Ronaldo 2002Getty Images

"Es war schrecklich!": Der wahre Grund für Ronaldos legendäre Frisur von 2002


HINTERGRUND

Es ist ein warmer Sommerabend in der japanischen Millionenmetropole Saitama. Nachdem das türkische Überraschungsteam um Hakan Sükür gegen Titelfavorit Brasilien bereits in der Gruppenphase denkbar knapp an einer Sensation vorbeischrammte, geht es an diesem Tag im Jahr 2002 um nichts Geringeres als den Einzug ins WM-Finale.

Doch zu all der Anspannung und Vorfreude gesellt sich kurz vor Anpfiff im Stadion und auch vor den TV-Schirmen eine gewisse Komik. Die brasilianische Nationalhymne läuft und die Kamera fängt nach und nach die entschlossenen Gesichter der Selecao-Stars ein. Als sie beim angehenden Weltfußballer Ronaldo Halt macht, trauen einige ihren Augen kaum.

Nur noch ein kleines schwarzes Dreieck ist von der Haarpracht des Angreifers von Real Madrid übriggeblieben. Der Rest seines Kopfes ist frei rasiert. Was sich wohl gemeinsam mit den Vokuhilas der 1980er-Jahre in die lange Liste der schlimmsten Fußballer-Frisuren aller Zeiten einreiht, hat jedoch einen tieferen Sinn.

Ronaldo über legendäre Frisur: "Entschuldige mich bei allen Müttern"

Ronaldo macht keinen Hehl daraus, dass auch er sich zum Ende der WM 2002 kaum im Spiegel ansehen wollte. "Es war schrecklich!", reagierte der heute 44-Jährige im Interview mit der Sports Illustrated auf sein kurioses Haardreieck von 2002: "Ich entschuldige mich bei allen Müttern, die mitansehen mussten, wie ihre Kinder den gleichen Haarschnitt bekamen."

Doch warum tat er sich dann dieses fiese Haardreieck an? So kurios die Idee war, so einfach war der Gedanke dahinter: Die Frisur sollte ablenken. Ronaldo plagten kurz vor dem Halbfinale gegen die Türkei Knieprobleme und für die Medien gab es kaum ein anderes Thema. "Also habe ich den Haarschnitt gemacht", erklärte Ronaldo.

"Ich sah meine Teamkollegen und fragte: 'Gefällt es euch?' Sie sagten: 'Nein, es ist furchtbar! Schneide es ab!'", erinnerte sich der frühere Real-Star. Und nicht nur seine Teamkollegen sprangen auf den Schnitt an: "Die Journalisten sahen meinen Haarschnitt und vergaßen die Verletzung."

Ronaldo Nazario de Lima - BrazilGetty Images

Mit der Pieke: Ronaldo schießt Brasilien ins WM-Finale

Der Plan ging also auf und Ronaldo konnte am darauffolgenden Tag gegen die Türkei befreit aufspielen. Nach einer druckvollen Anfangsphase der Türkei übernahm die Selecao immer mehr die Spielkontrolle, ehe in der 49. Minute Ronaldos Stunde schlug.

Vom linken Strafraumeck drang er umzingelt von drei Verteidigern in den Strafraum der Türken ein und zeigte dann einen Geniestreich, mit dem Torwart Rüstü Recber wohl niemals gerechnet hätte. Mit der Pieke zog Ronaldo aufs lange Eck. Der Keeper hatte zwar noch die Hände am Ball, konnte das Unvermeidliche aber nicht verhindern.

Ob es die Frisur war, die Ronaldo an diesem Abend in Saitama zu seinem goldenen Moment verhalf, lässt sich wohl kaum sagen. Dennoch war er es, der mit seinem Treffer Brasilien den Weg ins WM-Finale ebnete, wo ihn auch Oliver Kahn nicht aufhalten können sollte. Mit zwei Treffern im Endspiel und einer fürchterlichen Frisur wurde Ronaldo zum zweiten Mal Weltmeister.

Werbung

ENJOYED THIS STORY?

Add GOAL.com as a preferred source on Google to see more of our reporting

0