist, wird es für ihn weiter nach oben gehen.

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