HINTERGRUND
März 2005, es läuft die 58. Minute im WM-Qualifikationsspiel zwischen Tschechien und Finnland, als BVB-Spielmacher Tomas Rosicky den Ball auf der rechten Außenbahn der eigenen Hälfte knapp fünf Meter vor der Mittellinie zugespielt bekommt. Der Nationalspieler dribbelt über die Mittelfeldmarkierung, legt sich das Rund in unnachahmlicher Manier an zwei Gegenspielern vorbei und läuft plötzlich im Vollsprint alleine auf den finnischen Keeper zu. Rosicky behält die Übersicht, legt quer zum mitgelaufenen Jan Polak - 3:1 für die Tschechen.
4:3 hieß es am Ende einer spektakulären Partie für die in weiß gekleidete Reprezentace. Anschließend gehörten die Schlagzeilen Rosicky, dem 24-jährigen Mittelfeldregisseur, der einen Treffer sowie zwei Vorlagen beisteuerte und alle in seinen Bann zog. "Das war wie Maradona zu seinen besten Zeiten", titelte die spanische AS, während die Marca von "absoluter Weltklasse" sprach.
Es war wahrlich kein Zufall, dass ausgerechnet die Medien der iberischen Halbinsel über Rosicky sprachen. In der spanischen Hauptstadt war er nämlich seit einiger Zeit als potenzieller Neuzugang gehandelt - und das nicht nur als ordinärer Neuzugang: Der Borusse sollte in die Fußstapfen des scheidenden Welt- und Europameisters Zinedine Zidane treten.
BVB in finanzieller Not: Rosicky-Millionen sollten Abhilfe schaffen
Ein Aspekt, der Rosickys damaligem Arbeitgeber durchaus entgegenkam. Die Westfalen befanden sich ihrerzeit in einer finanziell existenzbedrohlichen Situation, waren also auf Spielerverkäufe angewiesen, um jeden Preis.
"Angesichts der finanziellen Situation des Vereins, werden sie gezwungen sein, zwei Spieler zu verkaufen. Das könnten ich selbst und Ewerthon sein", wurde Rosicky in tschechischen Medien zitiert. Der BVB "wollte mich in der Vergangenheit für eine unglaubliche Summe verkaufen. Aber jetzt werden sie mit ihren Erwartungen runtergehen müssen", betonte der Offensivspieler und eröffnete das Wettbieten um seine Person kurzerhand höchstselbst.
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Rosicky hatte die Königlichen ohnehin immer als seinen Traumklub bezeichnet, und Real den "kleinen Mozart" seit einiger Zeit als Traumtransfer. Wie passend, dass Präsidentschaftskandidat Lorenzo Sanz bereits im Sommer 2004 eine Verpflichtung Rosickys, und der seines Landsmannes und EM-Torschützenkönigs Milan Baros (seinerzeit beim FC Liverpool) im Rahmen einer erneuten Übernahme des Amtes (war zwischen 1995 und 2000 Präsident bei Real) als Wahlversprechen nutzte.
Pavel Paska, damaliger Berater beider Akteure, bezeichnete die Angelegenheit im kicker einst als "ganz heiße Geschichte." Während Baros sofort zu den Madrilenen stoßen sollte, war Rosickys Wechsel für das darauffolgende Jahr vorgesehen. Seine Zukunft sah Letzterer ohnehin bei einem größeren Klub.
Kein Sanz, kein Real: Rosicky wechselte zum FC Arsenal
Doch aus den Plänen wurde nichts. Baros wechselte zu Aston Villa, Sanz verlor die Wahl gegen Amtsinhaber Florentino Perez und auch Rosicky wählte letztlich einen anderen Weg.
Fünf Jahre, eine deutsche Meisterschaft, 189 Pflichtspiele sowie 24 Tore und 47 Vorlagen nach seiner Ankunft im Sommer 2001 von Sparta Prag, war das Kapitel Rosicky beim BVB dennoch Geschichte. Er verließ den klammen Verein, allerdings in Richtung England und ging für zehn Millionen Euro zum FC Arsenal.




